Lidstrich, Kippe, Bier: Fertig ist die amerikanisch-sinnbefreite Jugend, beendet das subversive Streben des New Hollywood. Gia Coppola bemüht dazu noch etwaige Statussymbole (Haus, Auto, iPhone), pseudo-alternative Momente des Staunens und bange Blicke in die Zukunft, während Kinder aus losen Geschichtensammlungen in Schwarzblenden und zu Elektronikpopklängen zappeln. Sie liebt diesen Independent-Biedermeier wie schon (aber reizvoller, schöner) ihre Tante Sofia Coppola, Tochter des Francis Ford Coppola. Alle drei sind sie konziliante Regisseure – in der nun dritten Generation aber wohl eher, weil es einfach geht und niemand mehr Fragen hinsichtlich wirklicher kreativer Eignung stellt. Selbst ihr Debüt „Palo Alto“ ist natürlich vielmehr amüsantes Familienverklausulierungsmelodram als (wie womöglich bei Sofia) eine melancholische Fanfare über die Wehwehchen des Heranwachsens, wenn der erste Sex noch unsicher und die letzte Orgie keinen Tag her ist.
So platziert sie April (Emma Roberts: Tochter von Eric Roberts, Nichte von Julia Roberts) in die Mitte allzu loser Subhandlungsstränge, denen es an übergeordneter Gier und den wahrhaften Situationen der Findung mangelt, obwohl sie den gewohnten Drive James Francos (immerhin kommt er selbst aus dem kalifornischen Palo Alto) atmen, welcher die titelgebende Kurzgeschichtensammlung und eine beiläufige Nebenrolle als sittenloser Fußballmentor Mr. B stiftete. April interessiert nichts, außer die Liebe. Auch Teddy (Jack Kilmer: Sohn von Val Kilmer, der in einem überaus seltsam-aufgequollenen Cameo den Stiefvater von April mimt) rast lieber aus Jux in das Auto einer korpulenten Nachbarin mit Wohlstandsdekolleté, statt das Leben sinnvoll zu füllen. Also alles ein bisschen wie „The Bling Ring“, nur eben ohne Gucci, Super Rich Kids und den mäßig spannenden Einbruch in prominente Luxusvillen. Stilistisch ändert das wenig.
Was aber bleibt in „Palo Alto“ ist ein Gespür für die Einsamkeit, Tristesse, sogar das Klischee, indem es als dieses aufgegriffen und doch (da wird deutlich, dass es sich eindeutig nur um ein überdrehtes Spielfilmdebüt handelt) halb gar im Gras vergessen wird. Unter den Sprachfetzen spürt die erst 27-jährige Gia Coppola auch assoziativ ihrem eigenen Coming-of-Age-Konstrukt nach. Für die Zukunft sollte dies jedoch Phase bleiben und nicht grundsätzliches Pflichtmotiv werden. Wie das geht, fragt sie einfach die Tante. Die weiß wie.
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