Kenji Misumis „Das Schwert der Rache“ bildet den Auftakt der sechsteiligen Serie „Lone Wolf & Cub“, welche auf dem gleichnamigen Manga von Kazuo Koike basiert. Im Rahmen der deutschsprachigen Erstveröffentlichung auf High Definition durch Rapid Eye Movies widmen wir dieser Reihe eine Retrospektive.
„Das Schwert der Rache“, der Erstling der Lone-Wolf-&-Cub-Reihe, funktioniert halbwegs als Etablierung des Charakters Itto Ogamis (Tomisaburô Wakayama), beziehungsweise wie der Verrat an jenem Ronin stattfand und warum er fortan mit seinem Sohn Daigoro den Pfad der Hölle beschreitet. Jene endlose Straße durch das feudale Nippon beherbergt eine stets lauernde Sucht nach Macht, die sich mit Mord und Männlichkeit zu beweisen bemüht und trotz aller Härte unbeholfen grob vorgeht. Regisseur Kenji Misumi illustriert in seiner stilistischen Grundierung allerdings eine Ruhe, welche der Abgeklärtheit seines Hauptdarstellers eindringlich gerecht wird. Deshalb konzentrieren sich die Rückblicke hierin auf das Wesentliche, sprich einer kohärenten Vermittlung von Zeit und Raum – methodisch, aber genau am wunden Punkt treffend. Auch in der Tongestaltung fokussiert er sich dabei einerseits auf die entscheidenden Dialoge zur Intrige des Yakyū-Clans, andererseits lediglich noch auf das stärkste Glied in der Bewegung Ogamis und des Films: das Schwert und sein blutiges Blitzen, eingedeckt von den Schreien seiner Opfer. Hierdurch entwickelt sich im Angesicht der narrativen Struktur eine bewusst geisterhafte Stimmung, welche aber vom behutsamen Aufbau der Aura des Vergangenen an Eleganz profitiert.
Dies spiegelt sich ebenso in den Gewalttaten wieder, welche zwar theatralisch Blut und Körperteile fliegen lassen, der Ronin mit seinem Kind und blanken Gewissen allerdings als schweigsamer Badass über dem Wahnsinn thront. So gelangen sie bald in ein Dorf der Verzweiflung mit plündernden und mordenden Kriminellen, die prahlen und protzen, aber Ogami nicht mal einen Schweißtropfen wert sind. Ihre Forderungen gehen unbeeindruckt an ihm vorbei – jedoch nicht das Leiden der Einwohner, weshalb er unter anderem einer jungen Prostituierten dabei hilft, ihre Ehre vor seiner berüchtigten Person des Shogunats zu bewahren, indem er mit ihr schläft, ehe sie sich durch den Zwang der Halunken selbst zu richten gedenkt. Da dampft es gehörig im Hintergrund, der Beischlaf maßt sich jenseits der selbstverständlichen Zärtlichkeit aber keine Exzesse an, dafür hält Ogami nun mal durchwegs das Timbre des erklärten Beobachters inne. Das mag von außen zwar kalt wirken, zieht aber keinen selbstsüchtigen Nutzen daraus; höchstens ein nächtliches Bad für Reisende wie ihn. Da rollt er auch ganz entspannt zum Showdown hinein und befreit das Dorf vom Abschaum – doch erst sobald dieser ihm ans Leder will (außerdem macht er sich damit als Auftragsmörder verdient). Denn schon hier zieht er danach wortlos von dannen. Er kennt nun mal seinen Weg: endlos durch die Hölle, aber wenigstens fair muss man bleiben.
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