Die Liebe zwischen Mann und Frau klemmt – und damit ebenso ihre Ehe. Also gehen sie, hier mit Namen Ethan (Mark Duplass) und Sophie (Elisabeth Moss), zu einem Therapeuten, der sie auf ein idyllisches Anwesen irgendwo fern der Zivilisation und des banalen Alltags führt. Die Reise soll ihre Liebe reanimieren. Und der von ihnen selbst erwählte Guru (Ted Danson) meint dazu noch, alle Paare würden erneuert zurückkehren. Wortwörtlich. Danach jedoch verändert sich das Konstrukt von Charlie McDowells Debüt „The One I Love“ und aus der bisher so eindeutig verstrickten Rom-Com entsteht eine Art schwereloses Genre-Stück über den Kern jeder Beziehung, welche sich notgedrungen mit der Zeit abreibt, wenn die Ekstase des Neuen nur noch den Pfaden des Alten folgt. Nun könnten Referenzen an zig beliebige Werke folgen, die nicht nur eben jenen gleichen (und hier sehr früh präsentierten) Clou borgen, sondern die Ausgangsprämisse gleich mit: Doch dies würde „The One I Love“ gleichfalls seine Originalität besonders im metaphorischen Element des zweiten Akts rauben. Schließlich will Film noch entdeckt werden.

Regisseur McDowell verwebt die Vorgänge bis zur pflichtbewussten doch redundanten Deus ex machina ohnehin lieber in eine komplexe Untersuchung über das Vakuum des Zwischenmenschlichen – gleich einer extrem simplifizierten Variante von Charlie Kaufmans Doppel- und Verschachtelungsexperiment „Synecdoche, New York“ (2008). Nur wachsen Realität und Fiktion weder rhetorisch noch emotional vollends zusammen, bis der Film darunter hektisch zu atmen droht. Obwohl Drehbuchautor Justin Lader (ebenso ein Spielfilmdebütant) seine Protagonisten als Repliken ihrer arbeitenden Selbst in den Grenzraum auf dem abgeschotteten Lande aussetzt, markiert er damit zu selten eben jene Fallstricke, welche das Paar Ethan und Sophie auseinander trieb. Der Prozess schlägt fehl, weil er schlicht zu kurz kommt. Das mystische „Twilight Zone“-Konzept trägt im gleichen Atemzug entsprechend gen Ende zu sehr auf, als das es des Rätsels Lösung stärken könnte. Was Charlie McDowell stattdessen zeigt und manchmal eher zeigen sollte, sind die zwei Leben zweier Menschen, die einmal eins waren. Mark Duplass und Elisabeth Moss könnten sie beide nicht sensibler porträtieren.

Wer hat nun noch Angst vor Virginia Woolf?

Meinungen

Teile uns deine Meinung zu „The One I Love“ mit. Die Angabe eines Namens, einer korrekten E-Mail-Adresse sowie der Kommentartext sind verpflichtend. Alle Meinungen werden moderiert.

Kinostart: 14.09.2017

Mr. Long

In seiner neunten Berlinale-Teilnahme schickt Sabu Rindersuppen in den Wettbewerb.

Kinostart: 27.07.2017

Django

Étienne Comars Debüt eröffnet mit einem Porträt über Django Reinhardt die 67. Berlinale.

Kinostart: 06.04.2017

Tiger Girl

Jakob Lass’ dritter Langfilm zeigt erneut befreites, deutsches Kino basierend auf einem Skelettbuch.

Kinostart: 09.03.2017

Wilde Maus

Josef Haders Debüt als Regisseur ist ein harmloser Film über Kommunikation und Schnee.

Mr. Long

Sabu, Japan (2017)

Zerbrochene Leben und einstürzende Neubauten: In seiner neunten Berlinale-Teilnahme schickt Sabu Rindersuppen in den Wettbewerb.

Wilde Maus

Josef Hader, Österreich (2017)

Selbstmord durch gefrorenes Wasser: Josef Haders Debüt als Regisseur ist ein harmloser Film über Kommunikation und Schnee.

Occidental

Neïl Beloufa, Frankreich (2017)

Italiener trinken keine Cola! Neïl Beloufa verzettelt sich in seinem chaotisch-absurden Kammerspiel-Debüt.

Tiger Girl

Jakob Lass, Deutschland (2017)

Freiheit durch Reduktion: Jakob Lass’ dritter Langfilm zeigt erneut befreites, deutsches Kino basierend auf einem Skelettbuch.