Yoshiyuki Kurodas „Blutiger Schnee“ bildet den letzten Teil der sechsteiligen Serie „Lone Wolf & Cub“, welche auf dem gleichnamigen Manga von Kazuo Koike basiert. Im Rahmen der deutschsprachigen Erstveröffentlichung auf High Definition durch Rapid Eye Movies widmen wir dieser Reihe eine Retrospektive.

Alles muss einmal ein Ende haben – und bei Teil sechs hörte der Spaß für die Lone-Wolf-&-Cub-Reihe der Produktionsfirma Katsu 1974 mit Blutiger Schnee“ vorzeitig auf. Ein passenderer Schlusspunkt hätte aber nicht gefunden werden können: Denn so wie Itto Ogami mitsamt Sohn Daigoro die Reise auf dem weißen Pfad der Hölle begann, so finden sie sich schließlich nun in seiner visuell ergiebigsten Repräsentation, dem Schnee. Yoshiyuki Kuroda löst dabei Kenji Misumi („Lone Wolf & Cub“ 1-3 und 5) als Regisseur ab und geht dessen eingeschlagene Route vom langsam aufheitzenden, doch rabiat einstechenden Schwertgezische ehrenvoll weiter, findet aber nicht nur in der musikalischen Untermalung einen eigenen Groove mit Soul-Einschlag. Man bemerke nämlich ebenso eine Kadrierung in der Bildsprache, welche das komplette Cinemascope mit angereihten Erscheinungen des am Horizont wartenden Todes füllt. So verengt er auch im Narrativ die Lage für den mit Gadget-Karren ausgestatteten Ronin. Denn da inzwischen so ziemlich alle Krieger und Söhne des Yakyū-Klans durch seine Hand gerichtet wurden und auch die mit Messern jonglierende Tochter Kaori (Junko Hitomi) kein Gegner für ihn war, sieht Yakyū-Oberhaupt und Erzfeind von Ogami, Retsudo (Minoru Ôki), nur noch eine Chance.

Er beauftragt seinen unehelichen Bastard-Sohn Hyoei (Isao Kimura), der seit seiner Kindheit im Wald haust und vom geheimnisvollen Tsuchigumo-Stamm aufgezogen wurde, die wandernden Rächer auszulöschen, ehe sie seine Behausung in Edo erreichen. Regisseur Kuroda fährt dabei eine Fantastik auf, die in der Reihe ihresgleichen sucht, aber prägnant illustriert, wie nahe man inzwischen der Hölle entgegenkommt: Verhüllte Gestalten mit Fackeln in der Hand tauchen aus Felsen und Bäumen auf, beschwören zombieartige Auftragsmörder aus ihren Gräbern, welche im teils recht explosiven Hinterhalt alle umbringen, die mit unserem titelgebenden Duo in Kontakt kommen. Die Luft brennt, bei Nebel und im Moor, sobald die Klingen blitzen. Die mystische Macht hält sich aber dennoch am Prinzip des klassischen Duells und kocht auch nur mit Wasser, wenn es ums ehrenvolle Sterben geht. Zum letzten Showdown jedoch ziehen sich die Armeen auf Skiern warm an, ehe sie halbiert und von Kugeln durchsiebt werden. Der weiße Pfad im brenzligen Schnee ist nun mal für Ogami und Sohn prädestiniert – und da fließt die Energie so bedacht wie eine sanfte Schneeflocke in der Nacht; deckt den Grund jedoch mit entschiedener Konzentration vollends ein. Denn auch hier macht das Spielen im Schnee überaus Spaß, selbst wenn die Erdrückung der Hölle zu spüren bleibt. Man ist angekommen, aber noch lange nicht fertig.

Meinungen

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