Kim Cheong-gis „Run, Wonder Princess!“ erweitert unsere Ode an die Hüter der Menschlichkeit – so außerirdisch sie manchmal auch sein mögen. Ein Hoch auf die Superhelden!
Wie ein Urknall platzt Regisseur Kim Cheong-gi auf die Leinwand und lässt animierte UFOs durch den Kosmos rasen und sich gegenseitig beschießen – unter anderem mit der Formation eines Licht- und Feuertunnels. Das Wechselspiel der außerirdischen Mächte äußert sich dabei nicht nur durch die Laser-Geschosse bunter Kontrahenten, sondern auch durch unterschiedliche Soundtracks (der eine in Synthie-Aufregung, der andere in kakofonischer Quäkerei). Die Flieger flirren im Gegenschnitt so abgehackt durch die Atmosphäre, wie auch der Zeichentrick von unbeholfener Qualität ist. Bezeichnenderweise erscheint derselbe Kampfablauf gegen Ende des knapp 68 Minuten langen Films noch mal in gleicher Reihenfolge vor ausgetauschtem Hintergrund – eine der vielen unfassbaren und aberwitzigen Sparmaßnahmen von „Run, Wonder Princess!“.
Was dabei nicht alles schief geht: Die Proportionen der Charaktere sind je nach Einstellung (!) unterschiedlich gezeichnet, immer grotesk und anatomisch ungesund; Objekte, Bärte und Schatten verschwinden kurzzeitig, während Hilfslinien bleiben; mal sind Bewegungen flüssig animiert, mal wird nur die Schablone einer Figur holprig übers Bild geschoben oder alles in Standbildern erzählt; der audiovisuelle Schnitt ist abschnittweise asynchron und verteilt wahllos Schnipsel verschiedener Szenen ins Auge – die Liste an Flüchtigkeitsfehlern lässt sich lange weiterführen. Daran kann man schon seinen Spaß haben, doch der ganz große Knaller ist die Tatsache, dass bei diesem Film ein ungeniertes Rip-Off der Comic-Ikone Wonder Woman als Protagonistin befähigt wird. Dabei entspricht der Look so ziemlich der Vorlage, nur eben in asiatischer Cartoon-Fassung; die Fähigkeiten und Ursprünge der guten Dame werden hingegen etwas freier behandelt.
Schließlich kommt sie nun von einem fremden Planeten, weshalb sich ihr Raumschiff geisterhaft klonen, in feindliche Flotten andocken und diese somit zur Implosion führen kann. Zudem bringt sie mit ihrer Krone Roboterarmeen zum kollektiven Schmelzen und beherrscht neben übermenschlichen Kampftechniken auch die telepathische Kommunikation mit Pandabären. Wie sich das alles außerhalb des Prinzips eines bewusst realitätsfernen Eskapismus erklärt, lässt sich für den Zuschauer nur leidlich kohärent feststellen – so existiert keinerlei untertitelte oder synchronisierte Version des Films. Stattdessen muss man sich auf seine Genre-Instinkte in Bild und Ton verlassen und zusätzlich einige per Google übersetzte Handlungsfetzen aus der koreanischen Filmdatenbank verwenden.
So lässt sich zumindest herauslesen, dass der Plot mit einem Raketenstart in Südkorea beginnt, wo ein angesehener Professor und sein kleiner Junge (Besitzer des oben erwähnten Pandas) den womöglich mit ihnen verwandten Raumschiffpiloten und Haudegen Sanya anfeuern. Beim Start ins All wird sein Weltallvehikel jedoch von Raketen des auf der Erde versteckten außerirdischen Bösewichts Red Reich (?) getroffen, anhand derer Sanya in den sicheren Tod getrieben werden soll. Allerdings werden seine gedanklichen Wellen der Todesangst von einem fremden Planeten aufgegriffen, welcher ihn rettet, versorgt und anhand der titelgebenden Wonder Princess, Farah (noch mal: ?), in seine Heimat zurückführt. Dort ist sie in unscheinbarer Verkleidung unterwegs, während die Truppen von Red Reich versuchen, Sanya und seine Freunde zu entführen – unter anderem mit Schergen, die aus dem Grab wieder erweckt wurden und als Cyborgs tödlich-abgefahrene Fantasiewaffen herumtragen.
Eine gigantische Mecha-Schlange haben die Fieslinge ebenso. Doch Wonder Princess ist dagegen gewappnet und gibt Sanya und dem Professor genügend Zeit, um hinter das Geheimnis von Red Reich zu kommen. Was genau dieses Geheimnis ist, bleibt ohne Sprachkenntnisse unaufgelöst, was der Unterhaltung keinen Abbruch tut. So kann man sich leicht in die spartanischen Genre-Versatzstücke des Fantasy-Abenteuers einfinden, die mit ihren typischen Rollenmodellen ein kindgerechtes Trivial-Narrativ mit leichtfüßigen Action-Momenten aufbauen. Diese Konstellation zeugt nicht gerade von grundlegender Fantasie, schleppt sich über gewisse Anteile der Laufzeit durch repetitive Kulissen und lässt durch den kostengünstigen Rip-Off-Charakter der ganzen Produktion vollends jede Professionalität vermissen.
Dennoch lässt sich eine gewisse Unschuld darin feststellen, mit welcher Freude eine bekannte Marke zur Hommage reinterpretiert und in unbedarften Spaß mit reichlich filzigen Explosionen umgesetzt wird. Abseits davon kann man den psychotronischen Wert des Ganzen nicht verleugnen, welcher durch die kulturellen Eigenarten sowie die technischen Fauxpas des Unterfangens entsteht. In welchem anderen Superheldenfilm würde man nämlich eine Szene erleben, in der ein Panda von der Schnarchblase aus der Nase eines Kindes vollgeschleimt wird? Alles ist hier eben ein bisschen eigenartig und abwegig, durch handwerkliche Talentfreiheit vermurkst und höchst chaotisch. Dies vermittelt aber einen konsequent kindischen Ansporn und gewinnt aufgrund seiner Einzigartigkeit Sympathie. Ein wahres Wunder der Unfassbarkeit und künstlerischen Mickrigkeit aus der internationalen Filmkloake – in unterschiedlicher Räudenqualität mehrmals auf Youtube vertreten.
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