Unser durchgeknalltes Abenteuer beginnt mit dem hier etwas unterbesetzten Schlagersänger Gus Backus auf einem Moped. Dieser besingt den vier Wochen langen „Holiday in St. Tropez“ (welches hier im jugoslawischen Makarska rekreiert wurde), wird dabei aber von einer Gruppe einheimischer Arbeiter in eine Kiesgrube befördert. Zoff gibt es nicht, werfen sie ihm doch eine ordentliche Pulle Vino hinterher – die Firma dankt. Man merkt: Wir sind in einer waschechten Schlager-Komödie der frühen sechziger Jahre angekommen, produziert vom deutschen Plattenlabel Music House und inszeniert vom späteren Exploitation-Guru Ernst Hofbauer. Sodann kündigen jene Arbeiter bei der Baustelle der Eheleute Marisa und Carlos Fonti, Hotel St. Tropez, um in Deutschland als Gastarbeiter mehr zu verdienen. Die Not ist nun groß für Familie Fonti, hat doch deren (skandinavische?) Nichte Vivi Sörensen bereits so einige potenzielle Urlauber per Reisebüro Reich in München angeworben. Dazu gehören nicht nur ihr anstehender Trottel-Verlobter und Reiseleiter Theo Reich sowie ihr geheimer Beau Ricky, sondern auch Fraktionen zweier Familien. Zum einen wäre da die achtzehnjährige Abiturientin Carola Engelhard, die ihren vornehmen Eltern Robert und Liane zum Trotz von Zuhause flüchtet und als verlaustes Hippie-Mädel per Anhalter nach St. Tropez kommt. Und zum anderen gäbe es da Familienvater Philipp Kussmaul mit seinen zwei Rotzgören Rups und Rita, dessen herrische Ehefrau Friedericke wegen Masern erst später nachkommen kann.
Und wenn die nicht schon genug wären, gibt es noch die vertrocknete Gouvernante Mrs. Wolf, ihre sechs weiblichen Schützlinge sowie die vermeintliche Journalistin und eigentliche Freundin von Ricky, Michaela, dazu. Heidewitzka! Bei der Belegschaft ist verständlicherweise niemand recht erfreut, als sich ihnen die unfertige Hotel-Ruine der Fontis offenbart, ganz zu schweigen von den Spannungen der Reise dorthin, bei dem der Kussmaul-Sohn Rups mit seinen Cowboy-Streichen die ganze Mannschaft aufgemischt und Missverständnisse deluxe verursacht hat. Der Junge ist eben eine richtig verzogene Göre und klaut später zusammen mit Schwester Rita auch Holzbalken, damit andere auf die Schnauze fallen. Die Beiden gehen sogar so weit, dass sie im Alleingang eine ganze Badewanne entwenden, um nach Afrika zu segeln. Schlimmer noch, wollen sie ohne rechte Provokation unsere Hannelore Auer am Baum verbrennen! Rups’ einfache Begründung zu alledem: Das ist der Drang, sich als Kind auszutoben, was bei Frau Mutter ja nicht erlaubt ist. Problem gelöst! Stellvertretend als ausgewachsener Anarchisten-Frechdachs, der sowieso schon im Drehbuchschreiber Hans Billian („Die lustigen Weiber von Tirol“) steckt, ist Rups dann auch der Schlüssel für einige frivolere Streiche.
So klaut er den Schützlingen der Gouvernante die Büstenhalter beim Topless-Sonnenbad, weshalb diese sich entrüstet mit dem Rücken zur Kamera, aber in allzu knappen Bikini-Höschen, zusammenkuscheln, damit sie ja niemand so sieht. Bei dem Setting und Wetter bleibt den Damen der Schöpfung aber auch keine andere Wahl, als sich in reizvolle Badewäsche zu hüllen, da hat man schon weise vorausgedacht und feiert dies inszenatorisch mit folgerichtiger Ausgelassenheit ab. Diese unbedarfte, durch und durch menschliche Fröhlich- und Freizügigkeit kommt ja nicht von ungefähr, immerhin hat sich die Reisetruppe dem Umstand der unfertigen Unterkunft freiwillig ergeben und verbringt die sonnigen Tage am Meer in Zelten. Beste Camp(ing)-Laune, da frohlockt nun mal die Frische der Ungezwungenheit. Den meisten Nutzen daraus zieht Hannelore Auer (und in dem Sinne natürlich auch der Zuschauer), die auf St. Tropez’ Straßen schon „Ein Strand voll Kavaliere“ herbeiruft und von eben diesen gierig beäugelt wird. Hofbauers Kamera tut es ihnen natürlich schamlos gleich und fährt von der Halbnahe ihres Gesäß an ihren Beinen vorbei, um dann auf ihrer duften, verschmitzt-verführerischen Visage zu landen. Klar fühlt man sich da als Voyeur der altbackensten Zunft, aber Auer kokettiert in ihrer Rolle ja gern mit solchen jugendlichen Reizen. Ebenso erfrischend lässt sie später den Reiseleiter Reich mit gigantischem Ausschnitt tief blicken, wodurch er unvermeidlich von Reisezielen voller bezaubernder Hügellandschaften berichtet.
