Michael Tullys „Ping Pong Summer“ beginnt, als Eigelb im Gesicht seines Protagonisten explodiert. Welch Einstand, durchaus. Da schlurft der 13-jährige Mittelstandswonneproppen Rad Miracle (straight lethargisch: Marcello Conte) in die Küche, will in ein schön hart gekochtes Ei beißen – und weil ihm die Zeit zum Warten zu schade ist, bis das Wasser im Topf endlich kocht, steckt er das rohe Ei halt kurzerhand in die Mikrowelle. Und nach der Pellung schiebt er es sich in den Mund. Blöde Idee: Denn das Eigelb schießt ihm flutschend heiß in sein reines Babyface. Daher geht der Trip nach Ocean City, Maryland irgendwann um 1985 mit Verbrennungen los, mit Run-D.M.C., steif-engen roten Hosen, 1,21 Gigawatt und Tischtennis. Das spielt die Jugend da noch – sogar einigermaßen begeistert. Ach ja: Sommer ist auch. Daher der Titel, „Ping Pong Summer“. Aus dem Mief der Schulkantinen hinaus in die Wildnis des wahren Boardwalk-Lebens, noch bevor die Highschool beginnt.
Soll dies aber tatsächlich jenes Jahrzehnt des knallbunt-versprengten Anti-Stilbewusstseins abbilden und der chaotischen Liebeleien inmitten sanften Händchenhaltens, während nebenan der Punk poltert oder Bass protzt? Michael Tully präsentiert das spätere amerikanische Fast-Food-Imperium noch in kruder Maßlosigkeit und mit gewiss-absurder Werbespot-Ästhetik, sodass wir durchaus – egal, ob nun Kind der Achtziger oder nicht – darin schwelgen können. Wirklich gewieft setzt er jedoch nur den abschließenden Ping-Pong-Kampf zwischen Rad und dem bornierten Rich Kid Lyle Ace (Joseph McCaughtry) um, der endlich wirklich von Saus und Prall des zarten Tischtennisballs erzählt. Dort, in der von Mythen und Märchen umwobenen Spielhalle Fun Hub, passiert in den Köpfen seiner Jugend der Landeier eben doch etwas, fernab vom reinen Retro-Flair, den Tully exzessiv und exemplarisch vorgaukelt. Dabei waren die achtziger Jahre mehr als reine Memoiren: Sie waren Lebensgefühl für eine ganze Generation.
Gerade in den zu eng charakterisierten Randfiguren schimmert mehr durch, als „Ping Pong Summer“ schließlich einlösen kann (und was es da nicht alles gibt: unter anderem die Gothic-Schwester sowie die Hippie-Verwandten). Selbst Susan Sarandon – eigens eine Art Ikone des Sports, ist sie doch Teilhaberin einer Ping-Pong-Kneipen-Kette – darf als verschrobener White-Trash-Mentalcoach nur bewegungslos herumdösen. Für über 90 Minuten zu viel der belanglosen Verballhornung.
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