Dreckige, nackte Fleischeslust. Obligatorische Titten. Knappe Kostüme, solariumgebräunte Haut, Cheerleader, muskulöse schwarze Football-Spieler, ein Kratzen im Schritt und Jucken zwischen den Genitalien. Wahn, Schizophrenie, Spuk. Lucky McKees und Chris Sivertsons „All Cheerleaders Die“ suhlt sich im vorsätzlich abgeschlossenen Kompaktraum etwaiger Teenie-Horror-Stafetten des späten letzten Jahrtausends à la „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ (1997) wie er ebenso verstohlen in die Magie-Fetischkiste von Joss Whedons „Buffy – Im Bann der Dämonen“ (1997 – 2003) langt und daraus bunte Steine zaubert. Die sorgen schließlich auch dafür, dass aus dem klinisch-warmen Paarungstrieb eine kühle Blutorgie entsteht, welche erst zu Ende sein darf, als die titelgebenden schon toten Cheerleader größtenteils nochmals – beziehungsweise endgültig – das Zeitliche segnen. Die Topoi des Genres überführt Lucky McKee mit Buddy Chris Sivertson in eine morbide Disco-Pop-Groteske (leider ohne Musical), der das übersteigerte Narrativ letztlich zu viel Futter liefert, um begehrenswert zu bleiben.

So rotieren die wiedererweckten Cheerleader einzig um das Motiv der Rache an ihren Peinigern – was gewiss pikant und insbesondere gen Beginn ihrer Neuexistenz originell scheint, sich später jedoch effektiv abreibt, als die Geschichte nun irgendwie doch ein Ende finden muss (allerdings lediglich ein vorläufiges). Im Grunde entwickeln McKee und Sivertson ihr hauseigenes Extrem-Low-Budget-Debüt gleichen Titels aus dem Jahr 2001 zu einer monetären Exploration mit allerhand Gloss, Glitter und Gaga, welches sich ebenso einer simplen Formel unterordnen lässt: Girls vs. Boys, Bitchfight vs. Pig Fucking Contest. Nichts mehr mit Coming-of-Age-Dramatik und der Entdeckung eigener (absonderlicher) Sehnsüchte oder gar dem „Carrie“-Motto aus McKees „May – Die Schneiderin des Todes“ (2002), in dem die Protagonistin May Kennedy (inklusive Sehfehler) nebenbei auch ihren „Frankenstein“-Trieb überaus ökonomisch auslebt. In „All Cheerleaders Die“ muss dagegen mit promiskuitiven Weibern vorlieb genommen werden, deren Körperbau konträr zu ihrer Wahrnehmungsfähigkeit in allen Fällen entsprechend identisch unterentwickelt ist. Im Vergleich mit ähnlichen Werken tut das dem Amüsement des irren Treibens keinen Abbruch – auch aufgrund der ironisch verschränkten Verballhornung beider Regisseure, jedes noch so gefällige Subgenre für ihren Cocktail ordentlich zu shaken. Der „Friedhof der Kuscheltiere“ (in der Verfilmung von 1989) lässt grüßen.

Meinungen

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