Im neuen Film von „Rubber“-Regisseur und DJ-Ikone Mr. Oizo, neuerdings eher unter seinem realen Namen Quentin Dupieux firmierend, fährt dieser nach dem surrealen Tohuwabohu „Wrong“ in „Wrong Cops“ ein Quasi-Spin-off davon auf, bei dem anarchisch-nihilistische und narzisstisch-kriminelle Gesetzeshüter in L.A. in einem sehr losen Narrativ durchwegs rotzige Asozialität an den Tag legen – unter anderem verticken sie Drogen in ausgehöhlten Ratten, zwingen Frauen bei vorgehaltener Waffe blankzuziehen, tragen Unschuldig-Angeschossene zur Entsorgung an andere Kollegen ab, erpressen, kiffen, haben unehelichen Sex, geben einen feuchten Dreck auf echte Polizeiarbeit und versuchen stattdessen, knarzende Breakbeat-Electroclash-Mucke an den Mann zu bringen.
Klingt wie eine spaßig-entmoralisierte Gaudi, wird hier aber meist als planlose Tristesse durchgezogen, die sich stets um haltlose Abwegigkeit bemühen möchte, aber anhand ihres schnell ausgelutschten Konzepts doch leider etwas langweilt (in der Hinsicht mit denselben Faktoren geschickter und einschlagender arbeitend: beide „Bad Lieutenant“-Filme oder sogar „Shopping-Center King“) – und das bei gerade 83 Minuten Laufzeit. Wirklich viele Lacher offenbaren sich da natürlich nicht; nur eben diese allgegenwärtige, leichte Abkehr von der bodenständigen Norm zieht irgendwie doch immer befremdlich mit. Charmant wirkt vor allem der visuelle Stil, irgendwo auf den Pfaden früher Videofilmproduktionen der achtziger Jahre à la „Boardinghouse“ und „Sledgehammer“, nur eben dank eines schludrigen 35mm-Adapters im faux-cineastischen 2,35:1 eingefangen, aber weiterhin gefüllt mit scheinbar wahllosen Zooms, minimalistischer Beleuchtung und auch sonstiger Lo-Tech-Ausstattung – eben der wahre Indie-Spirit, welcher mit seiner Rohheit der sonnigen, doch innerlich garstigen Oberflächenkultur von Los Angeles subversiv gerecht wird.
Letztendlich ist das auch Thema des gesamten Films, wie sich bei einer Schlussrede von Officer Duke (Mark Burnham) herausstellt: Wir sind bereits in der Hölle auf Erden gelandet und unsere Beschützer von Recht und Ordnung sind dementsprechend dämonisch-lungernd, lasziv-notgeil und intrigant-durchtrieben. Diese These ist für Letztgenannte nicht unbedingt als Selbsterkenntnis gedacht, aber für den Zuschauer gut fühlbar, auch wenn Dupieux’ Film nicht gerade zum Schockiertsein einlädt und mindestens ebenso wie seine zynischen Charaktere arrogant-launig vor sich hin dröhnt – und dabei kaum wirklich erzählen, nur frei von Konventionen er selbst sein will. Ist doch auch mal eine schöne Sache, aber ein bisschen mehr Saft zum Enthusiasmus hätte nicht geschadet.
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