Mit „Heute hau’n wir auf die Pauke!“ haben wir eine teutonische Schlager-Obskurität aus den flippigen siebziger Jahren an der Hand. Das heißt natürlich: Hier darf auch mal „Scheiße“ und „beschissen“ gesagt werden – und ja, auch eine blutige Schlägerei darf nicht fehlen. Ansonsten bleibt es aber merkwürdig zugeknöpft; zudem weiß man nicht recht, ob man hier als Zuschauer für voll genommen wird oder einfach mit harmloser Frohmütigkeit berieselt werden soll. Schließlich ist Ralf Gregans Film von außen hin pure Jack-White-Propaganda, eine Präsentation seiner größten damaligen Hits und eine eher freiläufige Biopic-Ansammlung von Anekdoten über den ruhmreichen und immer mal wieder etwas schwierigen Aufstieg (einen Fall gibt es gar nicht) jenes Erfolgsproduzenten. Doch das Gesamtbild möchte nicht so recht zusammenpassen. Bei der in einem alten Klub spielenden Rahmenhandlung, in der wohl so etwas wie eine Retrospektive zu Ehren Whites gefeiert wird, schmettern einige seiner beliebtesten Künstler ihre Erfolgshits fürs Publikum nieder und liefern in der hohen Anzahl an Titeln eine musikalische Dichte, als ob man bei einem reinen Konzertfilm wäre. Zwischendurch wird dann bei manchen Nummern erklärt, wie White zu ihnen kam beziehungsweise wie er seine künstlerische Integrität gegen anspruchsvollere (!) Produzenten verteidigte.

So erleben wir aber erst mal Whites bescheidene Anfänge als Provinz-Kicker Horst Nußbaum, der schon früh beim Produzenten Jörg Broder (Peter Schiff) unter-, aber nicht vorankommt. In dessen Vermarktung, so beklagt er sich, macht der nämlich nur halbe Sachen. Drum sucht er Rat bei seinem Buddy Tony Marshall – der hat zwar nur seine Kneipe und ebenfalls keine Hits vorzuweisen, dafür aber eine goldige Stimme. Auf dem nächtlichen Weg nach Hause werden sie im Suff von der Polizei angehalten, doch die machen sie mit einem volkstümlichen Schlager fertig, der einen ganzen Trupp an Menschen mobilisiert und die (nicht gezeigte) Flucht ermöglicht, was eine spätere fruchtbare Zusammenarbeit verspricht. Hier unterwandert man staatliche Autorität; im Fall von Gregan bleibt es aber durchaus etwas offen, ob er jener Musik an sich wirklich etwas Anarchisches abgewinnen kann. So spielt er selber als erfolgloser Texter Joachim Schiller mit (wie ein Türsteher im Film schon meint: „Ich dachte, der wäre tot.“), der zusammen mit seiner weiblichen Begleitung Gigi und ihren infantilen Folk-Lyrics immer wieder als Lachnummer vorgeführt wird und sich dauernd darüber aufregt, wie Whites Nummern nur so erfolgreich sein können. Das fragt man sich als distanzierter Zuschauer folglich auch, ist die Qualität seiner Werke doch bestenfalls austauschbar. Diese werden zudem von weiteren Plattenbossen, denen White immer wieder Angebote macht, als umwerfend komisch und primitiv bezeichnet, obwohl sie sich im Nachhinein stets als Kassenknüller entpuppen.

Klar sind die darin verpackten, einfach-romantischen Inhalte eben solche, welche die große Masse am Einfachsten erreichen können; daran glaubt der olle Nußbaum von allen ja am meisten. Jene simplifizierte Philosophie wird allerdings kaum weiter erforscht – Geld fürs Produzieren? Hat er gespart. Interpreten? Die wird er finden. Stattdessen werden in weiteren willkürlichen Episoden wie selbstverständlich spaßige Erfolge erzielt, die aber ironischerweise keinem der Interpreten wirklich zu gefallen scheinen. Ganz bezeichnend ist da das Segment um Tanja Berg, die mit ihrer sogenannten „Kann denn Liebe Sünde sein“-Stimme etwas mehr drauf haben könnte, aber von White aus dem Schlaf geklingelt wird, um mit Lockenwicklern im Bademantel seine Coverversion von „Na Na, hey hey, kiss him Goodbye“ einzuspielen, da es Jürgen Marcus, frisch vom Musical „Hair“, einfach nicht bringt. Bei solchen Umständen gibt es später schließlich Zoff zwischen Berg und White über die deutliche Einfältigkeit seiner Produktion. Doch ehe sie sich weiter aufregen kann, wird wieder das Schiller-Duo eingeladen. Da sieht sie ein: Na gut, solange man nicht so affig wirkt wie die, lässt man es über sich ergehen. Da weicht die Geschichte wohl wieder von den Original-Vorkommnissen ab, aber vorher ist das einer der wenigen Punkte, an denen zumindest ein bisschen (Selbst-)Kritik gegenüber den Talenten der Figur White durchscheint.

