„For never was a story of more woe than this of Juliet and her Romeo.“ – So beschreibt der Prinz von Verona die tragische Liebesbeziehung zwischen Romeo und seiner Julia im fünften Akt des Shakespeare’schen Klassikers: Leiden-schaftlich und traurig, schlicht fatal. Am Schluss steht keine glückliche Vereinigung, kein Happy End, sondern der grausame Tod der Liebenden. „Romeo und Julia“ ist seit jeher eine der berühmtesten Liebesgeschichten der Welt. Doch wo fand William Shakespeare seine Inspiration? Doch nicht etwa im eigenen Leben? Das Drehbuch-Duo Tom Stoppard und Marc Norman kreiert mit „Shakespeare in Love“ ein mögliches Szenario, wie sich alles im 16. Jahrhundert abgespielt haben könnte. Natürlich extrem dramatisch. Natürlich mit einer ordentlichen Portion Liebe in Shakespeares eigenem Leben. Ein wenig schmalzig, aber doch auch irgendwie schön.

The show must go on, lautet die Devise in Maddens Kostüm-Comedy. Egal, was noch passieren mag, es muss immer weiter gehen – trotz Schreibblockade, verhängnisvoller Liebesaffäre, finanziellen Schwierigkeiten und schließlich auch noch Stimmbruch des Boy actor vor der Premiere. In John Maddens „Shakespeare in Love“ hat der junge William Shakespeare (Joseph Fiennes) kein leichtes Spiel. Er muss all diese Hürden überwinden. Das Theater steht vor dem Ruin; er findet zunächst keine Inspiration für ein neues Stück, bis er die schöne Viola De Lesseps, gespielt von der wunderbaren Gwyneth Paltrow, kennenlernt, die sein Leben bald auf den Kopf stellen wird. Es reicht eine Begegnung und schon ist er ihr völlig verfallen. Er umwirbt sie, folgt ihr, schmachtet sie an und bekommt sie. Zumindest für kurze Zeit, so scheint es. Denn natürlich kann sich eine Lady wie Viola nicht mit einem armen Theatermacher wie Will einlassen. Sie ist bereits Lord Wessex (Colin Firth) versprochen. Wie es sich aber für eine gute Komödie gehört, gewinnt natürlich am Ende die wahre Liebe und im Gegensatz zum Shakespeare’schen Drama geht die Love story zwischen Viola und Will positiv aus. Das Theater gerettet, die Liebenden glücklich vereint.

John Maddens Kostüm-Komödie wurde 1998 mit sieben Oscars ausgezeichnet und verliert auch im Jahre 2014 nicht an Charme. Sie ist romantisch und verspielt. Gekonnt vermischt sie Wahres und Erfundenes. Zeichnet ein glaubwürdiges Bild von Shakespeares Zeit. Der harte Alltag am Theater, die finanziellen Schwierigkeiten und die Kluft zwischen Arm und Reich. Auch die Beziehung zwischen William Shakespeare und seinem Zeitgenossen Christopher Marlowe wird parodiert. Waren die beiden Autoren Feinde oder doch Freunde? Das weiß man nicht so genau, denn über die Person Shakespeare ist nicht viel überliefert. Manch wilde Verschwörungstheorie behauptet, er soll doch eine Frau gewesen sein oder vielleicht gar nicht existiert haben. William Shakespeare, eine Fantasie-Gestalt, die es nie gab? „Shakespeare in Love“ bietet eine fiktionale Alternative, wie alles vielleicht ausgesehen haben und passiert sein mag. Was jetzt wirklich historisch korrekt oder frei erfunden und absurd ist, scheint irrelevant. Denn das ist auch nicht die Absicht dieser Komödie. Stattdessen steht im Vordergrund eine meta-Liebesbeziehung: Die Liebe zwischen Julia und ihrem Romeo auf der Bühne findet in der fiktiven Welt des Films ihr reales Pendant in Will und Viola. Die beiden teilen eine gemeinsame Leidenschaft: das Theater. Dieses führt sie schließlich zueinander und lässt sie die Konventionen und Zwänge jener Zeit völlig vergessen.

Das Happy End gibt es aber natürlich erst nach dem ein oder anderen Chaos. Cross-dressing heißt hier das richtige Stichwort. Wie es zu Shakespeares Zeiten üblich war, durften Frauen nicht auf der Bühne stehen. So mussten junge männliche Schauspieler, die idealerweise noch nicht im Stimmbruch waren, die weiblichen Rollen übernehmen. In „Shakespeare in Love“ wird diese Tradition wunderbar parodiert, indem Viola, als junger Mann verkleidet, den Part von Romeo spielt und zusammen mit Julia, die natürlich von einem Mann verkörpert wird, auf der Bühne steht. Die Parodie geht aber schließlich noch weiter. Am Ende müssen die Rollen noch einmal kurzfristig getauscht werden. Will darf als Romeo seine geliebte Viola als Julia in den Arm nehmen. Im Theater wird die wahre Liebe zwischen den beiden besiegelt. Während Romeo und Julia sterben müssen, hat die eigentlich so eiskalte Queen Elizabeth (Judi Dench!) Nachsehen. Auch sie ist überwältigt von der Magie des Theaters – und natürlich von der Liebe.

Meinungen

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