Archäologe zu sein scheint heutzutage ein ziemlich leichter Job: Man wirbt ein bisschen mit seinen zwei Doktortiteln und den vier Fremdsprachen, die fließend beherrscht werden – und schon liegt einem ganz Paris zu Füssen. Scarlett (Perditta Weeks) ist zudem noch recht hübsch anzuschauen, überredet ihren Fast-Freund George (Ben Feldman) und Kameramann Benji (Edwin Hodge) mitzumachen und findet im Pariser Nachtleben den Topführer für den Untergrund, Papillon (Francois Civil). Seine Truppe erklärt sich schnell für ein neues Abenteuer bereit. Schließlich lockt nicht nur der Stein der Weisen, welcher, wie man sich als Kenner der „Harry Potter“-Reihe erinnern mag, von Nicolas Flamel gefunden wurde und ewiges Leben schenken kann. Papillon ist vielmehr an dem großen Schatz interessiert, der sich irgendwo unter der Stadt befinden soll. Und schon geht es zu wie bei einem fröhlichen Wochenendausflug. Mit leichtem Gepäck und erstaunlich wenig Ausrüstung macht sich die Gruppe auf in den Untergrund.

Helden, die sich unerschrocken in die Katakomben einer Stadt begeben, gab es schon viele, allen voran und unvergessen Harrison Ford als Indiana Jones. Langsam tastet man sich vor durch das Dunkle und Geheime, erlebt so einiges an Schreckmomenten und ist doch gefesselt ob der zahlreichen Wendungen und unerwarteten Entdeckungen. Übernatürliche Elemente verstärken manch klaustrophobische Atmosphäre und erzeugen wohliges Gruselgefühl. Alles richtig machte einst Neil Marshall mit seinem Horror im Abgrund, „The Descent“ (2005). Danach stellte man für einige Zeit die Taschenlampe neben das Bett und fühlte in dunklen Hauseingängen noch öfters ein Schauern im Rücken. So kann und sollte es sein. „Katakomben“ macht sich davon jedoch wenig zunutze. Zwar wurde vornehmlich an Originalschauplätzen gedreht und die mit zahlreichen Knochen und Schädeln gespickten engen Gänge unterhalb von Paris bieten ein durchaus beengendes düsteres Bild: Die Brüder John Erick und Drew Dowdle gaben sich bei der Entwicklung des Drehbuchs allerdings nicht viel Mühe.

Ganz im Gegensatz zu ihren Vorgängerwerken „Quarantäne“ oder „Devil – Fahrstuhl zur Hölle“ ist es um die Spannung dieser gut gemeinten Abenteuergeschichte schnell geschehen. Viel zu schnell wird das düstere Geschehen in den engen Tunneln von einem ungewohnt lustigen Touch abgelöst, wenn plötzlich ein Telefon klingelt, das Scarlett zu kennen scheint oder just ein Klavier im Weg steht, auf dem George einst gespielt hat. Natürlich kann es sich hierbei nur um die Vergangenheit handeln, mit der die Truppe konfrontiert wird. Nichts wird aber erklärt, man stolpert von einem mysteriösen Ereignis zum nächsten, findet hier ein Symbol und dort einen Schriftzug und hinterfragt rein gar nichts. Insbesondere die toughe Scarlett verliert zunehmend an Glaubwürdigkeit, wenn sie sogar bei einem einfachen ägyptischen Bild ins Grübeln gerät. Paranormales und Gruseliges wechselt schnell zu einem Ratespiel auf Kinderniveau. Die angebliche Topwissenschaftlerin nimmt man ihr bald nicht mehr ab und auch bei ihren Weggefährten beginnt die Glaubwürdigkeit schnell zu schwinden. Papillon, Kenner der verschlungenen Wege unter der Stadt, ist schon nach Kurzem extrem überfordert und klettert durch enge Tunnel, die er kurz zuvor noch vehement abgelehnt hat. Ohne mit der Wimper zu zucken, wird ins Ungewisse geklettert und gekrabbelt, nimmt man jedes mysteriöse Erscheinen mit einem Schulterzucken hin und arbeitet sich immer weiter in die Tiefe hinab.

Den Vogel schießt letztlich die Botschaft des Films ab: Wenn man seine eigenen Grenzen kennenlernt und über diese hinaustreten kann, dann ist man auch in der Lage, ohne jeglichen Kratzer fünfzig Meter in die Tiefe zu springen. Gute Ideen und eine Top-Location versinken in einem unausgegorenen Drehbuch, bei dem der Humor leider an erster Stelle steht.

Meinungen

Teile uns deine Meinung zu „Katakomben“ mit. Die Angabe eines Namens, einer korrekten E-Mail-Adresse sowie der Kommentartext sind verpflichtend. Alle Meinungen werden moderiert.

Kinostart: 14.09.2017

Mr. Long

In seiner neunten Berlinale-Teilnahme schickt Sabu Rindersuppen in den Wettbewerb.

Kinostart: 27.07.2017

Django

Étienne Comars Debüt eröffnet mit einem Porträt über Django Reinhardt die 67. Berlinale.

Kinostart: 06.04.2017

Tiger Girl

Jakob Lass’ dritter Langfilm zeigt erneut befreites, deutsches Kino basierend auf einem Skelettbuch.

Kinostart: 09.03.2017

Wilde Maus

Josef Haders Debüt als Regisseur ist ein harmloser Film über Kommunikation und Schnee.

Mr. Long

Sabu, Japan (2017)

Zerbrochene Leben und einstürzende Neubauten: In seiner neunten Berlinale-Teilnahme schickt Sabu Rindersuppen in den Wettbewerb.

Wilde Maus

Josef Hader, Österreich (2017)

Selbstmord durch gefrorenes Wasser: Josef Haders Debüt als Regisseur ist ein harmloser Film über Kommunikation und Schnee.

Occidental

Neïl Beloufa, Frankreich (2017)

Italiener trinken keine Cola! Neïl Beloufa verzettelt sich in seinem chaotisch-absurden Kammerspiel-Debüt.

Tiger Girl

Jakob Lass, Deutschland (2017)

Freiheit durch Reduktion: Jakob Lass’ dritter Langfilm zeigt erneut befreites, deutsches Kino basierend auf einem Skelettbuch.