Glen Keanes „Duet“ stand mit neun weiteren Filmen in der Vorauswahl für eine Nominierung bei den Oscars in der Kategorie „Bester animierter Kurzfilm“, wurde jedoch nicht nominiert.
Die Zukunft des Animationsfilms sei jene der computergenerierten Schöpfung. Zumindest nahmen dies bislang auch Künstler an, die Tag für Tag an Figuren feilten, welche niemals mittels eines Bleistifts ins Leben treten sollten. Stattdessen gaukelten mathematische Formeln ein neues, digitales Leben vor, was vor wenigen Jahrzehnten noch unmöglich, in grotesker Ferne schien – und nun so möglich ist, dass der ehemalige Zeichentrick- lediglich Animationsfilm heißt. Aber kein Stil muss sterben. Weil es noch immer Neues zu entdecken gilt: um zu staunen, sich wundern, mitreißen und fordern zu lassen. Dafür komponieren drei Minuten ein Duett zweier Technologien, von denen keine sterben darf. Wie passend, dass diese Zusammenführung zuvorderst die Liebe zweier Menschen demonstriert.
Für Großmeister Glen Keane bedeutet die Zukunft des Animationsfilms vielmehr eine Revolution im Geiste. Denn der Zeichentrickfilm ist nur tot, wenn er sich nicht an die zeitgenössische Kultur anpasst und noch immer auf alte Zeiten pocht, in denen vieles einfacher, besser, übersichtlicher war und die Konkurrenz im Hause Disney höchstens untereinander bestand. Keane denkt zwar in „Duet“ vor allem seines wunderschönen Stils wegen an jene Zeiten, als er Aladdin, Tarzan und Pocahontas animierte, er wendet sich aber zugleich auch an ein Publikum, welches stets mobil unterwegs ist und Film aus einer gänzlich anderen Perspektive wahrnimmt. Mit sechzig Bildern pro Sekunde lässt er uns interaktiv teilhaben an der Geschichte eines Jungen, eines Mädchens oder beider zusammen, deren Liebe gewissermaßen ab ihrer Geburt vorherbestimmt ist. Einige nennen dies Kitsch, andere debattieren, ob der Junge ein geschlechtsspezifisches Stereotyp definiert, weil er klettert, und das Mädchen eines, weil es Ballett tanzt. Es ist reine Magie, das steht außer Frage.
Der heutige, computergenerierte Animationsfilm kreiert nämlich vieles, aber den fließenden Wandel eines Kindes zu einem Jugendlichen und eines Jugendlichen zu einem Erwachsenen – der wird ihm niemals mit solch einer fulminanten Perfektion gelingen. Nicht mit Leichtigkeit und nicht mit überschäumender Energie. Und es gibt nichts Schöneres, als von der Emotion eines Films liebkost zu werden.
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Bisherige Meinungen
In drei Minuten alles erlebt. Zeichentrick kann eben. ♥