Zum dritten Mal führt Sylvester Stallone nun in „The Expendables 3“ sein Team an illustren Leinwand-Söldnern an, die zum vermeintlichen Old-School-Actionfest antreten. Und auch in diesem Streich bringen die Ambitionen und deren Umsetzung nicht die erhoffte Mischung für ein befriedigendes Filmerlebnis zusammen. Je mehr man nämlich an Starpower aufstockt (hier dürfen erstmals Harrison Ford, Mel Gibson, Wesley Snipes und Antonio Banderas mitmischen), scheint die eigentliche inszenatorische Aufarbeitung dieser immer mehr in den Hintergrund zu rücken. Wie sonst erklärt man sich den verstärkten Einsatz von Doubles, niedrig aufgelösten Archivaufnahmen für Schauplatz-Etablierungen, lausigen Greenscreen-Effekten für jede beliebige Situation sowie digitale Mündungsfeuer und Explosionen en masse, mit denen man ernüchternd abgespeist wird? Ganz zu schweigen von dem leidlichen, fehlkalkulierten Einsatz des PG-13-Ratings, das jedes kämpferische Szenario ablenkend zu hemmen versteht – da ist das Schnitt-Konzept an sich aber auch schon auf verlorenem Posten, da es zwischen wackelndem Chaos und kohärent-statischen Handlungsmomenten jonglieren muss.
Letztere beherbergen wiederum den stärksten Faktor alter Schule, da die hier wirkende Story – von Barney Ross (Stallone) und seiner Angst, seine Kollegen an Verräter-Ex-Kumpel Stonebanks (Gibson) zu verlieren, weshalb er eine Truppe mit neuen Stärken zusammenstellt, welche aber von Stonebanks gekidnappt wird, wodurch die alten Herren noch mal alle zusammenkommen, um den großen Showdown zu markieren – gutes Genre-Futter für die Ewigkeit abgeben könnte und in ihrem klassischen, methodischen Aufbau von Newcomer Patrick Hughes gar nicht mal so kontemporär-hektisch vorangetrieben wird. Ein großer Vorteil für die Ehrlichkeit des dort enthaltenen Männerkino-Ethos und -Pathos stellt das Zurückschrauben selbst-referenzieller Ironie der Besetzung dar, welche dem zweiten Teil der „Expendables“-Reihe zwar eine gute Menge Unterhaltung, aber auch heuchlerische Verachtung fürs lieb gewonnene Genrekino seiner Darsteller verpasste. Nun verhält man sich wenigstens wieder so, dass die uralten Schwarz-Weiß-Zeichnungen, Tropes und markigen Schlagabtausche in diesem Universum noch etwas bedeuten – doch problematisch wird es, wenn diese Anwandlungen nur wenig Raum zum Entfalten bekommen und ihre Kraft nur in extensiven Wortgefechten über vergangene Abenteuer und Waffen-technischen Schwanzvergleichen beweisen können, selbst wenn dort der größte Spaß an der ganzen Sache liegt.
Stattdessen wird nämlich Platz gemacht für eben jenen neuen Trupp aus von allen Ecken zusammengekratzten Söldnern (unter anderem Kellan Lutz, Victor Ortiz und sogar eine Frau, Ronda Rousey), die ihre einzelnen Fähigkeiten gut beherrschen, jedoch als Charaktere äußerst funktional und schablonenhaft daherkommen, aber dennoch reichlich Screentime einnehmen, obwohl der Fokus des filmischen Pfiffs auf Stallone vs. Gibson und den alten Haudegen zwischendrin liegt. Es soll wohl wieder mal bewiesen werden, dass das alte Eisen noch immer die einschlägigsten Manöver austeilt. Mit dieser Gewissheit möchte der ikonische Stallone hier wohl gerne zu den Tönen von Neil Youngs „Old Man“ abschließen, so sehr der von ihm ko-geschriebene Film aber auch auf die Versöhnung der Generationen hinarbeitet.
Doch es kann nicht oft genug gesagt werden: Die Stärken der Alten sind einfach zu selten an der Reihe, werden verschenkt und in sparsam-zusammenproduzierter Beliebigkeit abgehalftert. Man bemerke allein, wie wenig der prominente Schwarzenegger in diesem Film taugt oder gar sein neuer Partner Jet Li (ausschließlich mit einem Maschinengewehr umherballernd); wie offensichtlich Ford seine Rolle in zwei Tagen runtergerasselt hat, ohne zu wissen, wo er sich überhaupt gerade befindet; wie Snipes anfangs reichlich Energie vorweist, mit der man im Verlauf des Films nichts weiter anstellt; wie man Antonio Banderas in die Gruppe reinlässt, wobei er nicht so cool sein darf wie einst in „Desperado“, sondern nervigen Bullshit daherquasselt; wie viele entscheidende Szenen als Gespräche in einem Flugzeug-Set ausgelöst werden, fast schon mehr als in „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“.
Das ist alles etwas zu wenig von dem, was man als designierter Enthusiast solch eines Konzeptfilms erwartet und zu viel vom literarischen Ballast konventioneller Erzählformen, alle Charaktere unter einem Hut zu kriegen – über zwei Stunden Laufzeit wird das zwar bewegte, aber nicht bewegende oder spannende Prozedere durchlaufen, erlebt hier und da die eine oder andere aberwitzige Spitze (siehe beispielsweise Stonebanks’ Megabombe, Stallones und Stathams Englisch/Kauderwelsch, Fords greise Planlosigkeit und Mel Gibsons fantastisches Schauspiel für die hölzernsten Zeilen), geht aber meistens aus dem Weg, echten Genuss an sich selbst zu finden, erst recht mit der Einschränkung der Altersfreigabe im Rücken. Und dennoch kommt dann wieder ein Finale zusammen, das trotz kotziger Ostblock-Atmosphäre dicke Geschütze auffährt, die Talente des Casts in heraufbeschworener familiärer Teamarbeit herausfordert (siehe auch die „Fast & Furious“-Reihe) und besonders gelungene Pointen im Action-Handling präsentiert, sich dem explosiven Exzess hingibt und die muskulösen Hünen ehrfürchtig überwältigt.
Sogar ein dynamischer, wenn auch um eine Minute zu kurzer Mano-A-Mano-Faustkampf lässt das Herz aufspringen, gefolgt von einem angenehm dringlichen Ticking-Clock-Happy-End, wie es Steven Seagal zu seinen besten Zeiten hingekriegt hätte. Nun denn, hätte sich das kreative Team hinter diesem Film mehr auf solche Genre-Schönheiten konzentriert und sich nicht der narrativen Verwässerung hingegeben, könnte man jetzt noch von einer goldigen Zukunft für dieses Franchise reden – so wie es jedoch derzeit aussieht, wird die Nachfrage allmählich versiegen. Wann gelingt denn jemandem endlich mal der würdige Abgesang auf diese cineastischen, ikonischen Cowboys vergangener Jahrzehnte oder vielleicht sogar das explosive Comeback, das man sich seit jeher von jenem Zusammentreffen der ersten „Expendables“ erhofft hatte? Rette uns, John Milius!
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