Pinguine sieht man in Venedig wahrscheinlich eher selten. Pinguine, die von wild gewordenen Kraken verfolgt werden, tendenziell noch seltener. Aber das ist die Kunst des Animationskinos: das Unmögliche möglich zu machen. Egal, wie verrückt, wild oder abwegig es scheint. Auch „Die Pinguine aus Madagascar“ ist tatsächlich verrückt, wild – und abwegig sowieso. Aber leider ist er vor allem eines: unfassbar anstrengend. Eric Darnell und Simon J. Smith haben einen Film geschaffen, in dem jede Minute – am besten besonders actionreich und lustig – etwas passieren muss. Für Charakterentwicklung bleibt da keine Zeit. So stehen wir den vier Helden aus der Antarktis am Ende genauso neutral gegenüber wie am Anfang oder hassen sie sogar ein klein wenig mehr als zuvor. Generell ist der Erfolg des Quartetts ein Wunder, ist doch keiner der Vögel wirklich einprägsam, von sympathisch ganz zu schweigen. Auf ihrem Abenteuer treffen die Pinguine übrigens einen bösen Oktopus und eine professionelle Truppe von anderen Tieragenten. Doch auch diese bleiben nicht lange in Erinnerung.

„Die Pinguine aus Madagascar“ hat dabei durchaus einige schöne Ansätze und Ideen, welche aber ebenso wie bei „Cars 2“ innerhalb von wenigen Minuten verspielt werden, da Witz an Witz gereiht werden muss. Was davon bleibt, ist höchstens der schöne Score von Lorne Balfe, der das Highlight des Films darstellt. Bei Branchenprimus Disney wird die Konkurrenz aus dem Hause DreamWorks wohl nach wie vor nur ein müdes Lächeln auf die Lippen zaubern, obwohl letztere mit bis zu drei Animationsfilmen im Jahr deutlich mehr Filme in die Kinos bringen, aber sowohl Qualität als auch hohe Einspielergebnisse vermissen lassen. Zwar waren gerade die vorherigen „Madagascar“-Teile ein überraschender Erfolg, doch wirkten sie stets wie seelenlose Auftragsproduktionen. Moderne Klassiker wie sie Disney mit dem Sensationserfolg „Die Eiskönigin“ oder das japanische Studio Ghibli mit dem Oscar-Gewinner „Chihiros Reise ins Zauberland“ schuf, sehen vollkommen anders aus. In ihnen schwebt ein Hauch Magie, Atmosphäre und vor allem steckt in ihnen unendlich viel Herz. Und genau das lieben Kinder und auch ihre Eltern. Bei „Die Pinguine aus Madagascar“ muss man sich als Elternteil höchstens darum sorgen, dass sein Kind nach dem Film doppelt so hyperaktiv wie vor dem Kinobesuch ist.

Meinungen

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