Styropor taugt als Feenstaub und rote Wachsmalstifte als blutrünstiger Splattereffekt. Wenn schließlich noch Reptillus Maximus in die Arena des Kinderzimmerkolosseums hechtet – Plastikpanzer, Schurz und Kampfstab inklusive – und das Reich des physischen Vergnügens ohne Stecker zurück erobert: Wer jubelt da nicht, egal wie kurz das Stelldichein letztendlich ist? Und ein ziemlich schnell verdrückter Marshmallow ist „Toy Story That Time Forgot“ nun wirklich: mit seinen 22 Minuten, minimalster Storyline und Aussage in der Größenordnung eines Weihnachtssterns. Am Rande geht es im neuen Kapitel mit Cowboy Woody, Space Ranger Buzz und Konsorten um die Herrschaft der Computer, Videospielkonsolen und aller weiteren Formen der technologisierten drei- oder vierdimensionalen Unterhaltung. Bonnie nämlich, die in „Toy Story 3“ Andys Spielzeuge übernahm und diese fortan liebevoll umsorgte, besucht zwei Tage nach Weihnachten ihren Freund Mason. Wo es ein wenig anders im Land der lizenzierten Spielzeuge abläuft. So ein multimediales Schloss wie dort gibt es bei Bonnie ja glücklicherweise nicht.
Heißt aber auch, dass Steve Purcells Kurzfilmsonderausgabe für die kleine Mattscheibe (die immerhin zweite nach „Toy Story of Terror!“) allein thematisch unzählige Reminiszenzen an den ersten Spielfilm birgt, mit dem John Lasseter im Jahr 1995 (far far away) den Animationsfilm erst populär und Pixar zur Hochburg wildester Pixelwesen machte. Die Spielzeugfindung Buzz’ ist hier eben jene Reptillus’ – und die ist gewohnt schwer, weil die Packungsbeilage und initiierte Aufgabe der Plastikfigur durch ein Kind erlöst werden muss. Problem ist also nur der Liebesentzug. Im letzten Spielfilm bedeutete es in einem Kindergarten schon das Schreckensregime eines Bären, den sein Kind verstieß. Bei „Toy Story That Time Forgot“ weiß der Dinosauriergladiator um seine Bestimmung jedoch erst gar nicht, weil offensichtlich nie zuvor mit ihm gespielt wurde, er weder abgewetzt aussieht noch Masons Namen auf dem Fuß trägt. Kommt aber noch, versprochen! „Toy Story“ offenbarte seit jeher ohnehin vielmehr die Menschlichkeit seiner Figuren, als sie auf eine absonderlich originelle Odyssee zu schicken. Darin bereitet gewiss auch diese kurze Episode genügend Freude, bevor es 2017 im vierten Spielfilm wieder bis zur Unendlichkeit geht … und noch viel weiter. Steve Purcell sorgt eben gerne für Sehnsucht.
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