90 Minuten Schweigen. Anstelle von Dialogen gibt es: wortlose Gewalt, blanken Hass, aber auch ein wenig Liebe. Der aus dem Jahr 2013 stammende Film „Moebius“ des südkoreanischen Filmemachers Kim Ki-duk  sorgte durch sein radikales Konzept für Aufsehen und erhielt in seinem Heimatland ungeschnitten sogar die höchste Altersfreigabe überhaupt. Dabei ist „Moebius“ längst nicht der erste Film von Kim, der für derartige Aufregung sorgte – er ist dafür bekannt, das Extreme zu suchen, Grenzen zu sprengen. Auch One on Onemöchte dort weitermachen, wo „Moebius“ aufgehört hat: beim Schmerz, den sich Menschen gegenseitig zufügen können. Einige Menschen haben ein Verbrechen begangen. Andere Menschen finden sich in einer kleinen Gruppe und wollen Rache walten lassen. In fiktiven Prozessen foltern und quälen sie die mutmaßlichen Übeltäter, bis diese ihre Taten gestehen. Arm, reich, jung, alt – vollkommen egal. Jeder hat das Böse in sich schlummern, das nur darauf wartet, geweckt zu werden. Und so kommt es, dass in „One on One“ böse Menschen anderen bösen Menschen wehtun und sich an der Qual anderer ergötzen, ganze ermüdende zwei Stunden lang.

Kim Ki-duk erzählt sein filmisches Trauerspiel sehr reduziert, mit einem – so scheint es – billigen Camcorder gefilmt, der jede Telenovela dagegen wie einen cineastischen Augenschmaus erscheinen lässt. Die Dialoge, teilweise in unbeholfen-hölzernen Englisch, passen sich dem Gesamtbild der Plattheit erschreckend an. Besonders traurig ist es, dass sich der Film schon nach fünfzehn Minuten das erste Mal selbst wiederholt. Bis zum Ende schafft es Kim zu keinem Moment, aus dieser sich selbst auferlegten Spirale der Folter-Langeweile auszubrechen. Was sich der Regisseur bei diesem Produkt gedacht hat, ist zweifelhaft; es wirkt sowohl inhaltlich als auch handwerklich wie die Arbeit eines unbeholfenen Filmstudenten, der gerne einen Film à la Kim Ki-duk wie „Seom“ oder „Bin-jip“ machen würde. Vielleicht sollte er sich häufiger eine Auszeit gönnen und diese dann vielleicht anders als mit „Arirang“ nicht dokumentarisch festhalten. „One on One“ wird sicher noch auf einigen kleinen Filmfestivals zu sehen sein, dann eine kleine DVD-Auswertung bekommen und schnell in Vergessenheit geraten. In zwei Jahren wird das Kim Ki-duk wahrscheinlich sogar selbst ganz lieb sein.

Meinungen

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