Die 64. Berlinale ist seit diesen Donnerstag eröffnet und die ersten Filme liefen bereits über die Kinoleinwände. Nachdem sich die Jury um Präsident James Schamus am Morgen den teilweise fragwürdigen Fragen gewidmet hatte, stand danach die Pressekonferenz zu „Grand Budapest Hotel“ an. So ein immenses Staraufgebot auf einmal zu sehen, war natürlich etwas ganz besonderes und die Aufregung im Saal deutlich zu spüren. Bill Murray, mit gewohnter Lässigkeit und Schlafmütze, Edward Norton, Saoirse Ronan, Ralph Fiennes, der Regisseur Wes Anderson, Tony Revolori, Tilda Swinton, Jeff Goldblum und Willem Dafoe nebeneinandersitzen zu sehen, war ein schöner erster Moment des diesjährigen Berliner Filmfestivals. Wes Anderson erzählte viel über seine Inspiration durch Stefan Zweig und dass einige der Crew unter anderem „Sein oder Nichtsein“ von Ernst Lubitsch als Vorbereitung gesehen hatten. Der Eröffnungsfilm sei vor allem eine Hommage an die deutsch-österreichische Kultur und Architektur.

Am Abend betrachteten wir den ersten Film aus der Sektion Panorama, die immer wieder Überraschungen (beispielsweise „The Broken Circle“) liefert: „2030 – Nuoc“, ein ambitionierter Science-Fiction-Film aus Vietnam, der bei uns unterschiedlich aufgenommen wurde. Für mich hielt die Dreiecksbeziehung inmitten einer zukünftigen Katastrophe durch eine Jahre andauernde Landüberschwemmung einiges an emotionaler Tiefe bereit, bei meinen beiden Kollegen Julia und Sebastian hielt sich die Begeisterung jedoch in Grenzen. Am Freitag widmete ich mich zuerst einem sehr sensiblen, gleichnamigen Biopic über den französischen Modeschöpfer Yves Saint-Laurent, die ausführliche Kritik folgt in Kürze. „Two Men in Town“ („La voie de l’ennemi“), eine moderne, erweiterte Version von „Endstation Schafott“ aus dem Jahre 1973, mit Forest Whitaker in der Hauptrolle überzeugte mich nach einigen gewaltigen Durchhängern am Ende doch zumindest zufriedenstellend. Zum Abschluss genoss ich noch den japanischen Film „Ugetsu – Erzählungen unter dem Regenmond“ (1953) von Kenji Mizoguchi aus der Sektion Retrospektive, die sich speziell mit der Ästhetik der Schatten beschäftigt.

Alle Pressekonferenzen sind ebenso live und im Nachhinein auf der offiziellen Seite der Internationalen Filmfestspiele Berlin einzusehen.

Besprechungen im Überblick

Grand Budapest Hotel (Ausführliche Kritik)

Die Frage aus dem Publikum, wie er es schaffe, auch hoch bezahlte Darsteller für Nebenrollen zu gewinnen, beantwortete Bill Murray in der Pressekonferenz mit: „We like him.“ Sie mögen ihn, die Schauspieler, das ist ein Fakt, denn ansonsten würde er nicht bei jedem seiner Filme mit einem Ensemble dieser Klasse auftrumpfen können. Die Resultate sind von warmer, wohlfühlender, unterhaltender Natur und punkten generell durch Sympathie und Extravaganz. Gerade letztere ist aber ein Auslöser für polarisierende Meinungen. Denn das überaus gesättigte Bild besteht aus einer lieblichen Wärme voller Details: für eine Groteske zu zurückhaltend, für eine Satire zu weich, für eine Komödie gerade richtig.

Yves Saint-Laurent (Ausführliche Kritik)

Wer Mode und Fashion schon immer als oberflächlichen Snobismus empfunden, sich aber im Grunde nur oberflächlich damit beschäftigt hat, sollte sich „Yves Saint-Laurent“ ansehen. Das Biopic über das französische Genie brilliert durch eine sensible Darstellung eines fragilen Charakters, der abhängig ist von der Liebe, der Zuneigung, seinem Schaffen und seiner manischen Krankheit, in die er sich stürzt, wie andere in eine Religion. Die atemberaubenden Original-Kostüme, die typisch französisch-stilvolle Art der Inszenierung, die clevere Erzählweise aus Sicht seines ewigen Gefährten Pierre Berges sind nicht nur modeinteressierten Menschen zugänglich, sondern allgemein Liebhabern von subtilen Dramen. Jalil Lesperts Film bietet erstklassige schauspielerische Leistungen und zeigt sowohl die Sonnen- als auch Schattenseiten des wohl einflussreichsten Modeschöpfers aller Zeiten, der 2008 verstorben ist.

Meinungen

Teile uns deine Meinung zu „Berlinale 2014 – Tag 1 und 2“ mit. Die Angabe eines Namens, einer korrekten E-Mail-Adresse sowie der Kommentartext sind verpflichtend. Alle Meinungen werden moderiert.

Kinostart: 14.09.2017

Mr. Long

In seiner neunten Berlinale-Teilnahme schickt Sabu Rindersuppen in den Wettbewerb.

Kinostart: 27.07.2017

Django

Étienne Comars Debüt eröffnet mit einem Porträt über Django Reinhardt die 67. Berlinale.

Kinostart: 06.04.2017

Tiger Girl

Jakob Lass’ dritter Langfilm zeigt erneut befreites, deutsches Kino basierend auf einem Skelettbuch.

Kinostart: 09.03.2017

Wilde Maus

Josef Haders Debüt als Regisseur ist ein harmloser Film über Kommunikation und Schnee.

Mr. Long

Sabu, Japan (2017)

Zerbrochene Leben und einstürzende Neubauten: In seiner neunten Berlinale-Teilnahme schickt Sabu Rindersuppen in den Wettbewerb.

Wilde Maus

Josef Hader, Österreich (2017)

Selbstmord durch gefrorenes Wasser: Josef Haders Debüt als Regisseur ist ein harmloser Film über Kommunikation und Schnee.

Occidental

Neïl Beloufa, Frankreich (2017)

Italiener trinken keine Cola! Neïl Beloufa verzettelt sich in seinem chaotisch-absurden Kammerspiel-Debüt.

Tiger Girl

Jakob Lass, Deutschland (2017)

Freiheit durch Reduktion: Jakob Lass’ dritter Langfilm zeigt erneut befreites, deutsches Kino basierend auf einem Skelettbuch.