Mit denen muss es sich doch aushalten lassen, lässt der Titel „The Nice Guys“ vermuten. Gar nicht so weit verfehlt: Mit der Paarung Russell Crowe und Ryan Gosling kommt schon ein reizvolles Techtelmechtel aus der Handschrift von Buddy-Kuppler Shane Black zusammen. Black ist als Experte für den volksnahen Bullenfilm der Achtziger seit „Lethal Weapon“ dem Kodex von Berufsehre und Kumpelzweisamkeit zugetan, doch scheint sich nun, da er diese in die Siebziger verfrachtet, nicht ganz an jenes Jahrzehnt anpassen zu können. Zumindest legt er es auf Allgemeinplätze an, wenn er zum Soundtrack das Classicrock-Radio anschaltet und bunte Pornodeko aufhängt, wie Gosling als Privatdetektiv Holland Marsh auch entsprechende Bärte trägt. Im Milieu der „Boogie Nights“ gerät er ohnehin an einen Fall, der mit seinen Intrigen, Mordanschlägen und Handlangern um eine verschwundene Leinwandschönheit sowie deren auf Zelluloid gebannten Auftritt voller Aufdeckungen der Korruption eher von durchschnittlicher Spannung zeugt. Zumindest bietet dies aber genügend Boden für einen Schlagabtausch unter Kollegen, sobald Jackson Healy (Crowe) die heiße Spur mitverfolgt.
Knochenbrüche und ein ungesundes Verhältnis zum Alkohol zeichnen sich so oder so bei beiden ab, obgleich einer härter als der andere Sachen und Menschen anpackt. Nur in der Kombination ihrer Kompetenzen kommen aber auch Resultate zustande, weshalb sie trotz ihres Zynismus nicht auf Machoallüren pochen können und stattdessen auf die Hilfe von Hollands Tochter Holly (Angourie Rice) angewiesen sind – wenn sie es auch nicht wahrhaben wollen. Vom Beschützerinstinkt abgekehrt, halten sich die Risiken in Blacks Film allerdings zurück, so sehr er diesen auf Kult trimmt und dafür Gags und politische Unkorrektheiten anwendet, die sich mal clever, mal aufgesetzt miteinander verknüpfen. Noch schlapper werden nur noch seine Bewegungen der Wandlung innerhalb seines Duos, einerseits, inwiefern Marsh Verantwortung und Motivation für sein Leben übernimmt, andererseits, wie Healy in seiner Grobheit der Kleinen wegen geringer auf tödliches Haudrauf setzt. Die Anzeichen dessen sind außerdem so spärlich verteilt, dass sie innerhalb des schleppenden Narrativs keine gute Figur machen können.
Dem Film mangelt es ohnehin an Stringenz, da er zudem die Rettung seines Mediums in letzter Instanz entwerfen will, allerdings nur jenes Argument für seine Existenz vorweisen kann, dass er ein fesches Zweier- bis Dreiergespann für sich wirken lässt. Warum kann dieser Pepp sich nicht übertragen – und warum müssen funktionelle Genresignale durchgekaut werden? Die „Nice Guys“ sind trotz R-Rating einfach zu nett mit ihrer Masche, aber solange sie in ihrer Eigendynamik verweilen und beinahe ohne Kamera auskommen, gewinnt das Prozedere an charakterlicher Fahrt, die ein John Cassavetes vielleicht auch spannend im Nachtnebel hätte finden können. Jener hatte sich aber damals schon nicht an die Oberflächlichkeit seines Zeitgeists gehalten, Shane Black dagegen will noch auf den Chic schielen, als würde er Guy Ritchie hinterher eifern. Das geht doch besser! Ganz unwitzig ist er dabei als Veteran kriminalistischer bis actionreicher Comedy aber nicht zugegen – höchstens etwas mutloser, als einem der Hype um den Film glauben lassen will. Retro ist manchmal eben auch keine Lösung.
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