Patrick Osbornes „Liebe geht durch den Magen“ stand mit neun weiteren Filmen in der Vorauswahl für eine Nominierung bei den Oscars in der Kategorie „Bester animierter Kurzfilm“ und wurde als einer von fünf Beiträgen nominiert.

Als Mickey Maus von zwei- in dreidimensionale Welten und ein Angestellter von der Tradition in die Moderne rauschte, streunte ein Hund wohl noch in den Straßen. Bis ihn ein frittiertes Stäbchen lockte. In ein Heim, in Haus und Hof, zu einem Menschen, einem Herrchen für Futter und Liebe. Der Hund allerdings durchbricht eher ungern die Schallmauer technischer Spielereien und animierter Genickbrüche. In Disneys Kurzfilm „Liebe geht durch den Magen“, welcher Don Halls und Chris Williams’ „Baymax – Riesiges Robowabohu“ einleitet, ist er dafür ein Retter menschlicher Engstirnigkeit. So sehr er das Essen liebt – besonders jenes mit Fett, Kalorien und Cholesterin –, so sehr liebt er auch seinen Halter, der ihn Winston tauft. Dessen baldige Freundin liebt er allerdings zunächst weniger. Die hat nämlich einen leichten Grünstängeltick und lässt fortwährend mehr und mehr Gesundheit in das Leben des Mannes mit Hund treten. Statt Pizza, Steak, Spaghetti, Fleischbällchen und Tacos gibt es nun: Kohl. Igitt. Aber nicht das Ende der Geschichte.

Darin ist Patrick Osbornes „Liebe geht durch den Magen“ auch eine Parade des Essens, wenn auch ungleich kommerzieller als Pixars träumerisches Gourmet-Weckglas „Ratatouille“, in dem statt des Hundes eine Ratte potenzielle Genusswelten (und Paris) unsicher machte. Was nicht bedeutet, dass hier nicht immens dicht auf lediglich sechs Minuten die Geschichte des Lebens überhaupt erzählt, persifliert und karikiert wird – in all seiner Banalität, da es doch nur um das Suchen, Finden und Halten der Liebe geht. Und später um eine Familie, die daraus entsteht. Aus der Perspektive eines Hundes kreiert Osborne in Kombination klassischer (aber nicht konventioneller) Motive und Technik eine dynamische Rundreise durch die Augen einer wundervoll realisierten Figur, inklusive lebensechten Schwanzzuckens und Augenblitzens. Womit „Liebe geht durch den Magen“ hervorragend mit John Kahrs’ „Im Flug erobert“ einhergeht, bei dem Osborne bereits die Animation betreute und der ebenso einen Look etablierte, welcher deutlich mehr dem Papier als dem Computer entsprang. Wahrlich ein Festmahl für Herz und Magen.

Meinungen

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