Ansonsten bleibt dennoch der Eindruck, hier zwanghaft einen Underdog und Kommerz-Propheten vorgesetzt zu bekommen. Da überzeugt lediglich noch, dass Marshall ständig an seiner Seite war; in jeder Minute Cola, Würste und Zigarren vertilgte – Erfolg zieht halt an. Das gilt wohl auch für Jürgen Marcus, der White mit einem zweiten Versuch nochmals von seinen Gesangskünsten überzeugen will, während dieser sein aus dem Nichts etabliertes Box-Training betreibt. Es gelingt: Marcus landet in den Hitparaden und in der Gegenwart der Rahmenhandlung im Herzen von Liane Covi. Jene anbahnende Beziehung der Beiden als turtelndes Liebespärchen wird zudem immer wieder von den anderen Figuren in den Vordergrund gerückt und bekommt sogar eine himmlische Traumsequenz spendiert. Wenn man bedenkt, dass der echte Jürgen Marcus höchst homosexuell ist, wirken solche forcierten Heterotiken besonders irrwitzig-heuchlerisch. Da wird die Glaubwürdigkeit der ganzen Jack-White-Story nochmals subversiv untergraben – erst recht, als er die Liebe der Beiden als Marketing-Gimmick einzusetzen gedenkt. Ansonsten gilt dennoch: Friede, Freude, Eierkuchen. Schließlich soll nicht vergessen werden, noch einen Reigen an Liedern in die Gehörgänge zu pumpen, wobei jene musikalischen Ergüsse immer etwas hanebüchen, aber nicht allzu komplex in das an sich schon wirklich dünne Handlungsgerüst eingearbeitet werden.

Dafür sind sie aber zweifellos souverän ins rechte Licht gerückt und von beschwingter Kamera- und Schnittgestaltung eingefangen, wenn auch die Settings besonders kostengünstig erscheinen: immer dieselbe Disse, ein paar konventionelle Musikstudio-Einsichten und normale Raufaserwohnungen als Plattenproduzenten-Büros. Nur Whites Haus schreit nach einem Wohlstandsmärchen, das so nur zeitgenössischen Katalogen entnommen werden könnte. Da findet Regisseur Gregan sogar ab und an den Ansporn zu blödeligen Sketchen, die vor allem auf die Interpretin Severine (Josiane Grizeau) abfallen. Da singt sie mit französischem Akzent von Liebhabern, die nicht in der Armee sein wollen, während White, Marshall und Marcus sich in napoleonische Uniformen schmeißen und Zinnsoldaten im Park anschreien. Man beachte auch die Geschwister Leismann, denen White im Studio predigt, sie mögen doch so singen, dass man sich die Geschichte vorstellen könne. Eben das setzt der Film dann auch so um, dass er jene gesungene Story mit ihnen als alte Säcke adaptiert. Massiv albern wird es aber auf eine andere Art, als das Duo Nina & Mike für White den Titel „Ketten, Mauern und Stacheldraht“ zum Besten gibt – seine Variante eines Anti-Establishment-Songs inmitten der 68er Revolution, dessen ideologischer Ursprung White dadurch erklärt, wie wenige Leute seinen Talenten immer vertrauten.

Dass dies nur wenig mit den Idealen der 68er zu tun hat und eher dem selbstgefälligen Kapitalismus der Figur dienlich ist, macht den Titel umso beknackter. Whites Botschaften für das breite Publikum besitzen eben grundsätzlich etwas Naives und Idealistisches, kaum Feinfühliges oder Ehrliches, aber dafür diesen besonders süßen und schmissigen Kitsch, der vor allem im instrumentalen Rahmen (unter anderem komponiert von James Last) durchwegs Laune hervorbringt. Rein gar nichts in diesem Film kann aber auch nur ansatzweise damit mithalten, wie unsere kleine Peggy March hier auftritt. Bereits im Vorspann wird mit ihrem Gastauftritt kokettiert und holla, welch eine Pracht ist aus ihr geworden: lange blonde Haare; ein neckisches, aufreizendes Lächeln; klasse Make-up sowie ein kesses Zwinkern, dass die gesamte Laufzeit über für Vorfreude sorgt. Da ist ihre Showeinlage natürlich der absolute Gewinner des Abends, auch weil der Song an sich schon stimmig ist und ihre sympathische Präsenz ohnehin zum Träumen einlädt. Danach muss man sich zwar mit einer Reihe an austauschbaren Songs anderer Leute begnügen, die sogar kaum noch zwischengeschnittene Anekdoten liefern. Aber nun ja: Das war es (relativ) wert.

Wie viel man dabei von der Person Jack White erfahren hat, sei dahingestellt; er spielt wenigstens ganz souverän und seine Kollegen machen auch jede Münchhausengeschichte mit. Liegt wahrscheinlich daran, weil sie an ihm ja so einiges an Erfolg abbekommen haben – siehe Tanja Berg, die am Ende sogar seine Lieder bei einer Goldene-Schallplatte-Privatparty auf der Gitarre besingt. Regisseur Ralf Gregan schien diese Arbeit zwar nicht wirklich ernst genommen zu haben, nichtsdestotrotz entwirft er eine ausgelassene Schlager-Sause mit einem äußerst funktionalen Plot, der sich am Stärksten darauf konzentriert, wirklich mal so viel Musik wie möglich abzuliefern. Es dauert im Endeffekt gefühlt weit länger, als es wirklich ist, aber abseits dessen stellt der Film eine recht bizarre Trivial-Produktion seiner Zeit da, die dauernd zum Hinterfragen und Spekulieren sowie zum Beinwippen und auch Mitsingen einlädt – abhängig davon, wie man das zelebrierte Musikgenre oder auch die filmische Umsetzung toleriert.

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