Um einen außergewöhnlichen und doch bodenständigen Zustand geht es in „Dog Lady“, dessen Titel ziemlich genau hält, was er verspricht: eine namenlose Frau (Verónica Llinás), die mit einem Rudel Hunde im Wald lebt. Damit wäre schon fast alles gesagt, doch alleine der inszenatorische Umgang macht hellhörig. Wenn einem nämlich nicht von vornherein bewusst ist, dass eine Inszenierung stattgefunden hat, ließe sich das Werk der Argentinierinnen Laura Citarella und Verónica Llinás als Dokumentarfilm mit gestellten Szenarien interpretieren –ein durchaus legitimes Mittel für jenes Genre. Die Stilmittel zur Wahrhaftigkeit werden dabei durch die Hunde mit Leben erfüllt – wild und frei herumtollend, aber ihrem Frauchen gegenüber doch extrem anhänglich. Dies transportiert Glaubwürdigkeit im stillen Zusammenleben inmitten der Natur, dessen logistische Abläufe und Konsequenzen im Wandel der Jahreszeiten gezeigt werden. Dabei gibt die Aussteigerin in ihrem Handeln kein Wort von sich, bleibt abseits der Gesellschaft, bewegt sich aber trotzdem in ihr herum. Einzelne Bekannt- und Freundschaften hält sie sich noch offen – und so auch den Zugang zu gewissen Ressourcen, um zu bestehen.
Das emotionale Bestehen außerhalb einer geregelten Zivilisation gelingt hingegen ausschließlich durch die unbedingte Zuneigung der Hunde, die sich in jedes Bild drängeln und Schmatzer geben, was von ihr mit liebevoller Pflege und Verständnis quittiert wird. Dadurch entsteht ein hoher Unterhaltungsfaktor, der vom Film in behutsamer Beobachtung fokussiert wird. Ansonsten hält er sich sowieso durchweg am Tempo des Understatements, kommt schlicht und konkret zum Wesentlichen, ohne noch per nachgereichter Erklärung mit Absichten, Deutungen oder gar Urteilen um sich zu werfen, die man mitunter in der bloßen Betrachtung erfährt. So gelingt der Fake-Dokumentation ein Respekt zum Wirken des Subjekts, den manch echte wiederum unterfüttern müsste, insbesondere durch Interviews und die Präsenz eines Narrativs. „Dog Lady“ verbringt hingegen die Zeit mit Impressionen eines Alltags im Abseits und bleibt dennoch kurzweilig darin, wie es sich nun regeln lässt. Mehr ist es nicht und mehr muss es auch nicht sein: ein sympathisches Kleinod der Natürlichkeit, das der Vielfalt des Kinos eine weitere spezielle Note hinzugibt.
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