Anna Kendrick und Jeremy Jordan, was für ein Bilderbuch-Broadway-Pärchen: Sie harmonieren in Schönheit und Gesang, dass es einer Musical-Adaption wie „The Last Five Years“ nur gerecht wird. Allerdings sind auch ihre Charaktere Rollenmodelle für das klischeebelastete New Yorker High-Life, die sich gleichsam durch Apartments schlagen, aber auch künstlerischen Ambitionen folgen. Jamie, der erfolgreiche jüdische Newcomer-Schriftsteller; Cathy, seine Shiksa Goddess, ein Working-Girl mit dem Blick zu den Bühnen dieser Welt – nur einer von beiden schafft es, die Oberhand der Karriere zu halten, jedoch nicht dem anderen im Gegenzug Aufmerksamkeit sowie die nötige Unterstützung zu schenken. Basierend auf Jason Robert Browns Stück gleichen Namens erzählt Richard LaGravenese („Beautiful Creatures“) von den Stationen des Glücks und der Schmerzen, die sich in den fünf Jahren jener Beziehung abspielten; wie Ideale nach der Verwirklichung Ausschau hielten und doch an der Sehnsucht des Individuums scheiterten. Es schmerzt auf beiden Seiten, beide lasten sich Schuld an, obwohl die Umstände des modernen Lebens allein ihren Tribut zollen.

Die Geschichte ist so einfach, wie sie nachvollziehbar und aufrichtig ist und ein Wechselbad schwieriger Entscheidungen und freudiger Verpflichtungen durch verzweigte Zeitlinien in Erinnerung ruft. LaGravenese hält seine Inszenierung dabei grundsätzlich im Rahmen und gibt sich nicht pompös, um seine Charaktere womöglich zu übertönen. Das ergibt mithilfe geradezu beiläufiger Choreografien einen Kontrast zur aufgeregten Zuckerglasur der Musikalität des Films, der sich zwar ausschließlich auf seine zwei Protagonisten einstellt, allerdings auch eindeutig deren innere Zwiespälte repräsentiert. Es hilft der Vereinnahmung, auch aufgrund des ehrgeizigen Live-Gesangs und wohligen Bilder der Zuneigung. Zusätzlich lässt es die Charaktere aber auch verletzlich in ihrer Gewissheit, dass es nicht klappen wird. Solche Alltagssituationen würde manch eskapistisches Werk mit brachialer Naivität zum Guten lösen, aber das Ende ist hier schon von Anfang an gewiss, abgeklärt und blickt doch vollständig (allerdings ohne obligatorisches Meet-Cute) auf die Erfahrung zurück.

Das gelingt mit Esprit und gewissen Kniffen der narrativen Verdichtung, die in ihrer Schlichtheit trotzdem Prätention vermeiden, da sie auf Zweisamkeit eingestellt bleiben. Weil der Film aber auch gewissenhaft seine Vorlage adaptiert und ausgesprochen flott bleibt, hält er manchmal zu kurz inne, um sich eine Pause zu gönnen. Aufgrund dessen spürt man als Zuschauer ebenso eine Erschöpfung, die ohnehin schon längst von der auflösenden Stabilität jener Ehe weiß und diese dramaturgisch nur abwarten kann. Die 94 Minuten Laufzeit bleiben kurzweilig, aber weniger hätten ebenso gut getan – auch gemessen an der universell erfassbaren Charakterzeichnung, die zumindest ihre Auffassung voneinander präzise auszusprechen weiß. Jason Robert Brown hat allerdings schon genügend Vorarbeit geleistet, der verbliebene Appeal des Films ist die Hingabe zur Performance jenes Inhalts, dessen Kraft sich nicht verleugnen lässt, aber jenseits des mehr oder weniger vorhandenen Wiedererkennungswerts nur wenig zur Reflexion übrig lässt. Schöne, talentierte Menschen können auch nicht für immer miteinander – welch Erleichterung.

Meinungen

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