Eine wilde Horde Spielzeug, ein verloren gegangener Fisch, eine kochende Maus und Monster, die vor Menschen Angst haben. Wer kennt sie nicht, die Filme aus dem Hause Pixar? Über Jahre hinweg produzierte die US-amerikanische Animationsschmiede ein Wunderwerk nach dem anderen. Sowohl beim Publikum als auch an der Kinokasse kamen die Filme überragend gut an. Andere Studios konnten da nur versuchen, halbwegs vernünftig zu kopieren – aber Pixar zeigte sich in Sachen Storytelling und Animation immer eine Klasse überlegen. Und dann kam das Jahr 2011, dann kam „Cars 2“. Mit der Fortsetzung der sprechenden Autos hatte Pixar seinen ersten unterdurchschnittlichen Film produziert. Die Kinowelt hielt den Atem an und es wurde jedem klar, dass auch Pixar für seine Erfolge kämpfen muss. Zwar hat das Studio mit „Merida – Legende der Highlands“ und „Die Monster Uni“ wieder einen Schritt in die richtige Richtung gesetzt, aber der Zauber war vorbei. Ich persönlich werde die Hoffnung aber nicht aufgeben. Wie könnte ich auch? Pixar ist bei mir eine Herzensangelegenheit. Und am größten schlägt mein Herz für die Familie Parr. Auf den ersten Blick scheinen sie eine ganz normale Familie zu sein. Vater im Büro, zwei Kinder in der Schule und die Mutter mit dem Kleinsten zu Hause. Aber normal ist diese Familie ganz und gar nicht, es sind Superhelden. Es sind „Die Unglaublichen“.
Helen Parr hat gerade ihren Sohn Robert „Flash“ Parr von der Schule abgeholt. Seinem Lehrer soll er angeblich einen Streich gespielt haben. Es gäbe sogar einen Videobeweis. Auf diesem ist allerdings nichts zu sehen. Flash saß die ganze Zeit lieb und nett auf einem Stuhl. Helen weiß allerdings, dass Flash der Übeltäter war. Denn ihr Sohn ist – wie der Name es schon verrät – unglaublich schnell. Schwester Violetta hingegen kann Kraftfelder erzeugen und sich unsichtbar machen. Dass die Zwei über Superkräfte verfügen, ist kaum verwunderlich, schließlich sind sie die Kinder von Elastigirl und Mr. Incredible. Diese Namen verwenden die beiden allerdings schon lange nicht mehr. Seit Jahren leben sie mit ihren geheimen Identitäten unter den Menschen. Mit ganz normalen Jobs, aber ganz ohne Abenteuer. Vor allem Vater Bob, ehemals Mr. Incredible, macht das sehr zu schaffen. Immer wieder stiehlt er sich heimlich aus dem Haus und geht seiner alten Liebe nach: Menschen retten, Gutes tun. Als er allerdings an den Superhelden hassenden Syndrome gerät, liegt nicht nur das Wohl seiner Familie, sondern das der ganzen Welt im Argen. Nur wenn Mr. Incredible, seine Frau Elastigirl und die Kinder zusammenhalten und ihre Superkräfte einsetzen, haben sie eine Chance Syndrome zu besiegen und die Welt zu retten.
Es muss gesagt werden: Brad Bird ist ein Genie. Seine Werke „Der Gigant aus dem All“, „Ratatouille“ und auch „Die Unglaublichen – The Incredibles“ gehören zu den besten modernen Animationsfilmen überhaupt. Selbst sein Ausflug in den Realfilm hat mit „Mission: Impossible – Phantom Protokoll“ den besten Teil der Actionreihe hervorgebracht. Seine Charaktere, egal ob Mensch („Die Unglaublichen“ ist der erste Pixar-Film, der ausschließlich Menschen als Hauptcharaktere einsetzt), Ratte oder riesiger Roboter, interagieren brillant miteinander und schaffen es, dass man sie binnen kürzester Zeit ins Herz schließt. Sie bestreiten Abenteuer, die man selbst nie erleben wird. Aber Bird baut seinen Film stets so auf, dass man sich mit den Gefühlen und Problemen der Charaktere identifizieren kann. In „Die Unglaublichen“ steht eine Familie im Mittelpunkt, die darunter zu leiden hat, dass sie ihre Superkräfte nicht nutzen darf. Daraus resultieren viele Spannungen und es scheint so, dass die Familie vielleicht sogar auseinanderbrechen könnte. Aber warum unterdrücken, was man kann, was man sogar möchte. Und so findet Familie Parr wieder zusammen, als alle gegen einen gemeinsamen Feind kämpfen müssen. Jeder der Familie erkennt in diesem Moment nicht nur seine eigene Stärke, sondern auch, dass sie als Einheit nahezu nicht aufzuhalten sind. Und das erzählt „Die Unglaublichen“ für Kinder und Erwachsene gleichermaßen verständlich ohne Kitsch oder aufgesetzt schwülstige Dialoge. Ich wiederhole mich gerne: Brad Bird ist eben ein Genie.
Aber nicht nur auf der Ebene des Familiendramas funktioniert „Die Unglaublichen“ ausgezeichnet. In erster Linie ist er einfach ein fantastischer Superheldenfilm, der das Genre gekonnt und mit viel Liebe aufs Korn nimmt. Birds Meisterwerk hat ein unglaubliches Tempo, ist grandios animiert und jeder Agentenfilm wird auf den Soundtrack von Michael Giacchino neidisch sein. Der gelungene Humor und Einsatz der vielen unterschiedlichen und einfallsreichen Superkräfte der Familie runden den Film herrlich ab. So gibt es einen Moment, in dem sich Elastigirl über viele, viele Meter hinweg dehnen muss. Nur kurz zuvor hat sie noch einen kritischen Blick in den Spiegel geworfen. Ist ihr Po am Ende ein wenig zu dick? Kann gar nicht sein.
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