An Ray Millands vitaler, unter Strom stehender Körpersprache liegt es, dass „Spiel mit dem Tode“ (ein wesentlich pointierterer englischer Originaltitel: „The Big Clock“) sich durch eine magenbittere Geschichte windet, die an der Schnittstelle von Ernst und Unernst Vitalität, ebenso wie spöttische Kommentierfreude entlang der Geschlechter verströmt – dieser Film noir, er ist gewiss nicht dunkel, sondern unnatürlich naturalistisch, er siedelt sich gewiss nicht in verengten Räumen an, sondern in ausladenden Hallen; er mauschelt und trickst, er schnippt mit dem Finger, während gleichzeitig das Auge der Regie flirtet, ganz, ganz breitbeinig, lasziv, sexy. In beachtlicher Geschwindigkeit spult der Film ein Pensum an diffizilen Suspense-Minidramen ab (der Protagonist jagt sich quasi selbst in einer internen Ermittlung), indem er den Zuschauer entscheidend in die Rolle des allwissenden Beobachters zwingt: Wir wissen, was war, und versuchen gemeinsam mit unserer Identifikationsfigur (Milland) zu verhindern, was sein wird. Wir versuchen, gemeinsam den gesuchten Hut verschwinden zu lassen, den Taxifahrer aufzusuchen, den einzigen Beweis zu ergreifen.

Der Gegenspieler in diesem herrlichen Reigen kniffliger Umstände verhält sich diametral zu seiner monströsen, einnehmenden Erscheinung – stets versucht er, die Schuld subtil an seine Mitarbeiter eines Hochhausgebäudes weiterzureichen. Charles Laughton spielt ihn in jeder Pore als einen üppigen, theatralischen Ego- und Machtmenschen, was die Spannung erhöht und die Schuld drosselt. Sowohl selbstironische Screwball-Allüren als auch die Stilismen des archetypischen Kriminalfilms werden hierbei, in diesem retroperspektiv erzählten Classical-Hollywood-Intermezzo, zum trockenen Kalauer gekreuzt, um einen Blick in eine Epoche, de facto in ein kapitalistisches Ideengeschäft, zu gewähren, das sich, außer jenen Fahrstuhlfrauen, die man nicht ansprechen darf, so großartig nicht verändert hat. Die Metapher der Uhr mag dafür als Zeichen der Zeit, als Fanal für die Beschleunigung der Schuld und für die Entschleunigung der Unschuld doppeldeutig gelten – Tick um Tick um Tick nähert sich das Ende, die Depression, die Erleichterung und der Neuanfang.

Meinungen

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