Es ist erstaunlich, wie belastbar Videokassetten sind. Besonders, da Kinder die Angewohnheit haben, ihre Lieblingsfilme immer und immer wieder anzuschauen. Meine Videos von „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“, „Dumbo“ und „Pinocchio“ wanderten sicherlich unzählige Male in den alten VHS-Rekorder und wurden ständig abgespielt. Einen Film allerdings habe ich häufiger gesehen als alle anderen zusammen: nämlich das Zeichentrickjuwel „Mrs. Brisby und das Geheimnis von NIMH“ von Don Bluth. Mit einer unglaublichen Ausdauer beäugte ich den Film über Jahre hinweg mehrmals die Woche und es ist schwer abzuschätzen, wie oft ich die tapfere Feldmaus Mrs. Brisby auf ihren Abenteuern begleitete – aber es müssen viele Hundert Mal gewesen sein. Und auch heute wandert der Film sicher noch ein oder zwei Mal im Jahr in meinen VHS- oder nun DVD-Player. Es mag vielleicht absonderlich klingen, doch ich entdecke immer wieder neue Facetten an diesem Film: Momente, die mir besonders gut gefallen; das Ende, bei dem ich heute, genauso wie vor zwanzig Jahren, Tränen in den Augen habe. Und immer wieder frage ich mich selbst, was diesen Film so besonders macht.
„Mrs. Brisby und das Geheimnis von NIMH“ sollte ursprünglich eine Disney-Produktion werden, doch dem Studio war das Projekt letztendlich zu düster, woraufhin viele Mitarbeiter Disney verließen, um den Film dennoch zu realisieren. Und in der Tat formte Regisseur Don Bluth einen teilweise sehr unheimlichen und düsteren Touch. In seinem Spielfilmdebüt gibt es garstige Spinnen, böse Ratten, eine einäugige Katze und die wohl unheimlichste Eule in der Geschichte des Zeichentrickfilms. Es ist daher kaum verwunderlich, dass es mich einige Jahre später zum Horrorfilm zog; vielleicht war „Mrs. Brisby und das Geheimnis von NIMH“ wirklich eine Art Wegbereiter für meine Liebe zum Genrekino. Für jede furchterregende Kreatur gibt es in diesem Film allerdings auch einen Helden oder Heldin: der charmante Justin, tollpatschige Jeremy und der kluge Nicodemus. Oder eben die großartige, tapfere Mrs. Brisby.
Der Mann von Mrs. Brisby ist vor nicht allzu langer Zeit verstorben und sie muss sich nun alleine um ihre vier Kinder kümmern. Vor allem ihr Sohn Timmy bereitet ihr Sorgen. Timmy hat eine Lungenentzündung und darf das Bett nicht verlassen. Allerdings muss die Familie so bald wie möglich umziehen, weil das Feld, in dem sie wohnen, bald umgepflügt wird. Mrs. Brisby ist verzweifelt und sucht, in der Hoffnung nicht gefressen zu werden, Rat bei der großen, weisen Eule. Und damit beginnt das Abenteuer der kleinen Feldmaus Mrs. Brisby: Sie ist keine typische Heldin, sondern vielmehr anfangs naiv, ängstlich und voller Zweifel. Die Probleme scheinen ihr über den Kopf zu wachsen. Doch um ihre Familie zu retten, wird sie im Verlauf des Filmes immer mutiger und wächst am Ende über ihre eigenen Kräfte hinaus. Eingefangen ist dies alles in einem wunderschönen Zeichenstil, der gekonnt zwischen süß und absolut düster schwankt. Außerdem hat der Film einen fantastischen Soundtrack von Jerry Goldsmith, der die Stimmung des Filmes sagenhaft untermalt. „Mrs. Brisby und das Geheimnis von NIMH“ bietet unglaublich viele starke Momente; vor allem in der zweiten Hälfte überschlagen sich die Ereignisse und es stellt sich die Frage, wann wir zuletzt einen Animationsfilm mit einem derart tollen Tempo und so viel Atmosphäre gesehen haben. Natürlich besitzt der Film bei mir einen gewissen Nostalgiebonus – aber allein der Rückblick mit Mr. Brisby und den Laborratten von NIMH ist ein Glanzstück des Zeichentrickkinos.
Don Bluth schuf danach noch viele weitere Klassiker des Zeichentrickfilms: „Feivel, der Mauswanderer“ oder „In einem Land vor unserer Zeit“ werden von Kindern nach wie vor verschlungen und geliebt. Doch mein persönliches Highlight, mein Schatz, meine großartige Kindheitserinnerung wird immer „Mrs. Brisby und das Geheimnis von NIMH“ bleiben.
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