Es ist Weihnachten. Die Zeit im Jahr, die man am liebsten bei seiner Familie und seinen Freunden verbringt. Im Krieg sieht das ganz anders aus. Gerade in dieser besinnlichen Zeit wünscht man sich nichts mehr als Normalität und das alte Leben zurück. Auch Richard Campbell, gespielt von Bill Murray, holt diese Wehmut ein. Seine Familie hat ihm eine Schallplatte zum Weihnachtsfest geschickt. Doch wie und wo soll er sich diese im Lager anhören? Als er am Abend dann unter der heißen Dusche steht und in Erinnerungen schwelgt, legt sein Kollege plötzlich die Platte auf. Durch die Lautsprecher des gesamten Lagers hallen die Stimmen von Richards Frau und Kindern. Ein äußerst emotionaler Moment, ein Moment der Ruhe und Geborgenheit. Die zarten Stimmen bringen einen Funken Hoffnung in den harten Camp-Alltag. Richard lässt seinen Gefühlen freien Lauf. Zutiefst traurig und wunderbar sentimental. Aber leider auch der einzige Höhepunkt in George Clooneys „Monuments Men – Ungewöhnliche Helden“.
Der Zweite Weltkrieg ist in den letzten Zügen und es geht jetzt darum, den Schaden zu begrenzen. „Monuments Men“ kümmert sich vor allem um die monumentalen Schätze der Vergangenheit. Immer wieder wird dabei eine Frage in den Vordergrund gerückt: Lohnt es sich ein Menschenleben zu opfern, um Kunst zu retten? Während diese Frage für Frank Stokes (George Clooney) und seine Künstler-Kollegen redundant erscheint – obgleich sie selbst mit Verlusten in den eigenen Kreisen zu kämpfen haben –, wird sie am Ende des Films nicht beantwortet. Vielmehr geht es darum zu zeigen, dass es sich auch für Kunstwerke zu kämpfen lohnt. Denn sie sind das Gedächtnis und ein Spiegel unserer Vergangenheit. Ein interessantes und aktuelles Sujet im Rahmen der gegenwärtigen Kunstraub-Debatte, aber als epische Hollywood-Kriegskomödie nur sehr schwer umzusetzen.
Mit „Monuments Men“ versucht Clooney vergangenen Erfolgen und seinem verschmitzten Sunny-boy-Humor treu zu bleiben. Kriegs-Epos trifft auf Buddykomödie. Allen voran erinnert der Film aber vor allem an die „Ocean’s Eleven“-Reihe. Frank Stokes ist ein intellektueller Kunst-Professor, der sich vor Roosevelt für die europäische Kunst einsetzt, um im nächsten Augenblick eine Kunstkenner-Bande zusammenzutrommeln. Seine Buddys – allesamt in der Tat ungewöhnliche Helden – sollen ihm dabei helfen, die wichtigsten Artefakte vor den Nazis zu retten. Michelangelo, Jan van Eyck, Vermeer, Rembrandt, Monet und viele mehr. Natürlich werden diese Architekten, Museumsdirektoren und Kunsthistoriker nicht von irgendwelchen Unbekannten gespielt. Das Staraufgebot ist riesig: John Goodman, Bill Murray, Jean Dujardin, Matt Damon sind mit von der Partie und für die Frauenquote sorgt schließlich Cate Blanchett als französische Femme fatale Claire. Dazu kommt ein historischer Stoff – schließlich basiert die Geschichte um die Monuments Men auf einer wahren Begebenheit – eine Prise US-Patriotismus, Situationskomik und Wortwitz, und eigentlich sollte einem etwas leichmütigen Roadmovie-Kriegsfilm nichts mehr im Weg stehen.
Aber leider geht die Rechnung von George Clooney nicht ganz auf. Es funktioniert weder der Nazi-Geschichtsstoff, der von den pechschwarz gezeichneten Nazis und den schneeweißen Amerikanern erzählt, noch der seichte Clooney-Humor. Während die schmissigen Kerle in „Ocean’s Eleven“ mit witzigen Sprüchen unterhielten, wirken ihre Versuche in „Monuments Men“ weitestgehend albern. Immer wieder werden dieselben Gags wiederholt. So weiß man spätestens nach der zweiten „Well, it‘s Paris“-Anspielung von Claire, dass Paris die Stadt der unbegrenzten sexuellen Möglichkeiten ist. Aber die Grenze des unangenehmen Humors ist spätestens in der Tretminen-Szene erreicht, als James Granger (Matt Damon) – auf dieser Mine stehend – mit seinen Soldaten-Kollegen eine absurd-unkomische Unterhaltung führt, dass man sich wünschte, die Künstlerbande hätte sich mit Jean Dujardin im stummen „The Artist“ getroffen und lieber völlig auf Wort und Dialog verzichtet. Am Ende dann noch ordentlich Amerika-Patriotismus: Die Stars-and-stripes-Flagge wird über dem Steinbruch gehisst, um die russischen Kommunisten zu begrüßen. Ein paar mehr Bill-Murray-Momente wären schön gewesen, egal ob in der Dusche oder rauchend mit einem jungen deutschen Soldaten, ohne viele Worte, aber dafür mit viel Gefühl.
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