Ben Ketais „Beneath“ sei inspiriert von wahren Begebenheiten. Soso. In diesem speziellen Falle heißt das, die tatsächlich realen Minenunglücke in Beaconsfield, Australien im Jahr 2006 und in Copiapó, Chile im Jahr 2010 als perverses Baumarktswerkzeug für einen Film zu missbrauchen, welcher sich im Banalen sträubt und den Mangel an CO2 nicht nur in die Köpfe seiner entcharakterisierten Protagonisten steigen lässt. Entsprechend tönen ebenso die Unter- oder gar Obertitel auf den jeweiligen Plakaten: Mal sollen wir Dunkelheit erwarten, mal unseren Atem anhalten. Denn sechshundert Fuß unter der Oberfläche gibt es bekanntlich kein Licht, keine Luft und vertrauen sollte man besser auch gleich keinem. Wenn Bergarbeiter plötzlich vielmehr schwimmend-hängenden Mutantenfratzen gleichen, scheint der Tipp zumindest anfangs nützlich. 89 Minuten später jedoch ist jede halluzinatorische Offenbarung an Neil Marshalls „The Descent“ (2005) vergessen.
Die einzige Frau des Testosteron gesteuerten Intermezzos heißt hier Samantha Marsh (Kelly Noonan) und beschließt ihren Daddy George (Jeff Fahey) an seinem natürlich letzten Arbeitstag nach drei Jahrzehnten Höhlenleben zu begleiten. Kann ja nicht schaden. Als der Komplex infolge etwas zu viel energischer Budelei teilweise einstürzt, schadet das schon mehr. Es beginnt, was sich folgendermaßen zusammenfassen lässt: Frau verliert sich in ihrer Klaustrophobie, kreischt, quiekt; Mann beruhigt sie, rollt mit den Augen, atmet einmal zu viel komische Luft ein, schnauft, nimmt eine Axt und poltert nieder, was ihm vor die Linse springt. Eine andere Crew einige Jahre zuvor erlitt bereits dasselbe Schicksal. Vermutlich grunzen auch deren dröge Körper also noch im Höhlensystem umher.
Unter dem Schirm von Samuel Taylor Coleridges „Aussetzung der Ungläubigkeit“ (nach dem Englischen „Suspension of Disbelief“) manövriert Ben Ketai diese nur scheinbar radikale – respektive schließlich stumpfe – Szenerie über die abgestoßenen Urängste des Menschen (und deren Neuentdeckung im schwarzen Tunnel) in lustloses Genre-Material, durch welches die Bedrohung ungenügend fluoresziert. Obwohl unentwegt Staub rieselt, regiert Sterilität, auch aufgrund der minimalistischen Ödnis des Settings. Alles ist offensichtlich, nichts ist verborgen. „Beneath“ darf höchstens vorexerziertes Recycling betreiben.
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