Der Rubel rollt im Horror wie wohl in keinem anderen Genre. Hat ein Film Erfolg, springt ein jedes Studio auf den Zug und produziert eine Unmenge ähnlicher Filme. Die Qualität solcher Produktionen hält sich jedoch vorsichtig gesagt in Grenzen. Wenn vielversprechende Regisseure wie Ti West ihre Filme nicht in die Kinos bekommen, „It Follows“ lediglich auf Festivals zu sehen und „You’re Next“ ein finanzieller Flop ist, weiß man, wie es um den Horrorfilm bestellt ist: katastrophal. Umso erstaunlicher war der 2013 produzierte „Conjuring“. James Wan schaffte es dort, den alten und den modernen Horrorfilm auch handwerklich gekonnt Hand in Hand einhergehen zu lassen. Und die Kinokasse brummte. Leider Gottes wurde allerdings das Spin-off „Annabelle“ nachgereicht, über die ziemlich gruselig aussehende Puppe aus „Conjuring“, die aber davon abgesehen nichts zur Geschichte beiträgt. Anscheinend hat das aber gereicht, dem Püppchen einen eigenen Film zu bescheren. In Windeseile wurde von Gary Dauberman ein Drehbuch hingeschludert und Kameramann John R. Leonetti, der besonders schlechte Ableger erfolgreicher Filme auch mal selbst drehen darf (siehe „Mortal Kombat: Annihilation“), übernahm die Regie.
Der Film beginnt genau wie der Vorgänger mit einer Eröffnungssequenz, in der ein paar Frauen erzählen, wie böse die Puppe doch ist, weil eine Verrückte namens Annabelle Besitz von ihr ergriffen hat. Die eigentliche Geschichte spielt jedoch ein Jahr zuvor: Und du liebe Güte, ist diese langweilig! Einzig Jump-Scares bekommt der Film halbwegs vernünftig hin, welche im gefüllten Kino vielleicht ein, zwei Mal funktionieren, aber selbst dort rasch ermüden. Von diesen Momenten einmal abgesehen, besitzt der Film nicht einen Hauch Langlebigkeit. Der Score von Joseph Bishara klingt genau wie seine vorherigen und wird, wenn überhaupt, nur partiell eingesetzt. Zu keinem Moment versucht „Annabelle“ mit seiner Tongestaltung in ruhigeren Momenten so etwas wie Atmosphäre aufzubauen. Am Schlimmsten aber ist in der Tat das Drehbuch mit seiner unfassbar öden Geschichte und einem der langweiligsten Ehepaare, die je in einem Horrorfilm zu sehen waren. Dem Publikum scheint das aber vollkommen egal zu sein: Der Film spielte bereits knapp das Vierzigfache seiner Produktionskosten ein. Und so darf man sich als Fan des Genres festen Gewissens in den Schlaf weinen, da wir auch zukünftig noch unzählige Filme dieser Art zu Gesicht bekommen werden.
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