Vor drei Jahren avancierte „Sinister“ zu einem kommerziellen Erfolg und ließ sich neben James Wans „Conjuring“ und „Insidious“ durchaus zu den gelungeneren Auswürfen des konventionellen Genrekinos zählen. Wie bei ebendiesen war es allzu vorhersehbar, dass nach beachtlichen Einspielergebnissen auch hier auf den Franchise-Zug aufgesprungen wird. Niedrig gehaltene Erwartungen dürften mit dieser neuesten und rein kommerziellen Absonderung sogar noch untertroffen werden. Altehrwürdige Traditionen misslungener Sequels werden mit „Sinister 2“ unbeirrt und zuverlässig fortgesetzt.

Für die Rolle der Mutter Courtney, die sich mit ihren beiden jungen Söhnen Dylan und Zack (Robert und Dartanian Sloan) auf der Flucht vor einem gewalttätigen Ehemann (Lea Coco) befindet, wurde die liebreizende Shannyn Sossamon gewonnen, deren große Hits wie „Ritter aus Leidenschaft“ oder „40 Tage und 40 Nächte“ bereits mehr als ein Jahrzehnt zurückliegen. In einer heruntergekommenen Farm findet sie zunächst Zuflucht vor dem Rüpel, der ihr immer dicht auf den Fersen scheint. Allerdings liegt auf dem Anwesen der Fluch des Bughuuls, mit dem auch Ethan Hawke und seine Familie im ersten Teil die Freude hatten. Der Ex-Polizist So & So (James Ransone), ebenfalls in schwammiger Erinnerung aus Teil eins, ist dem mysteriösen Fluch des Dämonen jedoch auch seit Jahren auf der Spur. Und wie es die Koinzidenz verlangt, trifft er rechtzeitig ebenfalls dort ein, weil er vorhat, die Farm – auf der einer der unaufgeklärten Morde stattfand – bis auf die Grundfesten niederzubrennen. Ganz so rechtzeitig vielleicht aber doch nicht: Denn einer von Courtneys Söhnen ist bereits in den Fängen des Bughuuls und seiner Geisterkinderlein, deren furchterregende „Home Movies“ für Alpträume sorgen.

Dass die Autoren Scott Derrickson und C. Robert Cargill laut eigener Aussage zahlreiche Entwürfe für das Skript entsorgt haben, bis sie diese für sie zufriedenstellende Version vollenden konnten, mag man kaum glauben. Jedenfalls hätte auch dieses Drehbuch es mindestens genauso sehr verdient, den Weg in den Papierkorb zu finden. Mit Unlust und Unlogik knüpft man lose an den ersten Film an. Der Schrecken, den „Sinister“ damals noch durch seine Undurchsichtigkeit bis zum finalen Twist ausübte, wurde bereits eingebüßt – und so machen sich die Erzähler eifrig ans Werk, ihre schauderhafte Spukgestalt zu entmystifizieren und ihr die letzten Reste der rätselhaften Aura mit Bravour abzukratzen. Das wahre Angst oft aus einer eher subtilen und unheilvollen Atmosphäre resultiert, haben die Macher scheinbar vergessen oder auch bewusst verdrängt. Stattdessen akkumulieren sie Jump scares im Minutentakt und versuchen sich in der Heftigkeit und Brutalität der Tötungsvideos auf brachiale Weise selbst zu übertrumpfen. Gerne erinnert man sich da an die heutzutage viel zu wenig berücksichtigte Weisheit „Weniger ist manchmal mehr“. Billige Spiegelschocker erschrecken zumindest schon lange keinen mehr. Besonders nicht, wenn sie so zahlreich und absehbar aneinandergereiht werden, wie an diesem neuesten Musterbeispiel für filmgewordenen Geisterbahnhorror.

Weit entfernt von der Intelligenz und Originalität der exzentrischen und kürzlich angelaufenen Perlen „It Follows“ oder „Der Babadook“, die ihrem doch schon recht ausgelutschten Genre, das gewöhnlich innerhalb altbackener Mechanismen funktioniert, in puncto Stimmung einiges herausholen konnten, reiht sich „Sinister 2“ mit seinen lachhaften Konversationen, schlecht ausgearbeiteten Plots, lustlosen Darstellungen und seiner fraglos uninspirierten Inszenierung nahtlos in unendliche Geschichten wie „Insidious“, „Saw“ und ähnliche Konsorten ein, deren überzeugender Erstling mit jeder Fortsetzung konsequent untergraben und für puren Kommerz ausgeweidet wurde.

Meinungen

Teile uns deine Meinung zu „Sinister 2“ mit. Die Angabe eines Namens, einer korrekten E-Mail-Adresse sowie der Kommentartext sind verpflichtend. Alle Meinungen werden moderiert.

Kinostart: 14.09.2017

Mr. Long

In seiner neunten Berlinale-Teilnahme schickt Sabu Rindersuppen in den Wettbewerb.

Kinostart: 27.07.2017

Django

Étienne Comars Debüt eröffnet mit einem Porträt über Django Reinhardt die 67. Berlinale.

Kinostart: 06.04.2017

Tiger Girl

Jakob Lass’ dritter Langfilm zeigt erneut befreites, deutsches Kino basierend auf einem Skelettbuch.

Kinostart: 09.03.2017

Wilde Maus

Josef Haders Debüt als Regisseur ist ein harmloser Film über Kommunikation und Schnee.

Mr. Long

Sabu, Japan (2017)

Zerbrochene Leben und einstürzende Neubauten: In seiner neunten Berlinale-Teilnahme schickt Sabu Rindersuppen in den Wettbewerb.

Wilde Maus

Josef Hader, Österreich (2017)

Selbstmord durch gefrorenes Wasser: Josef Haders Debüt als Regisseur ist ein harmloser Film über Kommunikation und Schnee.

Occidental

Neïl Beloufa, Frankreich (2017)

Italiener trinken keine Cola! Neïl Beloufa verzettelt sich in seinem chaotisch-absurden Kammerspiel-Debüt.

Tiger Girl

Jakob Lass, Deutschland (2017)

Freiheit durch Reduktion: Jakob Lass’ dritter Langfilm zeigt erneut befreites, deutsches Kino basierend auf einem Skelettbuch.