Stellen wir uns für einen Moment vor, was Douglas Aarniokoskis „Nurse“ im träumerischen Schwelgen nach pornoeskem Gore und blanker Fetischerfüllung sein könnte: ein glasiger Lusttropfen an den blutroten Lippen einer Krankenschwester in weißer, so unschuldig scheinender Strapse, welchen diesen mit ihrer Zunge schließlich vulgär aufsaugt – wie die Erektion des Mannes gleich mit. Es folgt Begierde, es folgen Blessuren, ein schwindeliger Orgasmus, es folgt die Gier nach Blut und die Gier, das Leben des scheinheiligen Ehebrechers alias Mann zu beenden. Hieb und stichfest. Mit einem Eispickel, einer Spritze oder doch unter Zuhilfenahme eines Gartenzauns, dessen Latten sich wie Ständer in 3D aufrichten. „Nurse“ sollte pralle Möpse, präzise Kurven und einen exploitativen Koitus zeugen.

Und nun stellen wir uns vor, was Douglas Aarniokoskis „Nurse“ stattdessen tatsächlich ist: ein borniertes Lüftchen postkoitalen Schlafes, aus dem der Körper hervor schreckt, allein, weil der Spuk noch immer nicht vorbei ist und das computergenerierte Blut ungeniert meint, es spritze einfach noch weiter sinnfrei herum. Eigentlich kreiert Douglas Aarniokoski den Analverkehr, den wir nie haben wollten. Vor allem nicht mit jener Paz de la Huerta, die als lesbische Konkubine Abby Russell im All Saints Memorial Hospital vor allem arbeitsselig eine Schlüpper-freie Zone einführt (neben anderen Dingen; wobei Prüderie die Kamera übernimmt und daher selten viel Genitalien zeigt). Ihre laszive Mimik (?) fordert ohnehin eher eine Art schaulaufende Groteske, doch nimmt die Lust derer aus – damit der ganze Blödsinn letztlich nicht mal mehr zum Schnauben verleitet.

Im Leben geht es vor allem um Entscheidungen, meint Abby Russell einmal. Inkludiert dies ebenso die Entscheidung, „Nurse“ als psychopathische Extremgurgelei und -strangulierung der eigenen soeben übelst penetrierten Geschmacksnerven zu verstehen? Oder spricht der ausgelutschte Sexdrops ihrer Artikulation (mit endlos langen Vokalen) viel eher dafür, nicht alles gar so ernst zu nehmen und besser gleich zu vergessen? Fraglich, denn Paz de la Huerta scheint ihren Charakter erst gefunden zu haben. Womit der Erguss weitergeht.

Meinungen

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