Pressevorstellungen haben so einiges Gutes an sich. Aber ein besonders schmackhaftes Ereignis ergibt sich, wenn vor der Vorstellung waschechte Hotdogs ausgeteilt werden, stilecht inklusive Röstzwiebeln, Gurken, Remoulade, Ketchup und Senf. Das Problem ist nur, dass solche beglückenden Einladungen im Zweifelsfall gegen die Qualität des Films sprechen, den man sich im Nachhinein ansehen muss. Leider steht da die Beweislage gegen den Fall „Let’s Be Cops – Die Party Bullen“ (inklusive Deppenleerzeichen) von Luke Greenfield, einer behäbigen Buddy-Fake-Cop-Komödie über zwei Lebensversager in Los Angeles, Ryan (Jake Johnson) und Justin (Damon Wayans, Jr.). Ersterer prahlt mit einer potenziellen Football-Karriere, die er selbst vergeigt hat und deshalb fortan von der Verantwortung davonläuft, was Wahres aus sich zu machen. Sein Mitbewohner ist aber auch nicht besser dran, versucht zwar mit einem neuen GTA-ähnlichen Polizei-Videospiel in der Industrie Fuß zu fassen, kommt aber nicht über seine eigene Mutlosigkeit hinweg und sitzt mit Anfang Dreißig wie sein Kumpane in der existenzialistischen Tinte, auch was Frauen angeht.

Ein Wink des Schicksals zieht seine Bahnen, als sie nach einem Besuch auf einem Maskenball, kostümiert als Polizisten, auf die Straße losgelassen und für echte Gesetzeshüter gehalten werden. Das Selbstwertgefühl steigt vor allem Ryan schnell in den Kopf und so nutzen sie die Situation schamlos, aber weitgehend witzlos aus. Mit der neuen, gefälschten Dienstmarke der Macht lassen sich nämlich wildfremde Passanten veralbern, während die Frauen quasi Schlange stehen, um einen abzuknutschen – in diesem Film mit einfältigem Weltbild ist der Uniform-Fetisch nämlich König beim weiblichen Geschlecht. Zudem kann man es dann auch endlich mal der bösen, beliebigen Russenmafia heimzahlen, die Ryans Stoßstange verbeult haben und zudem alte immigrierte Ladenbesitzer erpressen. Aber nicht nur dort leisten sie sich schon zu viel Schabernack und brummen sich eine Menge Ärger auf, bei dem der gewissenhafte Justin immer wieder aussteigen will, während Ryan sich immer tiefer in die Sache hineinsteigert.

Wie zu erwarten, eskalieren solche Kontraste der Selbstfindung irgendwann auf die vorhersehbarste Art und Weise bis zur versöhnlichen und siegreichen Auflösung, während das seichte und unbeholfene Witzgefälle immer weiter den Bach runtergeht und schließlich ab der zweiten Hälfte von einem regelrechten Thriller-Versuch der Marke David Ayer übermannt wird. Die Beiden üben sich nämlich in richtigen Investigationen und entdecken einen Verräter in den (technisch nicht) eigenen Reihen, geraten in Lebensgefahr und moralischen Dilemmata der Offenbarung ihrer Identität. Blöd nur, dass dieses Duo nicht mal ansatzweise den Charme der Bindung besitzt, den man von Jonah Hills und Channing Tatums Einsätzen in der „Jump Street“ quasi in umgekehrter Konstellation emulieren wollte. Das zynische Spiel mit der polizeilichen Machtausübung hat man dieses Jahr auch schon mit gesteigert arschlöchriger Bösartigkeit durch Quentin Dupieux’ „Wrong Cops“ erlebt, hier wird man dagegen mit infantilen Späßen konfrontiert, die anhand ihrer tristen Einfallslosigkeit zum gepflegten Einschlafen anregen. Selbst „Superbad“ hatte mit Bill Hader und Seth Rogen ein exzessiveres respektloses Polizeigespann in petto – und die mussten nicht mal ihren Beruf faken, was die Sache gleich noch viel interessanter macht als diesen lauen Faschingsabend.

Die filmische Gesamtgestaltung passt sich da auch nur allzu gerne an, bleibt bieder bis routiniert, immerhin zum Schluss hin etwas flotter, aber stets uninspiriert und berechnend. Arg sieht es da vor allem auf dem Soundtrack aus, der austauschbarste Dubstep-Beats mit Rap-Einschlag verbrät und für die emotionale Katharsis tatsächlich wieder einmal „The Funeral“ von Band of Horses aus der stilistischen Mottenkiste holt. Immerhin wird jene klischeegeladene Bankrotterklärung des durch und durch persönlichkeitsfreien Film noch bis zum Ende voll durchgezogen und verspricht auf den letzten Metern weitere Eskapaden unserer wacker gebratenen Buletten, jetzt mit dem kreischenden und ebenso unlustigen Gangster Pupa (Keegan-Michael Key) als Spitzel-Sidekick auf dem Rücksitz – ein schöner unfreiwilliger Witz verblendeter Selbstsicherheit. In Zukunft will man diesen selbst ernannten Party-Bullen (die im Film auf vielleicht gerade mal zwei Partys rumlungern) lieber kurzfristig absagen. Bei deren lahmer Sause geht die Stimmung nämlich (ähnlich wie die bei dieser Filmkritik lustlosen Wortspiele) volle Kanne in den Keller; selbst mit Hotdogs.

Meinungen

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