Robert Greene lebt in einem kleinen Provinznest in den Vereinigten Staaten. Für seine Arbeiten fährt er stets in größere Städte. Eines Tages ziehen neue Menschen nebenan ein. Als Greene erfährt, dass mit Brandy Burre eine ehemalige Schauspielerin der Serie „The Wire“ von nun an seine Nachbarin ist, wittert er die Chance für einen kleinen Film. Greene möchte das Leben der Frau einfangen, die zwei Kinder bekommen hat und von New York aufs Land gezogen ist. Burre willigt ein. Zu diesem Zeitpunkt wissen beide nicht, dass ihr Dokumentarfilm „Actress“ weltweit auf Festivals für Aufsehen sorgen wird.
Denn in 86 persönlichen und nahen Minuten meint man Brandy Burre wirklich kennenzulernen. Greene ist dabei stets stiller Beobachter. Er heftet sich an Burres Fersen, filmt sie beim Kochen, Duschen, Einkaufen, lässt sie reden, lachen und weinen. Insgesamt achtzehn Monate dauerte das Projekt, der überwiegende Teil wurde allerdings innerhalb von vier Monaten gedreht. Zu diesem Zeitpunkt gerät das Leben von Brandy Burre ins Wanken: Der Vollzeitjob Mutter stresst sie, zwischen ihr und ihrem Mann gibt es Spannungen, sie hat eine Affäre und trennt sich. „Actress“ dokumentiert dieses persönliche Kapitel mit viel Fingerspitzengefühl. Für das Leben gibt es kein Drehbuch. Und anders als in vielen Produktionen aus Hollywood gibt es am Ende kein versöhnendes Gespräch, keine Wiedervereinigung. Burre und ihr langjähriger Freund gehen letztlich getrennte Wege.
Immer wieder scheint durch: Brandy Burre ist eine ziemlich störrische Frau. Sie ist eine Kämpferin. Fast zeitgleich mit dem Ende ihrer Beziehung fasst sie den Entschluss, es noch einmal als Schauspielerin zu versuchen. Sie sucht sich einen Agenten, geht zu Castings. Burre weiß, dass das Business schonungslos ist. Die Karriere von Frauen ist oftmals sehr viel kürzer als die ihrer männlichen Kollegen. Aber Burre ist das egal und stürzt sich trotzdem noch einmal in das Abenteuer Schauspielerei. Ob ihr Weg mit Erfolg gekrönt sein wird und sie wieder eine große Rolle bekommt, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Eine Rolle wie in „Actress“ wird sie allerdings nie wieder spielen. Es war ihre eigene Rolle, ihr eigenes Leben. Und dieses wurde fantastisch eingefangen. Auch und vor allem weil es teilweise so normal und alltäglich ist.
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