Die angehende Regisseurin Sunhi (Jeong Yu-mi) kehrt in Hong Sang-soos „Our Sunhi“ an ihre alte Schule zurück, um ihren ehemaligen Professor Choi (Kim Sang-joong) um ein Empfehlungsschreiben für eine amerikanische Schule zu bitten. Dieser willigt sofort ein, der schönen Sunhi ein Schreiben aufzusetzen, welches aber überhaupt nicht zu deren Zufriedenheit ausfällt: Kaum ein gutes Wort verliert ihr Professor über sie. Verärgert sucht Sunhi bei einem Essen das Gespräch mit Choi und bittet ihn, ein neues Schreiben zu fertigen. Nach einigen Gläsern Bier willigt dieser schließlich dazu ein, was aber wohl weniger an Sunhis Qualitäten als Filmemacherin liegt, sondern an der Tatsache, dass er sich in die junge Frau verguckt hat.

Später läuft Sunhi zufällig auch ihrem Ex-Freund Munsu (Lee Sun-kyun) und einem ehemaligen Kommilitonen (Jung Jae-young) über den Weg. Genau wie zuvor geht Sunhi mit beiden etwas trinken. Und auch diese zwei verlieben sich Hals über Kopf in die Frau, die von ihren vielen neuen Verehrern noch keine Ahnung hat.

Das moderne südkoreanische Kino ist seit Jahren in aller Munde und darf ohne Frage zum mutigsten, aufregendsten und packendsten weltweit gezählt werden. Aber wo Regisseure wie Park Chan-wook, Kim Jee-woon oder Bong Joon-ho perfekt durchgestylte Momente aneinanderreihen, stellt Filmemacher Hong Sang-soo eine Kamera auf, lässt diese fünfzehn Minuten laufen und filmt seine Charaktere dabei, wie sie sich alles von der Seele reden. Was anstrengend klingt, funktioniert ausgezeichnet. Anders als die quälend langen Einstellungen in Tsai Ming-liangs „Stray Dogs“ wirkt dies auch zu keinem Zeitpunkt gewollt künstlich inszeniert. Vielmehr schafft es Hong dadurch, den Zuschauer sehr schnell in das Geschehen zu ziehen und seine Charaktere innerhalb weniger Minuten hervorragend vorzustellen. Was andere Filme in knapp neunzig Minuten kaum schaffen, gelingt „Our Sunhi“, bevor ein Bier komplett geleert wurde. Alleine das macht diese kleine koreanische Perle sehenswert. Dass der Film außerdem ganz clever sowohl mit seinen Charakteren als auch mit dem Zuschauer spielt, ist ein gern gesehener Bonus. Kino aus Korea muss eben nicht immer Rache und Tempo sein. Es kann auch wundervoll sein, dabei zuzusehen, wie sich zwei Menschen betrinken. Prost.

Meinungen

Teile uns deine Meinung zu „Our Sunhi“ mit. Die Angabe eines Namens, einer korrekten E-Mail-Adresse sowie der Kommentartext sind verpflichtend. Alle Meinungen werden moderiert.

Kinostart: 14.09.2017

Mr. Long

In seiner neunten Berlinale-Teilnahme schickt Sabu Rindersuppen in den Wettbewerb.

Kinostart: 27.07.2017

Django

Étienne Comars Debüt eröffnet mit einem Porträt über Django Reinhardt die 67. Berlinale.

Kinostart: 06.04.2017

Tiger Girl

Jakob Lass’ dritter Langfilm zeigt erneut befreites, deutsches Kino basierend auf einem Skelettbuch.

Kinostart: 09.03.2017

Wilde Maus

Josef Haders Debüt als Regisseur ist ein harmloser Film über Kommunikation und Schnee.

Mr. Long

Sabu, Japan (2017)

Zerbrochene Leben und einstürzende Neubauten: In seiner neunten Berlinale-Teilnahme schickt Sabu Rindersuppen in den Wettbewerb.

Wilde Maus

Josef Hader, Österreich (2017)

Selbstmord durch gefrorenes Wasser: Josef Haders Debüt als Regisseur ist ein harmloser Film über Kommunikation und Schnee.

Occidental

Neïl Beloufa, Frankreich (2017)

Italiener trinken keine Cola! Neïl Beloufa verzettelt sich in seinem chaotisch-absurden Kammerspiel-Debüt.

Tiger Girl

Jakob Lass, Deutschland (2017)

Freiheit durch Reduktion: Jakob Lass’ dritter Langfilm zeigt erneut befreites, deutsches Kino basierend auf einem Skelettbuch.