Til Schweiger ist eine erfolgreiche Sau. Wer etwas anderes behauptet hat entweder keine Ahnung oder lügt. Seine Filme ziehen seit Jahren ein Millionenpublikum in die Lichtspielhäuser und werden, im Gegensatz zu manch anderer Produktion aus Deutschland, gefördert. Auch ich ging, stolz wie Bolle, mit einer gekauften Kinokarte (Pressevorführungen gibt es bei Barefoot-Produktionen nur für ein speziell ausgesuchtes Publikum) in Schweigers neuesten Film „Honig im Kopf“ und war auf vieles gefasst – aber nicht auf eine derartige Tortur. Im Großen und Ganzen unterscheidet sich „Honig im Kopf“ nicht sonderlich von seinen vorherigen Werken: Der Schnitt ist eine einzige Katastrophe, permanent dudelt ein unerträglicher Soundtrack und das Drehbuch bietet mehr Löcher als ein Schweizer Käse. Aber besonders unerträglich ist, dass Schweiger diesen Film noch mehr in die Länge zieht als seine Vorgänger. Ganze 139 Minuten sieht man hier zu, wie Schweiger oberflächlich das Thema Alzheimer behandelt. Wahrscheinlich war es ihm wichtiger, dem Zuschauer alle paar Sekunden einen ulkigen Witz um die Ohren zu hauen. Am besten einen Sex-Witz; die funktionieren immer. Wenn ein tüdeliger, alter Kauz einer Nonne sagt, was man mit Gurken alles anstellen kann, muss das schließlich einfach witzig sein.

Dieter Hallervorden spielt den alten Kauz Opa Amandus und Tils Tochter Emma Schweiger abermals die nur für sie zugeschusterte Hauptrolle. Emma heißt hier Tilda und liebt ihren Opa über alles. Als dieser an Alzheimer erkrankt, versucht sie alles, um ihrem Großvater die verbleibende Zeit so schön wie möglich zu gestalten, inklusive abenteuerlicher Fahrt nach Venedig. Und es muss gesagt werden: Die kleine Emma Schweiger ist in diesem Film gar nicht so fürchterlich wie erwartet. Sie spielt ihre Rolle so gut, wie das schrecklich kitschige Drehbuch das eben zulässt. Am schlimmsten hat es aber die arme Jeanette Hain getroffen: Sie verkörpert Til Schweigers Frau und ist die Bitch des Films. Sie ist die Erste, die sagt, dass Amandus wohl krank ist und ein Arzt konsultiert werden müsse. Außerdem hat sie Niko, den Charakter von Til Schweiger, mit ihrem Boss betrogen. Frau Hain flucht und bitcht sich also durch den gesamten Film. Doch am Ende – so viel sei verraten – wird alles wieder gut. Til lässt eben doch niemanden auf der Strecke. Alle dürfen mal lachen, mal weinen, mal knuddeln. Und in einer Szene winkt auch Udo Lindenberg für genau zwei Sekunden fröhlich in die Kamera und wird dafür im Vorspann genannt. Til kann’s und Til macht’s. Danke dafür.

Meinungen

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Bisherige Meinungen

Timo
31. Dezember 2014
14:16 Uhr

Dafür wirst du im Kokowääh schmoren.

Stefanie
31. Dezember 2014
14:44 Uhr

„Die richtige Filmkritik und Unterhaltungskino aus Deutschland, das geht nicht zusammen.“ (Til „1 1/2 Ritter“ Schweiger)

Yannic
31. Dezember 2014
17:51 Uhr

Der richtige deutsche Film und Til Schweiger. Das geht nicht zusammen. ♥

Frank
12. Januar 2015
18:56 Uhr

Ich fand den Film richtig gut. Mag er auch Fehler gehabt haben, so hat er doch das transportiert was einen guten Film ausmacht: Emotionen. Die Filme von Schweiger mögen handwerklich nicht die Besten sein, aber sie sind die Einzigen aus deutscher Produktion die mich in der letzten Zeit zum Weinen oder Lachen gebracht haben. Halt was ganz anderes „deutsches“ als die pseudointelektuellen Schwachsinnsfilme die durch die nur Filmförderung ihre Darseinsberechtigung haben.

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