Wer kennt sie nicht, die lieblichen Schmonzetten, welche in jedem gut sortierten Kiosk mit rosigen Titeln und Mehrwertfotos zum schmachtenden Lächeln des Herzens anfeuern? Klar, vermeiden wollen sie die meisten – doch wenn man sich ihnen einmal anvertraut, erlebt man eine abwegige Welt der Romantik, die altbackenste Fantasien und feuchte Träume kreiert, Schicksale aneinanderfügt und selbst im Melodram die ewig währende Hoffnung auf die Bestimmung der Liebe weckt. Nichts anderes verbirgt sich hinter dem Werk des Autors Nicholas Sparks. Und die aktuellste von vielen filmischen Adaptionen seiner schwülstigen Ergüsse, The Best of Me – Mein Weg zu Dir“, inszeniert von Michael Hoffman („Gambit – Der Masterplan“), stellt da keine Ausnahme dar. Sie bricht die Messlatte inszenatorischer Verklärung sogar so weit in Biederkeit herunter, dass man sich ob der hanebüchenen Konstruktion des Narrativs und seiner dennoch prävalenten Wunschtraumerfüllung für ein Fest des Stumpfsinns begeistern darf. Ein Guilty Pleasure, kann man auch sagen.

So begegnen wir dem wohlgeformten und bescheidenen Hünen Dawson (James Mardsen), der in seinem Job auf einer Bohrinsel zwar die Muskeln spielen lässt, aber gerne auch zu Büchern von Stephen Hawking greift. In ihm steckt ungenutztes Potenzial, doch sein versichernder Blick zu den Sternen offenbart bereits die Sinnhaftigkeit seines Bildungsunterfangens, obwohl jene kosmische Bindung hauptsächlich zum Herzen seiner alten Flamme, Amanda (Michelle Monaghan), genutzt werden will. Die lebt zwar glücklich mit einem Teenager-Sohn und einem eher distanzierten, Wein trinkenden Ehemann zusammen – doch irgendwas fehlt ihr. Vielleicht der Geist von früher? Bevor man in den bonbonfarbenen Establishing shots und Piano-Klängen austauschbarster Sehnsuchtsdramaturgie um Subtilität bangen muss, explodiert aber bereits Dawsons Ölturm, weshalb er einigen Kollegen das Leben rettet, aber lebensgefährlich ins Meer geschleudert wird. Wo ihn eine Vision der jungen Amanda aus dem Blumenbeet erreicht.

Wie sich danach zufällig herausstellt, ist von diesen beiden Seelen der beste Freund von einst, der weise alte Tuck (Gerald McRaney), jüngst verstorben, hat ihnen allerdings die alte Scheune rund ums Bayou vermacht, in der sie ihre besten Jugendjahre miteinander verbracht haben. So wie sie das Schicksal erneut zusammenführt, erleben wir dann auch selbstverständlich per Rückblende, wie alles seinen Anfang nahm: damals, 1992, wo allesamt „Whoomp! (There it is)“ von Tag Team aus den Boxen raushauen und ansonsten nur in Lokalitäten der mittelamerikanischen Zufriedenheit abhängen. Nur eben der junge Dawson (Luke Bracey) nicht – er ist zwar einer der knackigsten Burschen der Stadt, weiß aber nicht, wie man Mädels anspricht; dafür aber, wie man Autos repariert. Und obwohl er gezwungenermaßen nicht mehr zur Schule geht, büffelt er weiterhin freiwillig Bücher mit dem Titel „Physik“ in seinem kaum leistungsfördernden Heimathaus.

Wie direkt aus „Road House“ (1989) eingeflogen, gestaltet sich dies als Hort schmieriger Rednecks, vom herumhurenden und schlagenden Vater bis hin zu Meth kochenden Brüdern. So ein cleverer Schönling wie Dawson fühlt sich sichtlich deplatziert und strebt nach Höherem, hadert jedoch mit seinem gesellschaftlichen Status unter Assis. Doch aus jedem Unglück wächst in diesem Film doch noch ein Wunder. Da Dawson nämlich als Karrenflüsterer ein gutes Händchen beweist, gerät er über Umstände in die Arme der jungen Amanda (Liana Liberato). Sie gewinnt pausbäckig und keck sein Herz; auch weil er nicht so selbstsicher daherredet wie alle anderen Boys, aber dennoch deren eingeölten Muckiaufbau vorweist – und somit fotogen Unkraut jäten kann. Nach der letzten Prügelerziehungseinheit seines Vaters zieht es ihn zudem in jenen Schuppen Tucks, der ihn unter seine Fittiche nimmt; wohl wissend, dass er Probleme, aber auch ein gutes Herz hat.

