Familienausflüge: ein ewig heikles Thema und obligatorischer Vorgang des Horrors, den keiner gerne vollzieht und dem keiner entgehen kann. Zumindest bis das Konzept Familie eines Tages durch die Generation Yolo obsolet gemacht wird. Bis dahin ist jedoch Wiederholung angesagt, weshalb sich nun auch die Griswolds zurückmelden. Jene amerikanische Rasselbande aus dem Mittelstand versuchte bereits 1983 den Zweitausend-Meilen-Trip zum Freizeitpark Wally World; überlebte Europa, Weihnachten und Las Vegas. Doch wie die Jahre vergehen, wachsen die Kinder von einst zu Erwachsenen heran und brüten ihre eigenen Küken aus. Nun liegt es also an Rusty Griswold (Ed Helms), seine Familie durch dieselbe Erfahrung vergangener Tage zu peitschen. Und somit hätten wir die Prämisse des Sequel–Reboot-Hybriden „Vacation – Wir sind die Griswolds“.
Da sich der Lifestyle unserer Zeit nicht ausschließen lässt, ist Hybrid ein passendes Stichwort – denn Instagram, Facebook und GPS spielen jetzt eine Rolle, helfen aber nicht unbedingt weiter. Wie es sich nämlich für diese tollpatschige Familie gehört, geht alles schief, was schiefgehen kann. Die Regisseure und Drehbuchautoren John Francis Daley und Jonathan M. Goldstein lassen in diesem Sinne auch nichts unversucht, ihre Protagonisten in ausnahmslos peinliche Situationen zu versetzen. Auf dem Roadtrip ins vermeintliche Glück reihen sich zwar gängige Szenarien und Sehenswürdigkeiten aneinander, doch Vater Griswold weiß stets als gut meinender Vollidiot jede Lage in eine Welle der Fremdscham einzutauchen. Mutter Debbie (Christina Applegate) kann ab und an ebenbürtig mithalten, wie auch die Söhne Kevin (Steele Stebbins) und James (Skyler Gisondo) garantiertes Honk-Flair ausstrahlen. Die gesamte Bagage ist somit ein vertrottelter Albtraum ohne geerdete Kontraste.
Zwar ist die Lust zur Urlaubssause zunächst bescheidener Natur, doch ab Beginn der Reise verläuft alles ins Extrem. Sobald das Maß für alle schließlich voll wird, wirkt dies redundant, so oft die Toleranzgrenze schon überschritten wurde. Hier lassen Daley und Goldstein das Geschick von Harold Ramis und John Hughes aus dem ersten Teil vermissen, bei dem jene Grenze mit jedem Malheur kontinuierlich angestaut wurde und sich schließlich zu einem wahnwitzigen Nervenzusammenbruch überlief. Dabei versucht Ed Helms redlich, seinem Filmvater Clark (Chevy Chase) gerecht zu werden und sieht in jedem (auch von ihm verursachten) Anzeichen des Versagens etwas Gutes, nur damit alle glücklich bleiben, obwohl sie es von vornherein nicht sind. Und obwohl die Konstellation im Vergleich zum Original eher wie ein Cartoon wirkt und entsprechend doofe CGI-Effekte liefert, kommt auf diesem Weg zumindest eine Kurzweiligkeit zustande, die sich als Gagparade ad absurdum führt.
Diese neue „Vacation“ will dort überraschen, wo die Griswolds früher noch weltlichere Probleme durchgestanden haben. Und so wird eine genüssliche Drastik aufgeboten, die mit Fäkalien, Genitalien und überraschend vielen Anspielungen auf Kindermissbrauch jede Subtilität vergessen lässt, aber zumindest rasant pointiert. Oder besser gesagt nur halbwegs: Denn manche Zwischenstopps schleppen sich durch recht witzlose Charakterentwicklungen. Zum einen muss sich James langsam darüber hinwegsetzen, ständig von seinem kleinen Bruder Kevin verhauen und beleidigt zu werden, während auch noch die erste Liebe ansteht. Zum anderen steht die Ehe von Rusty und Debbie ein bisschen auf der Kippe, was hauptsächlich mit Sex und Rustys spießigem Verständnis zu tun hat. Demnach versuchen sie, an ungewöhnlichen Orten zu fummeln, wobei immer irgendwas (zudem noch platt sentimental) dazwischen gerät. Das klingt genauso komisch, wie es letztendlich ist.
Ohnehin schöpft sich das Witzpotenzial manchmal nicht so aus, wie es möglich wäre und greift auf altbackene „Simpsons“-Einfälle zurück, während an anderer Stelle die Erwartungen leicht umgekehrt werden, welche den ersten Teil referenzieren oder den Exzess der Blödheit bis zur Ekstase treiben. Auf jeden Fall gibt es irgendwas zu lachen; je nach Anspruch kann die Erfolgsquote dessen aber variieren. Doch im Nachhinein behält man die Nostalgie zur ersten Reise lieber in Erinnerung. Einmaliges zu reproduzieren, hat eben seine Tücken – doch wenigstens bemüht man sich hier nicht zu sehr um brave Routine und kotzt sich richtig aus. Als Film gibt das Ganze aber logischerweise eine eher magere Gestalt ab.
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