Manchmal fragt man sich, warum man sich gewisse Sachen überhaupt antut – speziell solche, von denen man im Vorhinein nichts Gutes erwartet und alle Zeichen klar darauf deuten, dass ein frustrierender Zeitvertreib ansteht. „Der Kaufhaus Cop 2“ ist in dieser Hinsicht ein besonders prägnantes Beispiel. War der Vorgänger schon eine peinliche Fundgrube an Fat jokes im Mantel eines saftlosen „Stirb Langsam“-Abklatsches, gräbt sich Regisseur Andy Fickman nun mit Schwachbrüstigkeit in noch tiefere Humorlöcher. Von Anfang an wird man dabei mit einfallsloser Formelhaftigkeit bombardiert: Paul Blart (Kevin James) ist ein dicker, schüchterner Tollpatsch aus New Jersey, der sich stets um Kopf und Kragen redet sowie von seiner Frau verlassen wird. Und da dies noch nicht reicht, wird auch noch seine Mutter von einem Milchwagen überfahren – nach diesem ersten von vielen platten Running Gags muss man sich also keine Hoffnungen auf originelle Späße machen. Weiterhin wird mit austauschbaren Piano-Streicheleinheiten um Sentimentalität gebettelt, wenn Blart an seinem undankbaren Arbeitsplatz als einsamer Kaufhaus-Sicherheitsmann herumschlendert.
Letzteres etabliert zudem den emotionalen Anker des Films, an dem Blart voller Selbstmitleid versucht, die Einsamkeit seines Lebens zu bestehen und dann doch noch mit den vereinten Kräften seiner Leidensgenossen den Tag zu retten. Daneben gibt es noch seine natürlich ebenfalls dicke Tochter Maya (Raini Rodriguez), die in der Misere ihres kontrollierenden Vaters Angst davor hat, ihn alleine zu lassen und ihm deshalb auch verschweigt, dass sie zum Studium auf der UCLA angenommen wurde. Mit diesen dünnen Charakterwerten der Protagonisten geht es dann auf nach Las Vegas, wo Blart zu einer Security-Guard-Expo eingeladen wurde. Doch selbst dort muss er sich seinen Respekt verdienen, auch weil er als neurotischer Einzelgänger nur unbeholfen mit den Hotelangestellten und Kollegen kommunizieren kann. Er vermutet bei jenen nämlich von seiner Berufserfahrung aus durchschaubare Machenschaften, bis sie es selbst glauben. Hotelchefin Divina (Daniella Alonso) zum Beispiel bemüht sich um eine diplomatische Lösung für ein Missverständnis, wobei Blart schon laut „Airbag!“ schreit (ja wirklich!) und damit die Handbremse zieht, weil er Flirtereien von ihrer Seite aus ahnt und aus Bescheidenheit ablehnt.
Sie mag diese Absichten leugnen, doch im Verlauf erkennt er immer mehr mutmaßliche Anzeichen einer Zuneigung, auf dass sie sich schließlich tatsächlich in ihn verliebt. Eben richtig spekulativ und naiv. Denn wie es der Zufall so will, hat sich eine Gruppe von Dieben aus „Hamburg am Main“, angeführt von Standard-Bösewicht Neal McDonough, versammelt, um einige berühmte Gemälde aus dem Hotel zu stehlen. Diese Schurken gilt es mit geballter Fettleibigkeit und Non-Lethal-Weaponry zu bezwingen – doch ehe dieses simple Konzept überhaupt in die Gänge kommt, sind noch weitere dumpfe Charakterentwicklungen sowie wahllos eingestreute Sketche inklusive Product Placement durchzuleben. So beweist sich Blart unter anderem vor seinen stereotypen Kollegen mit seinen Segway-Fähigkeiten, bis er natürlich von einem Auto von der Seite angefahren wird. Währenddessen bandelt Tochter Maya mit dem charmanten, doch blassen und schlecht rappenden Lane (David Henrie) an, der ihr als fast schon visuelles Leitmotiv ständig aufs schicke neue Sony-Handy simst und sie öfters dazu hinreißen lässt, die Autorität ihres Vaters zu unterminieren.
Drum streitet sich Papa mit ihr am Essenstisch, bis sie heulend davon stürmt, während er ein Panini demonstrativ in die mündliche Mangel nimmt – Portionen klischeehafter Ironie müssen in jeder Szene dabei sein, auch wenn nur Kleinkinder über so was lachen werden. Alles läuft auf den kleinsten gemeinsamen Nenner hinaus und baut darauf abwegige Kommentare auf, deren Pointen darin bestehen, jemanden hinfallen oder peinlich im Raum stehen zu lassen. Beispielhaft sei jene Szene genannt, in der Blart vermutet, seine Tochter sei entführt worden, obwohl sie sich nur mal kurz mit Lane trifft, weshalb er einige Wachmänner in sein Hotelzimmer ruft. Diese befragen ihn nach Hinweisen, wobei er sich aber auch über sie beschwert, dass sie ihn nicht ernst nehmen würden. Schließlich ruft Maya ihn doch an und er stellt fest, dass er die Situation komplett fehl eingeschätzt hat und nun wie ein Volltrottel vor versammelter Truppe steht. All das spielt wie der Großteil des Films in blassen Hotelzimmern mit viel zu langer Laufzeit und hat keinen Einfluss auf die Gesamtkonstruktion des Films.
Genauso unstimmig begegnet man auch anderen witzigen Einfällen, wie dem Wachmann, der eine verdorrte Banane in Großaufnahme isst. Der einzige wirksame Lacher stellt sich zur Hälfte des müden Films ein, als nach einer schmalzigen Rede Blarts zu den Reaktionen im Publikum geschnitten wird, wo allesamt ergriffen sind – außer einer, der eingeschlafen ist. Kann man nachfühlen. Danach aber erst kulminiert die Handlung zu etwas Handfestem, als seine Tochter und ihr Beau Lane durch einen mehr als dämlichen Zufall nun wirklich entführt werden, weshalb Blart sie retten und die Gangster nacheinander ausschalten muss. Doch selbst dabei kommt es zu weltfremden Situationskomiken, die in ihrer Dummheit nur noch zum Fremdschämen einladen. So packt sich Blart in einen kugelsicheren Koffer ein, um damit auf einen Fiesling zu rollen, ehe er sich auf der Flucht in eine artistische Eventshow verirrt und dort mit verteidigenden Kicks als Star der Manege beklatscht wird. Bei der Konfrontation mit dem Boss der bösen Buben holt er dann auch seine mickrigen Kollegen zusammen und geht mit Gebrüll zu einem Kampfgemenge über – als wenn es für die Verbrecher nicht einfacher wäre, sie würden ihre gesetzestreuen Widersacher einfach niederballern.
Wohl deshalb gibt es als Strafe zum Happy End noch den schlechten CGI-Effekt einer deeskalierenden Kleisterknarre oben drauf. Das einzig Beachtenswerte aber, das letztendlich von diesem Film bleibt, ist Kevin James’ Hingabe für undynamische und einfallslose Kalauer, Slapstick-Einlagen und schrille Grimassen. Er versucht mit Verzweiflung, den Zuschauer zum Lachen zu bringen – doch der Film um ihn herum gibt sich mit einer Standardisierung seiner selbst zufrieden, die keinerlei Ambition aufbringt, um das zweckmäßige Narrativ mit Leben zu erfüllen. Es darf sich stattdessen nur gelangweilt und gewundert werden, wie Regisseur Fickman jedes komische Potenzial flach aufschlagen lässt und fern jeder nachvollziehbaren Menschlichkeit Peinlichkeiten lanciert.
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