An diesem Treffpunkt entfaltet sich jedenfalls das bewährte Einmaleins der melodramatischen Romanze unter Jugendlichen. Während Dawsons Vater seinen Besitz mit Gewalt zurückzerren will, steht Tuck für seinen Schützling ein – und auch Amanda weiß ohne weitere Erklärung schnell vom neuen Aufenthaltsort ihres Liebsten. Sie verbringen hauptsächlich glückliche Momente der Zweisamkeit und jungen Liebe, auch auf dem stets mit Sonnenstrahlen eingedeckten Wasserturm der Stadt. Zusätzlich erhalten sie aber noch von Tuck eine Geschichte über den Zweiten Weltkrieg auf den Weg, im Stil von Robert Shaws Auftritt in „Der weiße Hai“. In jener Fabel theorisiert er die unerklärliche Verbundenheit zu seiner Frau in Zeiten der Not, die ihm mit der gleichzeitigen Eingebung eines Lieds das Leben gerettet oder zumindest eine Weisung des Schicksals geebnet hatte. Auf diesem Prinzip baut sich dann auch der weitere Verlauf des Films auf, der unsere beiden Protagonisten im Wechselspiel von Jung und Alt an die Vergangenheit erinnern und eine eventuelle Bestimmung erklären lässt, bei der jede Hürde, jede Entsagung und jeder noch so vorhersehbar platzierte Plotpoint eine Bedeutung hat.

Im Wandel ihrer schicksalhaften Jahre werden die bestimmenden Komponenten der Filmgestaltung nicht weniger plakativ und deren Gesten, wie das Schenken von Rosen, auch nicht minder einfältig. Dennoch findet die leicht entschlüsselbare Südstaaten-Seifenkiste ihren Genuss in einfachen Freuden und noch simpleren Entscheidungsmomenten. Der Versuch, Liebe als unantastbare Brücke der Gezeiten zu stilisieren, die von göttlicher Hand und dem Glauben an das Gute geführt wird, lädt dabei zu einer Heiterkeit des Süßlich-Naiven ein, die im Angesicht der inszenierten Ernsthaftigkeit mehr Sympathie aufbringen kann, als das Groschenroman-Prozedere eigentlich verdient hätte. Aber Spaß macht es, wenn man trotzdem lacht – insbesondere bei den nur mäßig versteckten Unebenheiten in der Bild-Ton-Synchronisation oder den planlosen Blenden im Schnitt, welche ebenso selbstbewusst auf den Herzschmerz der übernatürlich verbundenen Generationen pochen, obwohl sie sich eher an Dawsons Bescheidenheit hätten halten sollen.

Doch Regisseur Hoffman setzt (womöglich abgeklärt) genau auf das Potenzial, welches jede Gattung der Zuschauerschaft hier im Idealfall, ohne die Erwartung eines Wunders, verlangt. Eben eine sichere Filmerfahrung für junge Herzen, welche über die mangelnde Authentizität und die manipulativen Berechnungen des Emotionalen hinwegsehen und stattdessen über die schönen Körper ihrer designierten Projektionsflächen schwärmen können, während der Rest bei jeder weiteren Zufälligkeit der Klischees amüsiert die Köpfe schütteln darf. Das ist gleichzeitig Unkraut für die Leinwand wie auch triviale Niedlichkeit zum Knutschen. Natürlich auch, weil es manchmal ordentlich was auf die Fresse gibt und das schicke Pärchen mehr als einmal in der Kiste zum schwitzigen Beischlaf ansetzt. Exploitation in Zuckerwatte unter Cowboy Junkies’ „Sweet Jane“ – ausgerechnet aus „Natural Born Killers“. Kann man im Regal liegen lassen, unbedarft verschlingen oder bei Gelegenheit einfach mit einpacken. Bleibt auch unser Geheimnis, keine Sorge!

Meinungen

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Bisherige Meinungen

Yannic
6. Dezember 2014
10:28 Uhr

Was freu ich mich auf den Film! Das wird ein Spaß! ♥

Stefanie
6. Dezember 2014
12:12 Uhr

Auch auf der Sparks-Skala des Leids eine motivierte 2,5/5. Ich erinnere da nur mal an Diane Lanes Ritt in den Sonnenaufgang bei „Das Lächeln der Sterne“. Natürlich am Strand entlang.

Christian
6. Dezember 2014
13:43 Uhr

Da kann ich (noch) nicht mitreden, was den Vergleich mit anderen Sparks betrifft ;)

Aber bei „Ritt in den Sonnenaufgang am Strand entlang“ muss ich volle Kanne an Harlan denken, nicht wahr Yannic?

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