Irgendwann wirkt es, als fehle Robert Redford und Nick Nolte eine weibliche Begleitung; eine Reese Witherspoon, die flucht, stänkert, leidet und sich ihre malträtierten Fußnägel aus der Haut reißt. Stattdessen 3.500 Kilometer Ödnis vom Springer Mountain in Georgia bis zum Mount Katahdin in Maine. Und zwei alte, steife Säcke, die jenen Appalachian Trail unbedingt gehen müssen, weil? Na, weil. Einer der Grumpy Old Men heißt Bill Bryson (Redford), ist Schriftsteller für amüsante, belanglose Reiselektüre, war schon in Iowa, Brisbane, Salzburg und Kenia. Verständlich, dass ihm also fad wird, wenn er zu Hause in New Hampshire mit seiner britischen Frau (Emma Thompson) Däumchen dreht, während seine Kinder alt und deren Kinder geboren werden. Dann startet er jedoch – es darf als senile Bettflucht bezeichnet werden – einen Aufruf unter seinen sterbenden Freunden, um sich seine Langeweile aus dem Leib zu wandern. Die halten ihn freilich für verrückt. Aber der rechthaberische Eskapist tut noch einen Mann auf: Stephen Katz (Nolte). Und, was soll schon sein? Katz ist fett, tranig, untrainiert – und speckige Haarfetzen kleben ihm am roten Kopf. Dass er noch dazu Anfälle bekommt, wenn er nicht jede Stunde etwas isst: geschenkt. Eine perfekte Rolle für den fetten, tranigen, untrainierten Nick Nolte; es lässt sich nicht anders sagen.

Ken Kwapis’ Adaption des gleichnamigen Softwanderromans „Picknick mit Bären“ stellt sich dabei ungefähr so geschickt an wie Nolte auf dem Berg: Er bemüht sich, doch seine Beine wollen nicht. Als Zuschauer unter fünfzig Jahren sieht der Streifen daher aus, als habe Kwapis mit den Drehbuchautoren Michael Arndt (unter dem Pseudonym Rick Kerb) und Bill Holderman versuchen wollen, eine Buddy-Komödie zu kreieren, die bestenfalls altmodisch gestrig ist, wenn nicht sogar ernsthaft grenzdebil. Und als Zuschauer über fünfzig? Nun, vermutlich erfüllen die Anekdoten Brysons exakt jene nebulösen Kriterien, die Verleiher und Produzenten jener Zielgruppe neuerdings zuordnen zu meinen. Das filmische Endprodukt atmet entsprechend putzige Anleihen an die Generation Hipster (inklusive sphärischer Klänge der Band Lord Huron), wartet aber gleichsam mit leidlich interessanten Einstellungen auf, die eher an „Natur+Reisen“ erinnern, als dass sie „National Geographic“-Niveau aufweisen könnten. Am Ende geht Ken Kwapis lediglich den halben Weg – wie auch seine Protagonisten, die nach der Hälfte des Trails umkehren. Wenigstens allzu groteske, hochphilosophische Kopfgeburten werden uns erspart. Robert Redford und Nick Nolte wollen mit ihren 79 und 74 Jahren eben doch nur noch Spaß. Aber ohne Gas.

Meinungen

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