Zwei alte Männer sitzen nackt im Pool und quatschen über das Leben. Dann wandert der Blick des einen plötzlich ans andere Ende des Schwimmbeckens – und der Blick des zweiten folgt ihm sogleich: Dort steht sie, die wunderschöne, perfekte, prächtige Miss Universe, splitterfasernackt präsentiert sie ihre prallen Brüste, ihren Apfelpo. „Sie ist Gott!“, bricht es aus dem einen heraus. Diese zwei alten Männer sind Michael Caine und Harvey Keitel. Oder besser gesagt: Fred, ein extrem erfolgreicher Dirigenten-Greis und Mick, ein Hollywood-Drehbuch-Senior. Sie sind auf Thomas Manns „Zauberberg“ gereist, um dort über den Tod, die Liebe – und die Jugend zu plaudern.

Paolo Sorrentino stilisiert also nach seinem letzten Cannes-Erfolg „La Grande Bellezza“ erneut alte Herren, aber dieses Mal nicht in Bella Roma, sondern in den idyllischen Schweizer Alpen. „Ewige Jugend“ ist eine zynische Ode an die Jugend und die Schönheit, in der jedes kleinste Detail perfekt durchchoreografiert ist. Die Bilder, die Konversationen, die Figuren. Dann dreht sich das Bühnenkarussell, während im Hintergrund die schönen reichen Wellnesshotelgäste tanzen; das Kuh-Orchester muht im Takt, als Fred auf einem Baumstumpf Platz nimmt und beginnt, die Natur zu dirigieren. Alle reihen sich ein in den einheitlichen Saunamarsch.

Es ist genau dieser Mut zur Übertreibung und Stilisierung, zum absurden Kitsch-Spektakel, der Sorrentinos Drama so fabelhaft macht – wie der italienische Filmemacher darin einfach noch weiter an seiner eigenen Handschrift schraubt und dreht. Es ist der Zauberberg des 21. Jahrhunderts, ein Wellness-Designer-Hotel, in dem die internationale Crème de la Crème aus der Promiszene ihre Seele und ihre Körper baumeln lassen, ihr Rückzugsort, ihre Flucht aus dem Alltag, der sie so sehr belastet. Fred trauert um seine geliebte Ehefrau; Mick arbeitet mit seinem jungen Hipster-Team an seinem letzten großen Film; Freds Tochter Lena (Rachel Weisz) wurde gerade von ihrem Mann wegen eines tussigen Popsternchens verlassen; Schauspieler Jimmy (Paul Dano) ist genervt, dass er immer auf ein und dieselbe trashige Blockbusterrolle reduziert wird.

Allesamt haben sie’s also extrem hart im Leben – und müssen sich deshalb erst einmal mit Schlamm durchkneten lassen, den Stress herausschwitzen, über weite Wiesen wandern. Und am Ende gibt Fred dann eben doch jenes Konzert für Queen Elizabeth II., das er ihr so lange zu verweigern versucht hat. Er dirigiert sie noch einmal, seine „Simple Songs“, die er vor vielen, vielen Jahren für seine Frau komponiert hat. Das ist dann seine persönliche Erinnerungsarbeit, vielleicht gar Trauerarbeit, um mit dem Schmerz des Alterns zurechtzukommen. Und genau diese Melancholie – jenseits aller Albernheit – macht aus „Ewige Jugend“ einen wunderbaren Film.

Meinungen

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