Was macht eine gute Hochzeit aus? In Deutschland geht es traditionell eher konservativ zur Sache: Es wird oftmals noch kirchlich getraut, dann gegessen, stümperhaft getanzt – und kurz vor Mitternacht entführt der Trauzeuge die Braut, die der Bräutigam dann suchen darf. Letztendlich sind aber alle froh, wenn die Feier zu Ende geht. Doch wie farbenfroh und lebenslustig es auf indischen Hochzeiten zugeht! Zumindest vermitteln uns Filme immer wieder genau diesen Eindruck. In einer gigantischen Sause scheinen alle Partygäste den Spaß ihres Lebens zu haben, während eine blumenhafte Farbenpracht das Bild überflutet und selbst Männer sich komplizierteste Tanzabfolgen merken können. Und genau so wunderschön geht es in „Best Exotic Marigold Hotel 2“ beinahe zwei Stunden zu. Indien wird von seiner besten Seite gezeigt und die alternden Stars genießen jede Sekunde, die sie in diesem Land verbringen. Naja, beinahe jede. Denn jeder hat ein Problem. Und genau wie an den prächtigen Bildern Indiens darf der Zuschauer auch an diesen Problemen teilhaben.

Sonnys Hotel Best Exotic Marigold läuft dabei fabelhaft. Seine Gäste lieben das Hotel und schätzen das freundliche Personal. Daher will Sonny unbedingt expandieren. Ein zukünftiger Geldgeber scheint auch schon gefunden, der das Hotel nur noch von einem seiner Mitarbeiter testen lassen möchte. Sonny glaubt diesen Gast in Neuankömmling Guy (Richard Gere) ausgemacht zu haben. Von nun an kümmert sich Sonny besonders zuvorkommend um das Wohlergehen Guys. Sowohl andere Gäste als auch seine Verlobte Sunaina sind ihm erst einmal weniger wichtig. Ein schwerwiegender Fehler, wie sich herausstellt.

John Maddens zweiter Ausflug ins indische „Best Exotic Marigold Hotel“ ist wieder eine seichte und recht charmante Reise. Zwar haben alle Charaktere ein mehr oder weniger schwerwiegendes Problem – aber wirklich problematisch oder bedrückend fühlt sich der Film zu keiner Sekunde an. Zwar wirken einige Geschichten aufgesetzt und scheinen nur zu existieren, um auf die exorbitante Spielzeit zu kommen. Aber selbst diese kleinen Episoden sind alles andere als schlecht geschrieben und bieten noch immer eine unterhaltsame Note. Generell spielt der Film seinen besten Trumpf, das Starensemble, gekonnt aus. Auch wenn Schwiegermutterschwarm Richard Gere etwas schmierig daherkommt und die Liebesgeschichte mit Sonnys Mutter nun wirklich nicht hätte sein müssen, ist er eine annehmbare Ergänzung für diesen zweiten Teil. Neben den schönen Bildern ist Maggie Smith ohnehin das Highlight dieser Produktion. Ihre offene Abneigung gegenüber so ziemlich alles und jeden wirkt erfrischend und sympathisch.

Trotzdem geht Madden mit „Best Exotic Marigold Hotel 2“ in allen Belangen auf Nummer sicher, sodass ein sehenswerter, aber völlig harmloser Film entsteht. Nach dem Ende des zweiten Teils würde sich ein weiterer Film, der das Ganze zu einer Trilogie führen würde, allerdings unnötig anfühlen. Aufhören soll man schließlich, wenn es am schönsten ist. Oder solange noch alle Darsteller leben.

Meinungen

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