So gehen sie weiter, die verrückten Abenteuer der Undercover-Cops Janko (Channing Tatum) und Schmidt (Jonah Hill), nun, wie bereits im Vorgänger angekündigt, auf dem College anstatt auf der High School, wieder mal auf der investigativen, hysterischen Hatz nach den hippen, doch tödlichen Drogen – eine Prämisse, die zugegebenermaßen ganz und gar dieselbe wie zuvor ist. Aber der Trick bei der Sache ist folgender: Das Regieteam Christopher Miller und Phil Lord sowie deren Autoren Michael Bacall, Oren Uziel und Rodney Rothman nehmen diesen schwierigen Umstand kreativer Wiederaufbereitung in „22 Jump Street“ – zudem solche einer Reboot-igen Kinoverfilmung einer Serie aus den neunziger Jahren – ganz brüderlich in die Arme, daraufhin gnadenlos selbstironisch auf die Schippe und bauen ganz konsequent eine Grundmentalität der Überspitzung von exakt wiederholten Formalitäten darum auf, welche auch nicht vor dem äußeren Image seiner Darsteller halt macht.

Dies entfaltet sich unter anderem so, dass unserem gewitzten Polizei-Duo bei ihrer erneuten, insgeheimen Wiedererlangung des Teenage Fun ein höheres Budget zusteht, das vor allem in der Ausstattung der Einsatzzentrale, bekannten Setpieces und einigen erweiterten Action-Szenarien durchscheint – auf jene Grundlage werden folglich Massen an tollen Jokes und Gags geliefert, die an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden, aber auf jeden Fall die Absurdität der ganzen Situation genüsslich in den Fokus rücken. So eine Fortsetzung muss eben mehr liefern – und mit dem Blockbuster-Konzept spielt der Film gerne rum: Selbst wenn unsere Protagonisten hart an die Grenze der Ausgaben stoßen und weitere Exzesse vermeiden wollen, gibt’s eine gepfefferte Extraladung davon. Kein Wunder, dass Peter Stormare wie in dem ähnlich aufgebretzelten Sequel „Bad Boys 2“ hier einen der Bösewichte spielt – so ein gewisser Exoten-Faktor muss nun auch mal rein.

Doch vieles am Humor und Kurzweil hängt weiterhin von der Chemie der Hauptdarsteller ab. Und da sind Hill und Tatum wieder perfekt aufeinander eingestimmt – soweit sogar, dass diese Partner-Synergie des Buddy-Enthusiasmus durch knalligste Duett-Symbole (siehe unter anderem die Yang-Zwillinge) und Charakter-Entwicklungen explizit im Plotaufbau auf die Probe gestellt wird. Zieht der eine den anderen runter, weil er immer alles zusammen machen will, bringen eigenständige Routen zweifellos die Erfüllung oder baut gerade der Schlagabtausch der zwei verschiedenen Freunde den jeweiligen Partner erst so richtig auf? Die Antwort darauf kann man sich ja denken, denn Comedy lebt von Gegensätzen, Kontrasten, Konflikten und dennoch gerade daraus resultierenden Freundschaften – Let’s be bro’s: das fördert den Optimismus, selbst in einer derartigen Geschichte, die ihre eigene Existenz durchweg durch den Kakao zieht. Was man dabei auch nicht aus den Augen lassen darf, ist, dass sich die Struktur des Ganzen durch diese humoristische Dissonanz zum eigenen Wesen zeitweilig befremdlich und holprig zerfährt, nicht immer dieselbe pointierte Beglückung erzeugen mag wie im Vorgänger „21 Jump Street“.

Dazu kommt auch der erhöhte Action-Anteil, welcher in seiner Funktion teils stark straight rüberkommt und gegen Ende hin soliden Genre-Standard erfüllt, was den Lach-Faktor etwas ernüchternd zurückschrauben kann. Doch für jede noch so ungeschliffene Ecke gibt’s dann auch herausstechende Highlights, wie eine ganz besondere Szene mit dem kompromisslos-wütenden Ice Cube, die das Chaos der konzipierten Uneinigkeit vom Film umso effektiver vermitteln. Und sobald man beim Abspann angekommen ist und die Partnerschaft wieder souverän zueinandergefunden hat, blickt man in die wahnwitzigsten Optionen der fortgesetzten Konzept-Ausbeutung, die nicht nur scharf und drollig die Wiederkäuer-Verzerrungen von Franchise-Konzepten ad absurdum führen, sondern auch schelmisch genau das Prinzip bloß stellen, mit dem Produzent Neal H. Moritz („Fast & Furious“ 1-7!) und auch das Studio Sony selbst, gar ganz Hollywood, zahlreiche Fortsetzungen und Remakes, ebenso „22 Jump Street“, ins Leben gerufen haben.

Der Film ist sich seiner selbst bewusst, was gemessen an seiner offensichtlich ekstatischen Kommerzialität auch zurückfeuern kann, aber bei seinem dennoch anarchischen Spiel mit den Regeln ist der (hier nicht ganz so geheime) Spaß des Subversiven letzten Endes weiterhin an vorderer Stelle. Und natürlich so erfolgreich, dass man trotzdem ein weiteres Sequel erwarten könnte, denn inzwischen nehmen wir dieses Verfahren des immer wieder aufgebrühten Altbekannten als Zuschauer doch allzu gerne an. Doch nur hier können wir über uns selbst lachen – für einen gewissen Preis, aber wir stecken da mit dem Film ohnehin wissentlich unter einer Decke.

Meinungen

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