Geht es noch zwei-/eindeutiger? Wie wäre es in der Hinsicht noch mit der Verkäuferin Heidi Kirschmann, die in St. Tropez auf Millionärsjagd geht und dort im Bikini einen falschen Grafen anspricht. Diesen lobt sie beim gemeinsamen Diner dafür, dass er sie schon in jenem leicht bekleideten Zustand gut behandelt hat, woraufhin der Kellner ausgerechnet zwei Eisbecher mit Kirschen oben drauf heranliefert. Klare Sache. Erwähnenswert seien in diesem Kontext aber auch die abwegigen, akustischen Highlights des Films anhand seiner im Narrativ eingearbeiteten Schlager, wie nicht nur in Frau Kirschmanns Fall deutlich zutage treten. Kommt sie nämlich in St. Tropez mit ihrem gemieteten Mercedes an, zieht Teddy Parker an ihr auf der Nebenspur vorbei und versucht mit seinem Hit „Hätt ich ein weißes Sportcoupé“ einen Flirt, bevor er einstweilig wieder aus der Story verschwindet. Bei jenem oben erwähnten Diner darf auch (Little) Peggy March vorbeischauen, die zwar ihr flottes „Lady Music“ bereitstellt, aber eine furchtbare Oma-Frisur auf dem Kopf trägt.
Es gibt aber auch Situationen, bei denen für eine halbe Minute lang unvermittelt ein gesanglicher Ausbruch geschieht, unter anderem, als eine der sechs Gouvernanten-Damen sich als Christa Martin entpuppt. Beim Kartoffelschälen steht sie nämlich auf und fetzt, wahrscheinlich als Ausdruck des jugendlich-liberalen Zeitgeistes, „I like the beatles“ los, bevor sie antiklimatisch ihre Füße ins Kartoffel-Abwaschwasser tunkt. Ebenso sinnfrei gibt sich Klarinettist Acker Bilk die Ehre, der sein Stück „Is this the blues?“ an einem Boot zum Besten gibt, während Finanzbetrüger Fred an Land geht. Letzterer kommt im weiteren Verlauf des Films lediglich innerhalb von zwei Szenen noch mal vor, ehe er von Carola entlarvt wird, bevor er ihre Mutter zu einem seiner Opfer macht. Zwei weitere schöne Musik-Momente kann man aber dennoch loben. So sehen wir zum ersten Mal in einem Spielfilm den gefeierten Eiskunstläufer und weniger graziösen Schlagersänger Manfred Schnelldorfer, der als Gendarm seinen Knüppel durch ein Restaurant schwingt, dabei seinen Debüt-Knaller „Wenn du mal allein bist“ darbietet und sich zu den besten Damen des Films hinsetzt. Diese können sogar sofort mitsingen und durch ihn motiviert wieder lachen, bevor er sodann wieder zum Horizont verschwindet.
Da erfüllt er zumindest seine Funktion als Trostspender, inmitten all der amourösen Wechselspiele, die auch Drehbuchautor Billians andere Schlager-Werke durchwegs ausgezeichnet haben und ebenso in diesem Fall vollkommen undurchsichtig und freimütig variiert werden, als dass man sie an dieser Stelle ausgiebig chronologisieren könnte. Vielmehr konzentriert man sich auf jene urplötzliche Begebenheit, bei der ein Mini-Konzert am Campingplatz abgehalten wird. Dort wirft Vivi Bach ein zeitgenössisch-modernes „Let’s Shake“ in den Raum, bevor die pseudo-intriganten Liebesspiele ihres Rickys mit Michaela gehörig Eifersucht mit sich bringen. Und ja, auch die obligatorischen Verlobungen einiger verdrehter Paare dürfen am Schluss nicht fehlen. Happy End in St. Tropez! Jener dort stattgefundene Holiday ist nämlich eine genüssliche, naive Angelegenheit mit einigen hämisch-pointierten Gags, drolligen Darstellerleistungen und jugoslawischen Urlaubskulissen im herrlich-antiquierten Agfacolor. Wer da bereits mit dem Stil des allgemeinen, teutonischen Schlagerfilms vertraut ist, kann sich dem Charme dieses luftig-belanglosen Liebesreigen ohnehin nicht entziehen – insbesondere dann nicht, wenn Drehbuchautor Billian seinen clever-subversiven Erotik-Klamauk raushaut und Ernst Hofbauer ebenso kurzweilig die irren Verwicklungen und deren Charakterdarsteller inklusive gewitzter Schlagerstaffel einfängt. Also, immer nur rein ins sommerliche Vergnügen, jetzt wo es wieder etwas kälter wird!
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