1937 kam mit „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ der erste abendfüllende Spielfilm der Walt Disney Company in die Kinos. Der Film war ein bahnbrechender Erfolg und spielte 184 Millionen US-Dollar ein. Die Jahre darauf folgten weitere Klassiker wie „Dumbo“ und „Pinocchio“, die noch immer Kinderherzen vor dem Fernseher höherschlagen lassen. Und auch heute ist Disney Inbegriff für die beste Kinounterhaltung, die einem Kind widerfahren kann. Lediglich Anfang des neuen Jahrtausends musste man sich kurz Sorgen um die Vorherrschaft des Studios machen: Während Pixar einen Erfolg nach dem anderen einheimste und DreamWorks den charismatischen Helden „Shrek“ ihr Eigen nennen konnte, gehörten die Filme des alt eingesessenen Disney Studios zu den schwächsten seit Beginn der Gründung. Vor allem bestand Grund zur Sorge, dass Disney den Sprung zum Computer-Animationsfilm verschlafen würde. Doch nach dem Kauf von Pixar im Jahr 2006 rollte es bei Disney wieder, wahrscheinlich so gut wie nie zuvor. Mit „Rapunzel – Neu verföhnt“ gelang der Sprung zur Prinzessin aus dem Computer, während „Ralph reichts“ ein wildes, charmantes Abenteuer kreierte und der Überraschungserfolg „Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“ gleich einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten wurde, welcher an den Kinokassen selbst Riesenerfolge wie „Transformers“ und „Iron Man“ hinter sich ließ.
Und der neueste Streich aus dem Hause Disney? Das ist ein Roboter, der aussieht wie ein Michelin-Männchen. Baymax heißt er und wurde entwickelt, um Menschen medizinische Hilfe zukommen zu lassen. Ist das Objekt einmal gescannt, weiß Baymax, welche Verletzungen oder Krankheiten vorliegen und bietet sich sofort an, zu helfen – er ist schließlich ein guter Roboter. Aber kann Baymax auch gebrochene Herzen heilen? Hiro, der Held der Geschichte von „Baymax – Riesiges Robowabohu“, verlor in jungen Jahren seine Eltern. Scheinbar ein hoffnungsloser Fall. Aber Baymax gibt alles, damit es Hiro wieder besser geht. Und das Abenteuer, das die beiden mit ihren Freunden in „Baymax“ erleben, darf zu den besten Animationsfilmen überhaupt gezählt werden.
Dabei ist „Baymax“ ein moderner Superheldenfilm mit einem wunderbaren Schuss Disney-Tradition und zugleich ein actionreiches Abenteuer, welches genügend Charakterentwicklung bietet, um dem Zuschauer bereits nach einer halben Stunde das erste Mal Tränen in die Augen zu treiben. Vor allem Hiro und Baymax sind ein unverschämt sympathisches Duo, das am Ende durch einige Sidekicks zu einer richtigen Superheldentruppe heranwächst. Klingt nach Marvel? Ist es auch. Denn der Film basiert auf dem Comic „Big Hero 6“, der ebenso für den Originaltitel sorgte. Die eigentliche Geschichte ist jedoch neu erfunden und im futuristischen San Fransokyo angesiedelt; ein bildgewaltiger Mix aus den beiden Metropolen Tokyo und San Francisco. Gleichwohl brilliert die Animation und schlägt auf diesem Gebiet alles bis dato da gewesene. Wenn Hiro das erste Mal auf dem Rücken von Baymax durch und über die Straßen San Fransokyos fliegt, ist das schlicht spektakulär in Szene gesetzt und sorgt für pure Gänsehaut.
Schwächen sucht man in dieser Animationsperle der Regisseure Don Hall und Chris Williams schließlich fast vergeblich. Man könnte sich über den einen oder anderen eher nervigen Sidekick echauffieren oder den vorhersehbaren Verlauf der Geschichte bemängeln – doch alles andere an diesem Film ist so fantastisch, dass man diese minimalen Schwächen mit einem Lächeln abtut. Vielmehr erfreut man sich an der Tatsache, dass Disney nach so vielen Jahrzehnten noch immer glücklich macht. Bravo!
Meinungen
Teile uns deine Meinung zu „Baymax – Riesiges Robowabohu“ mit. Die Angabe eines Namens, einer korrekten E-Mail-Adresse sowie der Kommentartext sind verpflichtend. Alle Meinungen werden moderiert.
Bisherige Meinungen
Wenn die Geschichte ein Stück weit origineller und weniger Standard wäre, dann könnte man durchaus von einem Meisterwerk sprechen. Vor allem aber (neben der herrlichen Hauptfigur) besitzt der Film Bilder, die wirklich staunen lassen. So geht das, Herr Nolan! Wurmlöcher müssen nicht theoretisch nah an der Wirklichkeit sein – aber träumen muss man dürfen.