Der Kern einer romantischen Komödie liegt in zweierlei: dass sie zum einen romantisch ist, und zum anderen eine Komödie. Nun interessierte sich Nancy Meyers bislang nicht dafür, Schubladen genrekonform zu füllen – stattdessen interessierte sie die Familie, das Alter, die Liebe; Themen für eine Generation, die Marilyn Monroe und Tony Curtis noch im Kino sah und nun, alt, grau, wie sie eben ist, gerne nochmals, marginal renoviert, sehen würde. Meyers, fünfundsechzig, füllt also das Antiquariat der trivialen, humanistischen Standardschnulzen, indem sie junge, knackige Hüpfer für alte, traurige Dramatiker austauscht; nach Belieben Jack Nicholson, Alec Baldwin, Meryl Streep oder Diane Keaton. Mit „Man lernt nie aus“ reiht sich jetzt Robert De Niro neben Anne Hathaway ein; zwischen Drohung und Versprechen, in einem klassischen, feministischen Wohlfühltheater, dessen Subtilität unter einem Zuckerguss Fahrstuhlmusik brachliegt. Der Schrecken dauert zwei Stunden, mindestens zwei zu viel, er will nichts verändern, er will nichts kultivieren – er ist da, und da sein ist zu viel. Obwohl Rosamunde Pilcher bereits einen Kollaps auslöst, ist Nancy Meyers nichts dagegen.

Die Belanglosigkeit startet, als Ben Whittaker (De Niro) ein Praktikum in der Firma von Jules Ostin (Hathaway) beginnt; einem Zalando-Klon mit Mode für hippe Mittelständler, schnell wachsend, high profit, sicherlich ohne social impact. Das Start-up dient der Identifikation für alle bis einschließlich vierzig, während die Gründerin Fahrrad durchs Großraumbüro fährt und das Team auf Apple-Produkte einhackt. Für alle über vierzig gibt es Ben, siebzig, der in Rene Russos Händen einen Ständer bekommt, gleich am Arbeitsplatz, die jungen Nerds gucken zu und reichen eine Zeitung, damit ihr Bro inkognito bleibt. Ben, der Witwer und Praktikant in einem Programm für ältere Semester; Jules, die Chefin, Mutter und Ehefrau, mit zu wenig Zeit, um alles alleine zu lösen. Beide sind bei Meyers auf traurige Weise füreinander geschaffen, als eine Art Buddy-Pärchen; sogar inklusive „Ocean’s Eleven“-like Einbruch, um eine verunglückte, böse Mail von Jules an ihre Mutter zu löschen. Die Ordnung muss freilich am Ende wiederhergestellt werden, die Ordnung der romantischen Komödie, selbst wenn sie weder romantische noch komische Züge trägt, sondern sich quälender Zoten hingibt. Das Happy End kommt natürlich auch – aber besser wird’s nicht.

Meinungen

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