Takeichi Saitôs „Die tätowierte Killerin“ bildet den vierten Teil der sechsteiligen Serie „Lone Wolf & Cub“, welche auf dem gleichnamigen Manga von Kazuo Koike basiert. Im Rahmen der deutschsprachigen Erstveröffentlichung auf High Definition durch Rapid Eye Movies widmen wir dieser Reihe eine Retrospektive.

Nach dem Hattrick der gewissenhaften Ronin-Blutschöpfung durch Regisseur Kenji Misumi wurde Takeichi Saitô „Die tätowierte Killerin“ der Lone-Wolf-&-Cub-Reihe anvertraut. Jene Dame vom Titel, Oyuki (Michi Azuma), stellt dabei eine interessante Parallele zu Itto Ogami, unserem wandernden Protagonisten, dar. Wie er nämlich seinen Sohn Daigoro bei der tödlichen Tour durch Japan im Karren herumfährt, so trägt sie ihr Kind als Tätowierung auf der Brust. Ihre nackte Haut dient als ablenkendes Mittel zum Mord, wie auch Daigoro per Knopfdruck Klingen und Kanonen aus seiner Kutsche zur Verstümmelung hervorzaubern kann. Doch wie der Filius des einsamen Wolfes anfangs schon seinen Vater kurzzeitig aus den Augen verliert, um sich urplötzlich mitten im Feuer wiederzufinden, dabei jedoch keine Furcht zeigt und auf eigene Faust überlebt, ist Oyuki ebenso das bewusst auf sich allein gestellte Kind ihres sorgenden Vaters. Hinter ihr liegt nämlich eine Vergangenheit beim Owari-Klan, wo sie ihrem Lehrmeister Enki Kozuka (Shin Kishida) und seinem Feuerschwert machtlos ergeben war und seitdem in ihrer Rache als Ausgestoßene gejagt wird. Die Sorge des Vaters trifft aber auch Ogami an einem wunden Punkt, denn bei jenen Gefahren da draußen sind sich beide Herren einig: Manchmal ist es für Eltern ein Glück zu wissen, dass sie ihre Kinder mit eigenen Händen gerichtet haben.

Das grundlegende Konzept des Films erfüllt seinen narrativen Zweck, Ogami wieder stetig zu vermenschlichen und ihm die Empathie der Vaterliebe zuzugestehen. Regisseur Saitô besitzt dafür zeitweise jedoch nicht das geschickte Händchen seines Vorgängers Misumi, wirft zur Ausschmückung mehrere reißerische (teils absurde) Beliebigkeiten in die Runde und bewegt sich dabei vor allem zu Beginn allzu oft vom eigentlichen Fokus weg. Ihm mangelt es dabei auch an einer eleganten Einarbeitung der Verhältnisse: Er rekapituliert diese mit einem erstmals in der Serie auftauchenden, erklärenden Voice-over und äußert diese zusätzlich mit einer Plakativität in den Rückblenden, die zudem mäßig pointiert zum Gesamtkomplex beitragen. Dennoch muss man ihm zugestehen, den grundsätzlichen Elementen der Reihe effektiv treu zu bleiben: Die (Dis)Harmonie mit der Natur, genauer das Feuer, der flinke Zuschuss an blutigen Eruptionen und die Wahrung der Ehre, speziell der Frau gegenüber. Ogami beweist für Letzteres weiterhin Verständnis und schützt Oyuki, ehe er sie doch noch töten muss; aber eben als Stellvertreter ihres Vaters – ihre Würde bleibt erhalten. Gerade da blutet ihm das Herz. In solch einem Moment der entschiedenen Schwäche taucht der Feind aber besonders gnadenlos auf und reißt wie ein Fleischwolf. Doch vor dem Kind wird nicht gestorben. Diesen Weg in die Hölle, ins Feuer, geht man noch bis zum bitteren Ende gemeinsam.

Meinungen

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