Torill Koves „Me and My Moulton“ stand mit neun weiteren Filmen in der Vorauswahl für eine Nominierung bei den Oscars in der Kategorie „Bester animierter Kurzfilm“ und wurde als einer von fünf Beiträgen nominiert.

Ein siebenjähriges Mädchen wünscht, ihre Eltern wären anders – normal, wie die Eltern des Mädchens im Geschoss des Mehrfamilienhauses unter ihr. Aber sie sind es nicht. Der Vater ist Architekt, die Mutter ist Architektin. Er trägt als einziger Mann in der norwegischen Stadt einen Schnauzer; sie schneidert ihren drei Mädchen Kleider, statt sie zu kaufen. Wer sieben Jahre alt ist, sieht das nicht als Glück, sondern als Affront. Regisseurin Torill Kove versteht die Selbstfindung ihrer Protagonistin in ihrem Animationskurzfilm „Me and My Moulton“ aber eher noch als Aufgabe, jeden zu nehmen, wie er ist. Sogar die eigenen Eltern. Obwohl deren Ansprüche andere sein mögen als die ihrer Kinder. Darin wirkt Koves dritter Oscar-nominierter Kurzfilm bisweilen wie ein wildes Komplementärstück zu Richard Linklaters „Boyhood“, der zwar zwölf Jahre auf einem Jungen und seiner Adoleszenz weilt, aber nicht viel mehr sagt als „Me and My Moulton“ in robusten zwölf Minuten.

Gewiss visualisiert Kove ihre simple, bunte Geschichte allerdings auch näher an den Tagträumen ihres Mädchens, denn an einer Außenschau ihrer Eltern oder ihres Umfelds. Als der Vater ihrer Freundin irgendwann in ein Taxi steigt und mit Hund und Koffer losbraust, ist das Mädchen vor allem irritiert – der Hund wisse schließlich nicht, wohin es ginge. Nur der Wunsch nach einem Fahrrad ist Antrieb für alle drei Mädchen der Architekten. Aber ein Fahrrad aus dem Laden in der Stadt kommt nicht infrage; das wäre zu gewöhnlich. Ein Moulton aus England müsse stattdessen her: mit Hochdruckreifen und Stoßdämpfern. Da gucken die Drei nochmals irritiert, bis sie ihren Eltern in die Arme fallen. „Me and My Moulton“ sieht sich als Kuriosum, welches ebenso ein Märchen sein könnte, wie es schon „The Danish Poet – Eine Liebesgeschichte“ war. Für jenen Kurzfilm über einen Dichter und seine Schreibblockade gewann Kove anno 2007 immerhin den Oscar. Ein Omen für die Zukunft?

Meinungen

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