Jerry Hickfang (Ryan Reynolds) hört Stimmen. Zunächst die seines Katers, Mr. Whiskers. Aber auch die seines Hundes, Bosco. Später ebenso die des abgetrennten Kopfes einer Arbeitskollegin, welcher er sich anbiedert, doch seiner Obskurität wegen abgewiesen wird. Wenn auch nie wirklich. Daher nutzt sie, Fiona (Gemma Arterton), diesen Jerry Hickfang aus, als ihr Wagen im strömenden Regen nicht anspringen möchte, und lässt sich mitnehmen. Eigentlich nach Hause – obwohl sie dort natürlich (eines sprechenden Rentiers wegen) nie ankommt. Aber immerhin weilt sie dann im Kühlschrank ihres Verehrers. Nun agiert Jerry Hickfang in Marjane Satrapis „The Voices“ entgegen des psychopathischen Scheins nicht wie ein Mann, der leichthin töten oder gar mit Baumarktswerkzeug Frauenleiber zerstückeln und deren Gedärme in Tupperdosen abpacken könnte. Irgendwo muss der Krux schließlich sein. Und bei Marjane Satrapi liegt jener in der Groteske, in einer komödiantischen Dramaturgie aus Gore, Trash und Melancholie, im realitätsfernen Zuckerguss zwischen Kuhkaffmief und industrieller Völlerei. Daher schlendert Jerry im pinken Arbeitsstrampler jeden Tag durch eine Badewannenfabrik namens Milton Fixture & Faucet, die vermutlich nur deswegen den Hauch der Sechziger atmet, weil Jerry es so will (und vermutlich auch, da der Film im Studio Babelsberg gedreht wurde).

Der labile Psycho mordet derweil wenig fröhlich ohne seine notwendigen Pillen weiter. Mr. Whiskers meint mit schottischem Akzent, sein Herrchen solle vollenden, was er begonnen habe; Bosco dagegen appelliert an seine gute Seite, indem er fleht, Jerry solle einfach nur zur Polizei gehen. Teufel gegen Engel. Am Ende ist sich selbst der Hund nicht mehr sicher. Zu diesem Zeitpunkt setzt „The Voices“ jedoch letztlich völlig aus: Es folgen Pauken und Trompeten, bis Jesus als Gabelstaplerfahrer den jetzt singenden Jerry in die Höhe wuchtet. Soweit Marjane Satrapi den Marotten von Michael R. Perrys Drehbuch akut nachsetzt, wühlt ihr Film in einer beinahe schon dekonstruktiven Satire unter den Avancen eines schon hölzern gewordenen Genres, in dem es genug Altes gibt, um daraus amüsierendes Kalkül zu stricken. Eine Psychologisierung des Wahns und der Schizophrenie gehören jedoch nicht dazu. Denn Ryan Reynolds’ mimische Höchstleistung verleiht „The Voices“ genügend banales Vergnügen, als dass seine Manie konkret werden müsste.

Meinungen

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