Die Oscars sind beeinflussbar. Zumindest, wenn wir für diese Beeinflussung ihre britische Schwester (BAFTA) und die werten Gildengesellen (SAG, PGA, WGA, DGA) zurate ziehen. Gemeinhin glaubt man nun leider (gerade im deutschsprachigen Raum) auch, der Golden Globe hätte eine gewichtige Bedeutung für dieses doch eigentlich sehr unwichtige Kabinettstückchen namens Awardzirkus. Wir lösen diesen Unsinn daher gerne auf: Nein, der Golden Globe ist mindestens ebenso wichtig und relevant wie die Kritikerauszeichnungen der einzelnen amerikanischen Bundesstaaten. De facto also: gar nicht. Man könnte den Golden Globe auch als ziemlich populäre Zurschaustellung des Sexismus verstehen. Das wäre zumindest richtiger, als seine Bedeutung für den Oscar fortwährend zu betonen.
Nachdem dies nun geklärt wäre und hoffentlich verstanden wurde, können wir uns den neusten Gewinnern dieser Farce widmen. Zum einen stimmt uns die Erkenntnis froh, dass Matthew McConaughey den Gewichtverlust für seine herausragende Leistung als Ron Woodroof so weit hinter sich hat, um eine ziemlich eigensinnige aber trotzdem amüsante Dankesrede geben zu können. Jennifer Lawrence dagegen ist nach all ihren Gewinnen des vergangenen Jahres immer noch nervös wie eh und je. Das erhöht aber eher ihre Oscar-Chancen, als sie zu senken. Wobei auch das an anderen Dingen als ihrem Schauspiel liegen könnte. Ansonsten mag manch einer von der Performance des seit Monaten haushohen Favoriten „12 Years a Slave“ merkwürdig berührt sein, der tatsächlich noch den Preis für das beste Drama gewann, ansonsten jedoch eher zu pikierten Gesichtern führte. Als grundsolider Verlierer gab sich dagegen Bruce Dern, der mit „Nebraska“ sein Alterswerk vorstellte und gegen das eines anderen verlor. Leonardo DiCaprio nämlich konnte tatsächlich wieder eine Dankesrede vor Publikum aufführen. Seine Darstellung des Gier- und Geldgurus Jordan Belfort in Martin Scorseses „The Wolf of Wall Street“ erhitzt derweil weiter die Gemüter. Koks und Titten sind abseits Hollywoods nur für die Wenigsten etwas.
Welche Erkenntnisse können wir nun aus den diesjährigen Golden Globes herleiten? Dass U2 wirkt, wenn es um Mandela geht? Dass Newcomer den besten Score beherrschen („All is Lost“)? Dass David O. Russell immer eine Schnute zieht? Dass Sex sich doch am Besten verkauft? Positives noch am Rande: Spike Jonze bleibt wohl ohne Zweifel die beste Wahl seit einigen Jahren für das beste Drehbuch. Der Film ist ebenso überragend. Das gehört aber weniger an den Rand!
Die Gewinner im Überblick
Bester Film – Drama
- „12 Years a Slave“
Bester Film – Komödie oder Musical
- „American Hustle“
Beste Regie
- Alfonso Cuaron, „Gravity“
Bester Hauptdarsteller – Drama
- Matthew McConaughey, „Dallas Buyers Club“
Beste Hauptdarstellerin – Drama
- Cate Blanchett, „Blue Jasmine“
Bester Hauptdarsteller – Komödie oder Musical
- Leonardo DiCaprio, „The Wolf of Wall Street“
Beste Hauptdarstellerin – Komödie oder Musical
- Amy Adams, „American Hustle“
Bester Nebendarsteller
- Jared Leto, „Dallas Buyers Club“
Beste Nebendarstellerin
- Jennifer Lawrence, „American Hustle“
Bestes Filmdrehbuch
- „Her“, Spike Jonze
Beste Filmmusik
- „All is Lost“
Bester Filmsong
- Ordinary Love („Mandela“)
Bester fremdsprachiger Film
- „The Great Beauty“
Bester Animationsfilm
- „Frozen“
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