Kartoffelernte klingt alles andere als aufregend. Für Dominic (Callan McAuliffe) ist es aber eine gute Gelegenheit, das Geld für sein heiß ersehntes Auto zusammenzukratzen und gleichzeitig noch etwas für den Umzug nach Boston zu sparen, den er mit seinem Kumpel Casper (Emory Cohen) schon lange plant. Casper verdient sein Geld währenddessen mit Medikamentenschmuggel über die kanadische Grenze, die er zusammen mit seinem Vater Clayton (Aidan Gillen) und seinem Onkel durchzieht. Wenn die beiden Jungen nicht arbeiten, machen sie das, was auch andere Jugendliche in ihrem Alter machen: Sie ziehen durch die Gegend, feiern und treffen sich mit Mädchen. Als Caspers Onkel allerdings bei einer Grenzüberquerung mit einer hohen Menge rezeptpflichtiger Medikamente erwischt wird, gerät das bis dahin ruhige Leben der zwei Freunde vollkommen aus den Fugen.

Für Regie und Drehbuch dieses Coming-of-Age-Independent-Films zeigen sich Aaron Gaudet und Gita Pullapilly verantwortlich, die nach ihrem Dokumentarfilm „The Way We Get By“ mit „Beneath the Harvest Sky“ ihr Spielfilmdebüt feiern. Leider mangelt es ihrem Werk an der Energie und Kraft anderer amerikanischer Erstlingswerke, die wie in Jeff Nichols’ „Shotgun Stories“ und Evan Glodells „Bellflower“ förmlich vor Spannung und Emotionen brodeln. „Beneath the Harvest Sky“ ist dafür zu brav, zu verhalten; selbst die Stimmung des kleinen Dorfes nahe der kanadischen Grenze fängt der Film viel zu selten ein – obwohl es hier fernab vom großen amerikanischen Traum nichts außer den prägenden Kartoffelfeldern gibt. Auch die Chemie zwischen den Charakteren stimmt nur selten: Dominics und Caspers Frauengeschichten fungieren lediglich als Lückenfüller, Gaudet und Pullapilly erzählen sie belanglos und trivial, um den Film somit unnötig auf seine knapp zwei Stunden zu strecken. Im Laufe der Zeit stört es zudem, dass jede Geschichte der vorkommenden Personen bis aufs kleinste Detail zu Ende erzählt werden muss. Wie einem Kleinkind wird dem Zuschauer alles zurechtgeschnitten und teilweise sogar vorgekaut. Interessantes Kino sieht anders aus.

Was Gaudet und Pullapilly aber tatsächlich gelingt, ist, Lust auf besseres amerikanisches Independent-Kino zu schüren: Man träumt sozusagen vom Gourmetkino. „Beneath the Harvest Sky“ ist aber bestenfalls so aufregend wie die trockenen Kartoffelfelder im Film selbst. Kartoffelkino könnte man auch sagen. Wem’s schmeckt.

Meinungen

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