Einem Jungfilmer kann man verzeihen, wenn er am Anfang seines cineastischen Interesses auf kultigen Zynismus im Stile etlicher Tarantino-Nachahmer schaut, bei dem Gangster oder Killer als Protagonisten mit irren Plots und grotesker Gewalt herumhantieren. Etwas schwieriger wird es bei einem inzwischen gestandenen Künstler wie Alex van Warmerdam, der zuvor mit „Borgman“ Furore machte, sich nun allerdings dem von vornherein abgeklärten Humor einer schwarzen Komödie unter jenen oben genannten Bedingungen hingibt. „Schneider vs. Bax“ hetzt zwei Auftragskiller gegeneinander auf, die sich im Schilf treffen sollen, doch stets von urigen Figuren unterbrochen werden, mit denen sie sich zuerst befassen müssen. Das geschieht in greller Sommeroptik, austauschbar wie das Gros des europäischen Gefälligkeitskinos, und bemüht lakonische Sprachfertigkeit für Wendungen, die keinerlei Funktion außerhalb der Laufzeitfüllung erheben und teilweise schneller vergessen werden, als man glaubt.
Das Kalkül zum Kultobjekt lässt den Film zudem durch schwache Pointen mäandern, die in einem anderen Jahrzehnt als provokant gegolten hätten, nun allerdings wie die Resteverwertung vom Erbe Dick Maas’ wirken und sich sogar selbst darin langweilen. Nun ist die Inszenierung von minimalistischen Actionszenen noch souverän und die Erfassung einzelner Abläufe in ihrer formalen Strenge so kohärent wie glatt gelungen – allerdings bleibt es bei einem blassen Vergnügen, das in seinem Menschenbild nur schwer zur Identifikation beiträgt. Bax’ Tochter Francisca hat Depressionen? Einfach einen Gag draus machen, ob sie Müsli statt Drogen haben möchte. Nimmt Bax (van Warmerdam selbst) jene Drogen? Kann man doch einen unausgegorenen Gag mit Halluzinationen bringen. Ist Bax’ Vater geil auf junge Mädchen und legt sogar bei seiner Enkelin Hand an? Dann kann man ihn auch nach zwei Szenen brutal durch sie abstechen lassen, was im Nachhinein kaum weiter erwähnt wird oder emotionale Auswirkungen hat.
Immerhin wird in solchen Momenten deutlich, welch kaputte Familienkiste bei diesem ansonsten belanglosen Exkurs ins Vermutet-Abgefuckte injiziert wird. Als Kontrast ist das Verhältnis von Schneider (Tom Dewispelaere) zu seiner Familie himmlisch normal, obgleich er diese in seinem Handeln von vorne bis hinten belügt. In Sachen Bax kommen die Karten immerhin direkter auf den Tisch und dem Film kann eine Sympathie zur initiativen Verarbeitung von internen Problemen angerechnet werden, obwohl sich Bax diese natürlich anfangs noch verschleppt. Fernab dessen bleibt der Film Träger eines plumpen Zynismus, dessen letzte Note des Verständnisses ebenso Exploitation bedient. Seine Kettenreaktion der Ereignisse dürfte vielleicht für ein besonders anspruchsloses Publikum der Brüller der Frechheit sein, wenn man sich denn darüber amüsieren kann, wie einfach jemand hinfällt oder ins Wasser plumpst – als filmische Einheit bleibt es aber nur ein beliebiger Schwächling.
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