Können Männer und Frauen Freunde sein? Hat man diese Frage nicht schon ein paar Mal in seinem Leben gehört, im Kino erst recht vor Ewigkeiten mit „Harry & Sally“? Michael Dowses „The F-Word – Von wegen nur gute Freunde!“ stellt diese Frage erneut und bedient sich dazu vollständig an den alteingesessenen Formeln der Rom-Com – selbst wenn er dabei Rob Reiners Werk nur indirekt zitiert, indem er Ausschnitte aus dessen „Die Braut des Prinzen“ einstreut. Jedenfalls transportiert er die bewährte Geschichte vom Boy-meets-Girl in eine wiederum idealistische Darstellung der derzeitigen Mittzwanziger-Generation und behilft sich jenem vergnügt-ironischen Umgangston. Vornehmlich dreht es sich hierbei um die schon ziemlich egoistische Fantasie, eine bereits liierte Frau zu erobern, auch wenn man sich selbst als Gentleman zurücknimmt, obwohl die Chemie offensichtlich stimmt. In diesem Fall trifft es den gegenüber der Liebe gleichsam zynischen und romantischen Wallace (Daniel Radcliffe). Der lernt auf der Party seines ihm stets beratenden Freundes und Weiberhelden Allan (Adam Driver) ein ebenso perfektioniertes Rollenmodell einer süßen Indie-Braut, Chantry (Zoe Kazan), kennen. Da blüht ihm in Innern wohl schon was auf, denn zusammen lässt es sich richtig ironisch und schlagfertig, vor allem pausenlos über popkulturelle Trivialitäten unterhalten.

Man beschließt aber erst mal eine Freundschaft zueinander; auch, weil sie schon einen Beau, den charmanten Juristen Ben (Rafe Spall), für sich hat. Darauf muss man sich nach zweimaligem Treffen sogar einen Handschlag geben – wie im wahren Leben. Der einlullende Soundtrack drückt aber ohnehin schon durchweg auf eine bedeutungsschwangere Emotionalisierung und verfestigt in den folgenden Montagen des freundschaftlichen Zusammenseins ein nahendes Liebesgefühl, welches sich aber natürlich hinauszögert. Und dass, obwohl alle Faktoren der kanadischen Umgebung darauf drängen, dass die Beiden sich ihre Liebe eingestehen. Da konstruiert das Drehbuch auch ständig Situationen, bei denen man(n) einfach rangehen muss: In einer Umkleidekabine bleibt Chantry das Kleid halbwegs stecken und so muss Wallace rein und ihr raushelfen; später nimmt der von vornherein recht skeptische Boyfriend Ben eine Stelle in Dublin an und ist daher erst mal für sechs Monate weg; schließlich wohnt Wallace der unvermeidlichen Hochzeit seines Kumpels Allan bei – dieser manipuliert die Situation beim anschließenden Nacktbaden so, dass Wallace und Chantry in einem Schlafsack unterkommen müssen.

Doch das junge verkappte Pärchen hemmt sich natürlich erst mal gegenseitig, denkt an die Verantwortung gegenüber sich selbst beziehungsweise dem Partner; sowieso fürchtet man die nicht gerade optimalen Optionen, nachdem man sich seine Gefühle offenbart hat. Man streicht schlicht mit abgeklärtem Wortwitz der post-modernen Generation drüber, doch auch die glaubt an Träume und den obligatorischen Blick zu den Sternen. Regisseur Dowse visualisiert das auch immer wieder gerne anhand von Chantrys Job als Zeichentrickanimatorin, lässt ihre freigeistigen Kreationen an den Hauswänden entlang gleiten und stellt darin eine Hoffnung aus, dass auch sie mal wirklich glücklich werden möge. Wie der Rest verläuft, gestaltet sich dabei so beliebig und haltlos quirlig, dass man der nahenden Verbindung zwar keine grundlegende Falschheit anrechnen möchte – dennoch bleibt letzten Endes kein Grund, das oft so erlebte Prozedere anders als zahlreiche Vertreter des Genres zu werten, trotz lockerer und doch zielstrebiger Haltung im harmlosen Hipster-Twen-Dialog. Eine wahrhaft entbehrliche Erfahrung von Film – doch immerhin so naiv, dass man ihm nicht wirklich böse sein will. Eine Liebschaft aber wird nicht draus, das ist einen Handschlag wahrlich wert.

Meinungen

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Bisherige Meinungen

Yannic
15. Januar 2015
13:41 Uhr

Und ich dachte das wäre „What if… Ein himmlischer Plan“ mit Debby Ryan. Naja, man kann nicht alles haben.

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